WEC: Doppelerfolg für Porsche

Porsche zeigt wo Sportwagen gebaut werden!

Zweimal Doppelsieg in der Eifel.

Eine kleine Sensation gab es an diesem Wochenende in der Eifel. Nein, gemeint ist nicht der Porsche Doppelerfolg. Nach dem Doppelsieg in Le Mans vor einigen Wochen gilt man sicherlich nicht mehr als Außenseiter und Neuankömmling in der WEC.

Man könnte auch Temperaturen von um 30 Grad in der Eifel als sensationell bezeichnen. Wir meinen aber die gewaltige Anzahlt von über 62.000 Zuschauern, welche zum 4. Lauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC an den Nürburgring kamen.

Während viele Motorsportserien ums Übelreben kämpfen, ständig neue Regeln erfinden die die Zuschauer nicht verstehen und in Folge wegbleiben, gewinnt die WEC Series immer stärker an Popularität.

 

„In der WEC bekommen Motorsport-Fans „real racing“ zu sehen!“

 

Keine Klappflügel, keine Zusatzgewichte, keine für den auf der Tribüne sitzenden und zahlenden Fan undurchsichtigen Taktikregeln. Der Fahrer mit dem schnellsten Gasfuß steht vorne, so wie Rennfahren in seiner Ursprungsform einmal war und tausende Menschen in den früheren Jahrzehnten an die europäischen Rennstrecken lockte.

 

So bekamen die Zuschauer auf den teils bis zum letzten Platz besetzten Tribünen eine Racing Show der Extraklasse gezeigt. Durch die verschiedenen Rennklassen kam es zu ständigen Überholmanövern. Die übermächtigen Sport-Prototypen der LMP1-Klasse mit teilweise bis zu 1000 PS, müssen auf der nur 5,137 Kilometer kurzen GP-Strecke des Nürburgrings die bulligen GT-Fahrzeuge mehrfach überrunden.

 

Auch in dieser GTE-Pro genannten Klasse zeigt Porsche, wo man in Deutschland Sportwagen baut. Die Zuffenhausener feierten mit dem 470 PS starken 911 RSR Platz 1 und Platz 2 in der Profiklasse. Auf den vom Team Manthey eingesetzten Rennboliden gewannen Richard Lietz (Österreich) und Michael Christensen (Dänemark) vor ihren französischen Teamkollegen Frédéric Makowiecki und Patrick Pilet. Für Porsche war es der erste Doppelsieg in der WEC seit November 2014, als zwei 911 RSR in Shanghai vorne lagen. Richard Lietz ist der neue Spitzenreiter im World Endurance Cup für GT-Fahrer.

 

 

In der LMP1-Klasse hat Porsche mit seinem Doppelsieg die WM-Führung weiter ausgebaut. Der 919 Hybrid scheint nicht nur durch den emotionalen Comeback-Erfolg in Le Mans das Maß der Dinge zu sein. Wobei der Sieg in der Hitzeschlacht am Nürburgring hart erkämpft wurde. Der siegreiche Porsche mit der #17 ging vom zweiten Platz aus ins Rennen und hatte nach 31 Runden eine Minute Rückstand auf das Schwesterauto mit der Nummer #18. Das Fahrertrio Marc Lieb, Neel Jani und Dumas musste aber ab Runde 54 mit insgesamt drei Stop-and-Go-Strafen kämpfen, die alle Siegchancen zunichte machten. Grund war jedes Mal ein fehlerhaft arbeitender Sensor und daraus resultierend ein höherer Benzinverbrauch, als das Reglement erlaubt.

Ab Runde 167 lieferte sich Jani einen packenden Kampf mit den vor ihm liegenden Audi und Marc Lieb konnte in der Schlussphase in einem harten Fight den zweiten Platz erobern.

