Früher fiel er auf, weil die meisten Menschen kompakte Fahrzeuge fuhren. Geländewagen, meist grobe, sahen eben auch aus wie ein Geländewagen und wurden von Leuten bewegt, heute zeigt man sich überrascht, die damit auch ins Gelände fahren wollten.
Heute fällt er auf, weil er genau das kann und zwischen den geglätteten SUVs aussieht, wie eine Art Trutzburg.
Der Mitsubishi Pajero, erstmals 1982 vorgestellt, hat eine lange Historie mit vielen Höhen und Tiefen erlebt. Unzählige Rallyesiege, Highlight sicher der mehrfache Gewinn der martialischen Paris-Dakar Rallye. Allrad können die Techniker von Mitsubishi und das seit fast 80 Jahren. Der PX-33 aus dem Jahr 1936 war der erste Allrad PKW aus Japan.
Nun sind wir aber im Jahr 2015 angelangt und nach über 190.000 verkauften Einheiten eines Pajero, muss er sich den heute zählenden Faktoren in einem Autoleben stellen. Aber muss er das wirklich?
Geländewagen werden überwiegend von urbanen City Cowboys gefahren. Da muss man sich anpassen, auch diese Zielgruppe soll möglichst einen Wagen mit den 3 Diamanten im Logo bewegen. Das hat man mit dem Outlander erfolgreich gemacht. Dieser hat zahlreiche Assistenzsysteme an Bord, dazu als moderner Plug-In Hybrid verbrauchsarm und „Fit For Future“.
Der Pajero hat nichts von alledem. Keine Assistenzsysteme, keine SchiSchi-Ausstattung, aber Geländefeatures. Die herausragenden Geländeeigenschaften des als drei- oder fünftürige Ausführung angebotenen Offroaders und vor allen seine ausgeprägte Zugwagentauglichkeit mit bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast haben Wasser- und Reitsportler ebenso wie Caravaner immer wieder überzeugt. Zuverlässig, robust und traktionsstark meistert er aufgeweichte Wiesen am Reitstall, mit Schlick verschmutzte Slipways am Seeufer oder die steile Auffahrt zum Stellplatz im Camp mühelos. Mehr als 90 Prozent der neu zugelassenen Geländewagen von Mitsubishi werden bereits bei der Auslieferung mit einer Anhängerzugvorrichtung ausgestattet. Das sind Details die zählen, wenn man einen echten Offroader benötigt.
Von außen hat er sich aber dennoch fein gemacht. Die maskulinen Kotflügelverbreiterungen in Wagenfarbe bekommt nun auch der dreitürige Pajero serienmäßig, bisher war sie dem 5-Türer vorbehalten. Seitenairbags vorne und Kopfairbags in beiden Sitzreihen erweitern den Ausstattungsumfang, an Bord gibt es außerdem künftig eine USB-Schnittstelle zum Speicheranschluss an die Audioanlage.
Ab dem Ausstattungspaket „Plus“ werden auch die Türgriffe in Wagenfarbe lackiert und 18 Zoll Leichtmetallräder montiert. Robustheit und für den Einsatzzweck eines Pajero nützlich, sind die dann serienmäßigen Trittbretter und der silberfarbene Unterfahrschutz. Das dunkle „Privacy Glas“ im Heckbereich ist dann eher wieder etwas für die Beauty-Generation und lässt den groben Allradler etwas „chic“ aussehen.
Unser Testwagen hat die „Top“ genannte Spitzenausstattung mit dem elektrischen Glas-Schiebe/Hubdach, der Volllederaustattung und das Wurzelholz-Lederkombinations-Lenkrad.
Innen entspricht der aktuelle Pajero optisch einem 90er Jahre Youngtimer, aber das muss ja nichts schlechtes heißen. Es ist funktional, durchdacht und eben für den Einsatzzweck absolt praktisch. Nichts vermissen wir bei der Multimedia-Einheit im Cockpit. Das System mit Navigation und zwei SD-Kartenschächten bis 32 GB, TMC und Radio-CD-/MP3-Kombination sorgt für den guten Ton und weist zuverlässig den Weg.
Der aktuelle Pajero ist wie eine fahrende Berghütte, die seit Jahrzehnten allen Trends und der Umwelt Paroli bietet, gleichzeitig aber auch diese wohlige Wärme eines guten Freundes oder eines sicheren Unterschlupfs. Wir schätzen ihn, als wir bei Eiseskälte im Taunus, bei starkem Wind und Schneetreiben, kurzzeitig aus dem Auto steigen. Nicht um uns durch die Wildnis zu schlagen, einfach nur um Fotos zu machen. Aber schnell eingefroren rutschen wir lieber zurück auf das warme Ledergestühl im Pajero, der wie eine Burg dem Schneetrieben trotzt.
Leise läuft der durchzugskräftige und sparsame 3.2 Liter DI-D Dieselmotor mit 200 PS vor sich hin. Wenn es benötigt wird, kann er bis zu 442 Nm Drehmoment als Spitzenwert abrufen. Alternativ zur Handschaltung steht das Fünfgang-Automatikgetriebe „INVECS-II“, serienmäßig in der Ausstattungsstufe TOP, mit sequenziellem Handschaltmodus „Sports Mode“ zur Wahl.
Wir wollen nun wieder Richtung Zivilisation und setzen den Pajero in Bewegung. Unabhängig vom Untergrund ein einfaches Wendemanöver fahren, sich keine Gedanken machen, ein tolles Gefühl.
Das ist das schöne am Pajero, wenn man ihn braucht, ist er einfach da, ohne große Aufregung, Und wenn es drauf ankommt, im Gelände oder im Zugbetrieb mit Vierbeinern hinten drin, ist es schön, das zu wissen.
Text: Bernd Schweickard
© Foto: Mitsubishi (3), Eike Lorenz