Er ist der Held unzähliger Safaris und auch schon in früheren Zeiten das ultimative Fortbewegungsmittel zahlreicher Freiheitskämpfer in diversen afrikanischen Staaten gewesen.
Der Toyota Land Cruiser, der 2011 seinen 60. Geburtstag feierte, ist praktisch in Afrika aufgewachsen. Zumindest hat es den Anschein. Sein Revier ist nicht der SUV-Boulevard im urbanen Umfeld. Seine Stärke zeigt sich nach wie vor im Gelände.
Toyota setzt bei ihm weiterhin auf einen stabilen Kastenrahmen und Untersetzungsgetriebe, was im Jahr 2012 nur noch den Hardcore-Geländewagen vorbehalten ist. Eine Bodenfreiheit von über 20 Zentimetern und eine Wattiefe von 70 Zentimetern sprechen eine deutliche Sprache – die des Outdoorfreaks.
So baut der Land Cruiser auf dem Leiterrahmen hoch auf, er ist glücklicherweise eine markante Erscheinung geblieben. Wir schwingen uns auf den Fahrersitz hoch als würden wir uns ins Führerhaus einen Sattelschleppers hochziehen. Sofort kommt dieses „Wir müssen raus in die Savanne“-Gefühl auf. Ok, wir sind im Rhein-Main Gebiet, also dann doch nur zum örtlichen Wildpark am Rande der Stadt.
Der 3.0 Liter 4-Zylinder Diesel mit 200 PS läuft überraschend zivilisiert, hat mit dem über 2 Tonnen schweren Land Cruiser aber keine Probleme. Sicher sind Geschwindigkeitsexzesse nicht sein Ding, bei 178 km/h verweigert das Gelände-Urgestein den Vortrieb. Dafür ist er aber auch nicht erdacht und gebaut. Der schwere Aufbau drückt den Land Cruiser in etwas zügiger gefahrenen Autobahnkurven nach außen, schiebt über alle Räder.
Endlich runter vom Asphalt, weg aus der Zivilisation, wir sind frei.
Im Gelände spielt er seine Professionalität voll aus. Der Federungskomfort ist perfekt, hier kann er zeigen was er kann.Die 5-Gang Automatik passt sehr schön zum altgedienten Land Cruiser, ist sie doch aus der gleichen Zeit wie der Rest der Konstruktion. Hier spüren wir es erstmals wieder die wunderbare Gefühl der Entschleunigung. Lässig im khaki-farbenen Adventure Hemd, eine Hand am Lenkrad und in langsamer Fahrt voraus durchs ausgetrocknete Flussbett in Chile. Nun gut, wir sind nicht in Chile und das ausgetrocknete Flussbett ist nur ein von Traktoren völlig ausgefahrener Feldweg, aber wir spüren eindeutig mehr. In diesem kargen Innenraum in dem eigentlich nichts ist, aber dennoch alles. Keine Schalterbatterie, keine hundert Funktionen, aber dennoch charmant. Der Toyota Land Cruiser ist ein 100% ehrlicher Begleiter für die harten Fälle.
Allerdings irrt man, sollte die Meinung aufkommen, nur weil in der Grundausstattung sogar ein Radio fehlt, sei der Land Cruiser preiswert. Für 37.950 Euro in der Handschalter-Version gibt es immerhin eine Servolenkung, Nebelscheinwerfer, ESP, seitliche Trittbretter und das immense Reserverad an der Hecktür.
Der im japanischen Tahara gefertigte Geländewagen-Dinosaurier steht bestimmt nicht bei einem Fashion Freund, der primär über die Maximilianstraße fährt, auf dem Wunschzettel. Dafür umso mehr bei Revoluzzern und diversen Scheichs in Dubai. Es gibt praktisch keine Wüstentour oder einen Shuttle-Service eines Luxushotels ohne Toyota Land Cruiser.
Wer selbst einmal die Sahara durchqueren möchte oder einfach gern mal abseits geteerter Straßen unterwegs ist, kommt am Land Cruiser praktisch nicht vorbei. Er hat seine ersten 60 Jahre gut überstanden und ist heutzutage wohl eines der ehrlichsten Fahrzeuge auf dem Markt. Sollten wir mal wieder in Indiana Jones Manier neue Gebiete erkunden müssen, wäre der Toyota Land Cruiser mit Sicherheit ganz oben auf unserer Wunschliste.
Text: Bernd Schweickard
(c) Foto: Jens Scheibel