Leslie Mandoki im Portrait!

Leslie Mandoki – Ein Besuch beim Volkswagen Musical Director!

Für die Einen wird er immer der hüpfende Mongole bleiben, auch wenn man ihm damit mehr als Unrecht antut, wie sein Freund Peter Maffay rührend über ihn sagt. Er ist vielleicht einer der größten Musiker die Deutschland je hatte, befreundet mit Musikgrößen wie Toto oder Politiker wie Michail Gorbatschow. Er ist seit über 10 Jahren das „Sound-Gehirn“ des Volkwagen-Konzerns, doch kaum einer weiß Näheres über ihn, den ehemaligen Flüchtling aus Ungarn. Wer ist Leslie Mandoki? Wir begeben uns auf eine Spurensuche an den Starnberger See.

 

In Tutzing, inmitten eines Wohngebietes stehen die Park Studios. Von außen betrachtet unscheinbar in einer Art Ansammlung von Bungalows untergebracht, wird keiner vermuten dass sich hier Europa’s größtes Musikstudio verbirgt. Auch wir wären in unserem neuen VW Passat Highline fast vorbeigefahren. Und das nicht, weil wir uns mit toller Musik aus der Dynaudio-Soundanlage schon auf das Thema eingestimmt haben. Doch Totenköpfe auf den kleinen Parkplatzschildern machen klar, hier müssen irgendwo Künstler sein.

Stimmt, bei der Anreise sagte er mir noch, „Ihr müsst um die Ecke fahren, es ist ein wenig versteckt. Das erste Studio vorne ist das vom Peter (Maffay, Anm. der Red.), aber da wird euch keiner aufmachen, er ist ja gerade auf Tournee“.

Frau Butz, die nette Stimme am Telefon des Vorgespräches macht uns die Tür auf, „Der Leslie arbeitet noch, ich soll euch kurz ins Kino führen“. Das ist das Haupt-Problem, Leslie Mandoki ist ein Worker, kein gestresster Workaholic mit drei Smartphones, nein, er arbeitet einfach gerne. Als Produzent und als Musiker, immer auf der Suche nach dem perfekten Ton.

Das Kino, wir hielten dies für einen Scherz, aber nein, draußen, neben dem Gebäude gibt es in einem Container ein kleines Kino mit Charakter, dass auch unverändert am Independant-Film-Festival mitmachen könnte. Großartig.

Heute läuft, in unserer Privatvorstellung, ein Film-Essay über Leslie Mandoki, den seine Freunde, und er hat viele davon, für ihn zu seinem 60. Geburtstag produziert haben. Hintergrund dafür war die Veranstaltung „BudaBest“ mit einem großen Geburtstagskonzert seiner „Soulmates“ 2013. Da es sich nicht um einen PR-Film handelt, ist es mehr als beeindruckend, wie und was seine überwiegend musikalischen Freunde und Wegbegleiter über ich sagen. Während wir sentimentalisiert immer weiten in den roten Plüsch-Kinosesseln versinken, geht plötzlich die Tür auf, gleisendes Sonnenlicht dringt an diesem hellen Frühjahrstag in den dunklen und heißen Container und da steht er im Lichtschweif in der Tür, Dschingis Khan!

Zumindest werden ihn die meisten unter diesem Namen kennen, gleichnamig der erfolgreichen Combo aus den 70ern. Auch ich sprang damals, 1979 als 9-jähriger zu seiner Hymne „Moskau“ bei meiner Oma vor dem Fernseher hin und her, mit einem aus einem Handtuch gewickelten Turban auf dem Kopf.

 

Er selbst sieht diese Phase als Station seines Lebens, so wie noch viele weitere beeindruckende folgen sollten. Auf dem Weg in sein Büro im ersten Stock kommen wir an einer Art Galerie vorbei. Bepflastert mit goldenen Schallplatten, silbernen, gibt es überhaupt silberne Schallplatten? Ist diesem Fall ist die Antwort irrelevant, „natürlich“ ist es Platin. Dazu der Oscar für Tarzan, wo er als Musical Director für Walt Disney arbeitete und zusammen mit Phil Collins an Tarzan arbeitete. „Einen Oscar? Sie haben einen Oscar erhalten?“ schoss es aus mir raus. Natürlich habe ich mich auf das Gespräch vorbereitet und eingelesen, aber das habe ich wohl übersehen. „Wir machen keine Pressearbeit, daran könnte es liegen“, meint Leslie Mandoki. „Ich habe so viel zu tun, dann bleibt dafür leider keine Zeit übrig“, lächelt uns der sympathische Bartträger an und wir schreiten weiter in Richtung Büro.

 

Vorbei geht es an unendlich vielen Aufnahmen, alle gerahmt, mit Persönlichkeiten des Lebens. Lionel Richie, Ian Anderson (Jethro Tull), Chris Thompson (Manfred Mans’s Earth Band), Bobby Kimball (Toto), Phil Collins, Angela Merkel, er komponierte den CDU-Wahl Song 2009 zur Bundestagswahl und begleitete auch die Kampagnen 2012 und 2013 musikalisch.

Auf einem Bild entdecken wir Dr. Martin Winterkorn von Volkswagen.

