Der Löwe hat seine Mähne neu gekämmt. Frischer und kraftstrotzender steht er da und will in der Mittelklasse nach über 370.000 gebauten Einheiten neue Beute machen.
Nachdem Peugeot in der Kompaktklasse mit dem 308, der zeitgleich einen neuen Motor bekommt, aber dazu in einem anderen Bericht mehr, sehr viel Applaus für das Design erhalten hat, jüngst mit dem kleinen 108 einen schicken Cityflitzer ins Rennen schickte, soll nun oben auch mehr „Klasse“ rein.
Von außen fällt zuerst der neue Grill auf. Das neue Peugeot „Markengesicht“ stellt sich steil und selbstbewusst in den Wind. Dennoch sinkt insgesamt der cw-Wert auf 0,27 und markiert damit einen Spitzenwert in diesem Fahrzeugsegment. Mittig prangt das Löwenemblem, nun bei den Topmodellen umrahmt von LED Scheinwerfern. Auch hinten gibt es nun LED-Licht, dazu eine überarbeitete Heckschürze und Detailretuschen. Insgesamt ist er mit 4.830 mm ein wenig länger und gestreckter geworden. Das steht ihm gut, macht vor allem dem Kombi, bei Peugeot heißt das „SW“, optisch dynamischer. Wobei Dynamik nicht obern auf der Prioritätenliste der Ingenieure und Designer stand, sondern Reisekomfort. Der große Peugeot soll und will sich als komfortable Reiselimousine nicht neu, aber offensiver interpretieren.
Großzügige Platzverhältnisse garantiert der Radstand von 2,82 Metern. Fondinsassen freuen sich über besonders viel Beinfreiheit, der Abstand zwischen Vorder- und Rücksitzen beträgt stolze 849 Millimeter. Auch das Gepäckabteil kann sich sehen lassen: Der Kofferraum fasst mächtige 515 Liter nach VDA-Norm. Werden die Rücksitze umgeklappt, sind es sogar bis zu 1.381 Liter in der Limousine. Die Kombiversion schluckt 560 Liter bzw. 1.598 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen. Radstand und Sitzabstand bewegen sich auf dem hohen Niveau der Limousine.
Die neuen Peugeot 508 Modelle sind in den vier Ausstattungslinien Access, Active, Allure und GT erhältlich. Bereits die Basisversion wartet serienmäßig mit Elementen auf, die eine Fahrt besonders sicher und angenehm machen: Für die Sicherheit sind beispielsweise ABS, ESP und ASR sowie sechs Airbags an Bord. Elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, eine Berganfahrhilfe, elektrische Fensterheber, Klimaanlage, Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht-Funktion, ein Multifunktionslenkrad sowie eine elektrische Vier-Wege-Lendenwirbelstützte für den Fahrersitz tragen zum hohen Komfort bei.
Der Active verfügt darüber hinaus über 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung und eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik sowie das Sicht-Paket Plus mit Licht- und Regensensor. Der 508 SW ist in dieser Variante außerdem mit einem Panorama-Glasdach ausgestattet.
Ab Allure fahren die Mittelklassemodelle auf 17-Zoll-Leichtmetallfelgen vor. Komfortsitze vorn mit einer ausziehbaren Oberschenkelauflage sorgen für Bequemlichkeit selbst auf langen Strecken. Zum Serienumfang gehören außerdem eine elektrische Feststellbremse, das Keyless-System für schlüssellosen Zugang, das Navigationssystem WIP Nav Plus inklusive Peugeot Connect Box. Die Außenspiegel lassen sich elektrisch anklappen.
Die Ausstattungslinie GT verleiht dem 508 und 508 SW einen besonders sportlichen Touch. Zwei Auspuffendrohre mit Chromblende und stattliche 18-Zoll-Leichtmetallfelgen sind optische Alleinstellungsmerkmale. Technisch überzeugt das Topmodell mit Bi-Xenon-Scheinwerfern und dynamischem Kurvenlicht, einer Einparkhilfe vorn inklusive Parklückenassistent, einem Head-Up-Display und einer Sitzheizung vorn.
Auf der Balearen-Sonneninsel machen besonders der GT für die Fahrt über winklige Kurvenstraßen Spaß und der SW mit seinem Panoramaglasdach, was für Sonnenanbeter perfekt ist.
Es gibt aber nicht nur mehr Ausstattung, sondern auch eine aufgeräumte Ergonomie im Innenraum. Weniger Schalter und Knöpfe, mehr intuitives Bedienen der einzelnen Komponenten. Über einen 7-Zoll Touchscreen sind nun die meisten Funktionen einfach bedienbar. Dem Cockpit hat dieses „Back to Basic“-Design gut getan und es wirkt nun viel wertiger und für die Augen angenehmer. Verbessert und Augenfreundlich auch das farbige Head-up-Display das gut ablesbar ist und über Navigation und Fahrgeschwindigkeit informiert.
Unter der Haube stehen zum Start am 11. Oktober beim Händler drei Benzinmotoren von 120 PS bis zu 165 PS zur Wahl, dazu fünf Dieselmotoren mit einer Leistungsspanne zwischen 115 PS und 204 PS. Einige Motoren werden aber durch Optimierung der anderen Aggregate wegfallen. Neu ist jetzt schon der 1.6 Liter THP Benzinmotor mit 165 PS.
Top-Modell bleibt weiterhin der 508 RXH mit Allrad und Hybridantrieb. Die Kombination aus Benziner und Elektromotor leistet 200 PS und kommt natürlich nicht an den Katalogwert von nur 4,1 Liter Verbrauch heran, aber wir sind damit vor zwei Jahren bei normaler Fahrweise mit rund 5,5 Litern ausgekommen. Und das sehr bequem, hier zeigte der 508 schon seine Langstreckenqualitäten. Auf der Baleareninsel kommt das eher nicht zum Tragen, sonst müssten wir die Insel mehrfach umrunden.
Der neue Peugeot 508 ist sicher mehr als nur eine schöne Alternative zum sonst so gewöhnlichen Einheitsbrei in der gehoben Mittelklasse. Zuletzt zeigte der Franzose sogar beim GTÜ-Report Eigenschaften, die man von einem französischen Modell bislang nicht erwartete. In der Mittelklasse wurde er als bestes Fahrzeug mit den wenigsten Mängeln bei den jüngeren Gebrauchten, die nach drei Jahren erstmals zur Hauptuntersuchung müssen, ausgezeichnet. Er liegt mit einer Mängelquote von nur 2,72 Prozent bei den ein- bis dreijährigen Modellen der Mittelklasse auf Platz eins. Damit überholte Peugeot die etablierte Konkurrenz Skoda Superb und sogar die Mercedes C-Klasse. Gut gebrüllt Löwe.
Text: Bernd Schweickard
(c) Foto: Peugeot (9), Jana Lipovsky