 

Die Siegfahrer Timo Bernhard (DE), Brendon Hartley (NZ) und Mark Webber (AUS) mussten auf der kurvenreichen Traditionsrennstrecke richtiges „Racing“ zeigen. Von Platz zwei gestartet, verlor man schon in der neunten Rennrunde in einer Neutralisationsphase gut 10 Sekunden. Kurz darauf wird der erste Boxenstopp vorgezogen, weil eine Beschädigung an der Front sich negativ auf die Aerodynamik auswirkte. Nun sitzt Webber hinterm Steuer, des mittlerweile auf Platz sechs zurückgefallenen 919 Hybrid mit der #17. Mit neuer Fronthaube und reichlich Erfahrung, setzt der ehemalige Formel 1 Fahrer zu einer grandiosen Aufholjagd an. Nach einigen weiteren Fahrerwechseln fährt Webber auch die Schlussphase ab Runde 175 im Porsche 919 Hybrid und geht als Erster über die Ziellinie.

 

 

Porsche baut mit der Traumbilanz vom Sonntag seine Führung in der Herstellerwertung der Weltmeisterschaft auf 33 Punkte gegenüber Audi bzw. 95 Zähler gegenüber Toyota aus.

 

 

Stimmen nach dem Rennen:

 

Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender Porsche AG: „Nach dem erfolgreichen Le-Mans-Wochenende sind wir hier mit großen Erwartungen angekommen. Die Zeit seit dem 14. Juni wurde gut genutzt, und wir haben hier heute mit zwei Doppelsiegen in der LMP1- und der GTE-Pro-Klasse gezeigt, wozu Porsche fähig ist. Dazu kann man den beiden Teams und allen Beteiligten nur gratulieren.“

 

Fritz Enzinger, Leiter LMP1: „Beim ersten WEC-Auftritt in Deutschland einen Doppelsieg einzufahren, ist natürlich traumhaft. Die neue Aerodynamik funktioniert sehr gut. Deswegen und mit den Punkten von heute ist unser Ziel ein Stückchen näher gerückt, nämlich die Hersteller-WM zu gewinnen. Dafür möchte ich mich auch bei dem ganzen Team daheim in Weissach bedanken. Wir freuen uns auf die kommenden vier Sechsstundenrennen.“

 

Mark Webber (39, Australien): „Nach Le Mans der zweite Doppelsieg für unser Team ist einfach grandios. Es ist mein erster Porsche Triumph und für Brendon, Timo und mich natürlich ein ganz besonders großer Tag, aber es ist ein Teamerfolg. Die beiden fuhren überragend, wir hatten keine technischen Probleme und haben einen wichtigen Schritt für unsere Performance auf kürzeren Rennstrecken gemacht. Die Verkehrsdichte heute war teilweise wirklich brutal, aber wir haben es geschafft.“

 

Sechsstundenrennen Nürburgring (DE), Rennergebnis:

1. Bernhard/Hartley/Webber (D/NZ/AUS), Porsche 919 Hybrid, 203 Runden

2. Dumas/Jani/Lieb (F/CH/D), Porsche 919 Hybrid, – 1 Runden

3. Fässler/Lotterer/Tréluyer (CH/D/F), Audi R18 e-tron quattro, – 1 Runden

4. Di Grassi/Duval/Jarvis (BRA/F/GB), Audi R18 e-tron quattro, – 1 Runden

5. Davidson/Buemi/Nakajima (GB/CH/J), Toyota TS040 Hybrid, – 3 Runden

6. Wurz/Sarrazin/Conway (A/F/GB), Toyota TS040 Hybrid, – 4 Runden

 

 

FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC, Stand nach 4 von 8 Läufen, Fahrer:

1. Lotterer/Tréluyer/Fässler (D/F/CH), Audi, 95

2. Bernhard/Hartley/Webber (D/NZ/AUS), Porsche 78

3. Dumas/Jani/Lieb (F/CH/D), Porsche, 76

4. Tandy (GB), Porsche & Oreca, 66

5. Bamber/Hülkenberg (NZ/D), Porsche, 58

6. Di Grassi/Duval/Jarvis (BRA/F/GB), Audi, 52

 

Hersteller:

1. Porsche, 184

2. Audi, 151

3. Toyota, 89

 

Text: Bernd Schweickard

© Foto: Bernd Schweickard

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