Er war es wohl auch, nachdem er auf einem Konzert von Leslie Mandoki war, der gesagt hat „Ihn brauchen wir bei uns im Konzern, um wichtige neue Produkte auch emotional musikalisch in Szene setzen zu können“. So arbeitet Leslie Mandoki seit über 10 Jahren nicht nur als erfolgreicher Produzent von Newcomern wie den „No Angels“, „Gil“ oder „Jeanette“, sondern auch als Music Director“ für den Volkswagen Konzern.

Zahlreiche Neufahrzeuge wurden durch seine individuell komponierten Stücke emotionalisiert, förmlich lebendig. Wie zum Beispiel der neue VW Passat zur Pressevorstellung auf Sardinien, als er mit dem deutschen Ausnahme-Trompeter Till Brönner über das geplante Musikstück hinaus, ein spontanes Konzert gab. Man konnte ihm förmlich die Leidenschaft an seiner Arbeit, seiner Musik, ansehen.

 

Bevor wir uns aber nun vom Büro in das Allerheiligste begeben, dem Tonstudio in dem schon dutzende erfolgreiche Alben aufgenommen wurden, fragt seine Mitarbeiterin ob wir noch etwas zu trinken möchten. Ich freute mich auf einen Kaffee, da rief Leslie Mandoki aus dem Off „Rotwein und Champagner“ rein. Klar, ich vergaß, wir sind bei Musikern, Jazzern, Rockern, Künstlern. Wie soll man einen Tag ohne Alkohol und Drogen überstehen? Vielleicht so wie Leslie Mandoki es die letzten Jahrzehnte machte. Eben ohne diese „typischen“ Rock’n Roller-Zutaten. Natürlich war es nur einer seiner zahlreichen Scherze, er ist überhaupt überproportional gut gelaunt und fröhlich. So kam dann auch der gewünschte Kaffee und kein Alkohol, den er im Gegensatz zu vielen in der Branche, nur sehr selten genießt.

 

Dabei erzählt er uns von seinem strengen Vater, der immer nur das Beste für ihn, aber auch von ihm wollte. Von seiner Flucht aus Ungarn 1975 mit vier anderen Musikern, als er von der damaligen kommunistischen Regierung als Anhänger der Opposition verfolgt wurde. Dem Freiheitsdrang folgend kam er über die Grenze nach Österreich und letztendlich nach München, wo er am Starnberger See eine neue bayerische Heimat fand, für sich, seine Frau und die drei Kinder. „Freiheit ist das höchste Gut das wir besitzen, das muss man beschützen. Ich hatte damals einen Traum und diesem bin ich gefolgt.“ Ob er zwischendurch auch aufgeben wollte, möchten wir wissen. „Natürlich, mehr als einmal, es war nicht immer leicht. Aber wenn man eine Idee hat, einen Traum, ein Ziel, dann lasst euch nicht davon abbringen. Allerdings geht es nicht ohne viel Arbeit, das ist die Grundvorrausetzung von allem“.

Bayern ist er nicht nur als Land zugetan, zuletzt wurde auch die offizielle FC Bayern München Fan CD in den Park Studios aufgenommen. Und nun stehen wir hier, inmitten einer Armada aus Drehreglern und Knöpfen.

 

Ob die Vorspannmusik der ARD-Telenovela „Sturm der Liebe“, die Hit-Alben von Peter Maffay, oder auch seine mittlerweile 10 Soulmates Alben, hier ist alles entstanden. Wir entdecken gepackte Koffer und Kisten mit Aufdruck „Skoda Prag“. „Nächste Woche, die statische Präsentation des neuen Skoda Superb in Prag“, sagt Leslie Mandoki und meint, dass alles zwar schon, im Prinzip, fertig ist, aber er müsse doch noch mal an dem einen oder andren Ton feilen, so hundertprozentig glücklich sei er noch nicht. Dabei lächelt er fast spitzbübisch, so das wir gar nicht glauben können, das er auf schon über 60 Lebensjahre und dieses bewegte Leben blicken kann. Er wirkt eher wie 30 und so voller Lebensfreude und Tatendrang, wie man es sonst nicht so oft in Künstlerkreisen, besonders bei Erfolgreichen, antrifft.

 

„Jungs, das war echt schön mit euch, komm, lass uns „Du“ sagen, ich bin der Leslie und wie ein Handschlag unter langhaarigen Männern sein soll, wurde es besiegelt. Leslie, wir haben zu danken, für diesen tollen Nachmittag und zwei Stunden deiner Zeit, in der du nicht zu einem Drehregler am Mischpult gegriffen hast.

 

Ja, wer ist Leslie Mandoki? Wer ist der VW Musical Director? Das kann man sicherlich nicht an einem Nachmittag ergründen. Es war aber dennoch genügend Zeit, einen Mann zu treffen, der so voll mit positivem Lebensspirit ist und als Mensch eine sentimentale Aura verbreitet, die sonst nur Oldtimer-Liebhaber verspüren, wenn sie in ihr selbst restauriertes VW Käfer Cabrio einsteigen. Feel the beat.

 

Text: Bernd Schweickard

© Foto: Red Rock Studios (9), Bernd Schweickard

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