Le Mans. Die mitten im französischen Niemandsland gelegene Rennstrecke an der Sarthe, steht mit ihrem 24h-Rennen im ständigen Wettkampf mit den Indianapolis 500 und dem F1 GP von Monaco um den Titel des bedeutendsten Rennen des Jahres, wenn nicht sogar der Geschichte. Und 2014 stehen alle Anzeichen mal wieder auf den oberen Podestplatz, wenn man sich das Line Up näher betrachtet.
Für viel Aufmerksamkeit sorgt natürlich die „Mission 2014. Our Return“ von Porsche, die mit dem Modell 919, einem Hybridrennwagen der mit einem Benziner und zwei Elektromotoren ausgerüstet ist, antreten. Auch wenn Audi die letzten Jahre in Le Mans dominierte, so sehen viele die mystische Verbindung doch eher in der Konstellation „Le Mans – Porsche“.
Der Grundstein für diesen Mythos wurde am Samstag den 13. Juni 1970 gelegt. Nein, nicht weil ich, der Autor dieser Zeilen und Herausgeber des AWR Magazins an diesem Tag geboren wurde, sondern weil der legendäre Rennfahrer Hans Hermann an jenem Samstag zum letzten Mal in einen Rennwagen stieg, in den brachialen Porsche 917 und 24h später den ersten Gesamtsieg für Porsche bei diesem härtesten aller Rennen einfuhr. Im Vorfeld des diesjährigen Rennens und der Rückkehr von Porsche nach 16 Jahren an die Sarthe, trafen wir Hans Hermann zu einem Interview. Alles darüber in der kommenden ePaper-Ausgabe des AWR Magazins 02/14 das ab Mitte Juli im AppStore verfügbar sein wird.
„… der Ickx war in der Kurve schneller als ich, aber ich dachte, in der letzten Runde kann ich ihn überrumpeln wenn ich in der letzten Schikane später bremse, innen reinziehe, über den Curb und mich nach links abprallen lasse. Dann müsste das Auto aufsteigen und ich als Erster auf dem Dach rutschend über die Ziellinie kommen. Das Problem dabei, ich könnte dann Tod sein, da hab ich den Gedanken wieder verworfen …“. Mit solchen Aussagen ließ uns Hans Hermann direkt neben ihm im Cockpit seines Porsche im Jahr 1969 Platz nehmen, als er noch Zweiter wurde. Noch mehr Gedanken und Meinungen von ihm im ePaper.
Dann haben wir noch den Seriensieger der letzten Jahre, Audi. Vor gut 2 Monaten durften wir mit dem Team von Audi Motorsport zur Präsentation des völlig neu entwickelten R18 e-tron ultra in Le Mans dabei sein. Wir berichteten hier. Vor Ort fiel uns auf, das Team um Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich wirkt durch die Siege in Folge nicht ermüdet, sondern eher hungrig und auf einen weitere Triumph fokussiert. Nur zu gerne möchte man wohl die berühmte Sportwagenmanufaktur aus Zuffenhausen, die unter dem gleichen Konzerndach weilt, in ihrem „Wohnzimmer“ besiegen. Audi Werkspilot Tom Kristensen wird ebenfalls alles geben, für ihn geht es um den 10. Gesamtsieg beim Rennen einmal rund um die Uhr.
Als wäre der Zweikampf zweier Konzernmarken nicht schon spannend genug, ist der aktuell größte Gegner die Marke Toyota, die mit dem TS040 bereits die ersten beiden Läufe zur WEC (World Endurance Meisterschaft) souverän gewinnen konnten.
Wie kürzlich verkündet wurde, steigt auch Nissan mit einem neuen Sport-Prototyp in die LMP1 Klasse ab 2015 ein. In diesem Jahr starten die Japaner, die vor 2 Jahren mit dem DeltaWing für Aufsehen sorgten, mit einer WildCard des von der ACO initiierten Projektes „Garage 56“. Ein für neue Antriebe und Konzepte reservierter Startplatz. Der Nissan ZEOD hat nur einen Motor mit drei Zylindern, weil er als Hybrid für den primären Elektroantrieb konzipiert wurde. So soll er beim Rennen als erstes Rennfahrzeug eine komplette Rennrunde elektrisch bewältigen können.
Eine Prognose für das Rennen ist schwierig. Ich denke Toyota wird dieses Jahr sehr stark sein, aber das Herz tippt auf einen Comeback-Sieg von Porsche. Detaillierter, ich sehe den Wagen mit der Startnummer 20 und Mark Webber am Steuer als Sieger und würde es ihm und dem Team auch wünschen wollen.
Ob wir mit diesem Tipp am Ende vorne liegen, oder unsere Bloggerkollegen mit denen wir vor Ort sind, wird sich zeigen. Tom Schwede von „1300ccm“ sieht den Toyota #7 mit den Ex-F1-Fahrern Nakajima und Wurz vorne, Thomas Gigold von „autokarma“ schließt sich dieser Meinung an, aber auch Sebastian Bauer von „passion driving“ setzt auf Toyota, allerdings auf die Startnummer #8 mit den Fahrern Buemi und Davidson, die ebenfalls F1-Erfahrung mitbringen, am Volant. Einzig Lisa Schwarz von „hyyperlic“ setzt auf Bewährtes und sieht den Audi #3 mit Albuquerque und Jarvis vorne.
Wer am Sonntag um 15 Uhr im Champagner des Siegers badet – hier erfahrt ihr es.
Text: Bernd Schweickard
Foto: Bernd Schweickard, Toyota