VW Golf GTI

Eine retrospektive Zeitreise in unsere eigene Jugend.

 

Über 3 Jahrzehnte sollte meine Rückkehr in den Ur-Vater aller Kompaktsportler dauern. Ich war noch ein Lausbub, als mein sportiver junger Vater 1976, 2 Jahre nach der Präsentation, mit einem kleinen weißen Auto mit karierten Sitzen nach Hause kam. Obwohl ich damals altersbedingt noch hinten sitzen musste, war ich von der kleinen Flitzkiste begeistert.

 

Und dann, exakt 34 Jahre später saß ich selbst am Steuer eines GTI. Die Bezeichnung „VW“ und „Golf“ kann man sich sparen. Unter Kennern ist schnell klar, um welches Auto es sich handelt wenn man von einem GTI spricht.

 

Kann der GTI in der nun sechsten Generation dieses Erbe würdig vertreten? Von außen war schnell klar was da für ein Wagen kommt. Schneeweiß, rote Kühlergrillumrandung und innen Recaro Sportsitze mit sehr gutem Seitenhalt im Karodesign. Alles war wie früher, nur saß ich diesmal vorne. Nun war ich der Herr über den 210 PS starken Zwei-Liter-Vierzylinder mit Benzin-Direkteinspritzung und Turboaufladung. Einzig der Sound ist für einen GTI zu brav. Hier würden wir uns mehr akustische Untermalung wünschen, wie es VW schon beim Scirocco ideal umgesetzt hat. Der Antritt ist jedoch mächtig und bissig. Nach nur 6,9 Sekunden sind die 100 km/h erreicht und auf freien Autobahnen gehts weiter bis 240 km/h Spitze. Damit ist er der schnellste GTI aller Zeiten. Und trotz dieser gestiegenen Leistungsdaten, verbraucht er fast einen halben Liter weniger auf 100km, als der Vorgänger. Das nennen wir technischen Fortschritt.

Und hier zeigte der GTI ganz klar, warum er über Generationen hinweg, eine der beliebtesten Fahr- und Spaßmaschinen bei jungen und Junggebliebenen Käufern ist. Die Fahreigenschaften sind sensationell. Der GTI drischt um die Kurven, als wäre er links und rechts in Leitschienen eingehakt. Kein typisches Schieben eines Fronttrieblers über die Vorderräder, kein Reißen an der Lenkung, keine durchdrehenden Räder. Dafür ist die neue elektronische Quersperre (XDS) des serienmäßigen ESP-Systems verantwortlich. Für sportlich geschulte Fahrer erscheint dies im ersten Moment fast langweilig, für jüngere und Normalfahrer ist es ein unverzichtbares Sicherheitsfeature. Dies sagt nicht irgendwer, sondern der VW Motorsportbotschafter Hans-Joachim Stuck. Und er muss es wissen.

 

Derart beruhigt zischte ich über die Autostrada Richtung Paris zur Rétromobile. Der Golf GTI machte so viel Spaß, dass ich zwischendurch von der Autobahn abbog und einen Umweg über die kurvenreichen und verwinkelten französischen Landstraßen nahm. Bequem sitzend, das abgeflachte Lenkrad sicher in der Hand und beide Füße auf der Edelstahl-Pedalerie. Ein Auge auf dem intuitiv zu bedienenden Navigationssystem. Dieses führte mich auch sicher durch Paris und der GTI verwandelte sich auch bei 50 km/h zu einem angenehmen Begleiter.

 

Fazit: Der Golf GTI VI ist das, was er vor über 30 Jahren schon war. Ein Kompaktsportler mit einem sehr guten Preis (ab 26.650 Euro) und Spaß-Verhältnis. Serienmäßig hat er 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, CD-Radio, Klimaautomatik und Parkpilot.

Text: Bernd Schweickard

(c) Foto: Torsten Braun

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