Formula-e: Mit Michelin zum Heim-GP in Paris

Unter Hochspannung

Mit Michelin zum Formula-e Heim-GP in Paris

 

Stillstand kennt man nicht bei Michelin, der Reifen muss immer weiter rollen, sagt man sich wohl im Stammwerk Clermont-Ferrand. Der französische Reifenhersteller hat im Motorsport so ziemlich alles gewonnen was man an Pokalen in die Vitrine stellen kann. Formel 1, Rallye-WM, Le Mans, Paris-Dakar Rallye oder in der MotoGP, an ersten Plätzen fehlt der Marke mit dem bekannten „Bibendum“ genannten Michelin-Männchen nichts.

 

Und wenn man so unter Spannung steht, ständig die Herausforderung sucht, was liegt also näher als die neue elektrische Formel 1, offiziell „FIA Formula e“ getauft, als Reifenpartner zu unterstützen. Nun schon in der dritten Saison, zu deren Start im Herbst 2016 bereits die zweite Version des einheitlichen Rennreifens „Michelin Super Sport EV“ montiert wurde. Aktuell ist man Alleinausrüster, hätte aber auch nichts gegen sportliche Konkurrenz einzuwenden, verrät uns Pascal Couasnon, Motorsportdirektor bei Michelin. Mit ihm sprechen wir über die Serie, den Sinn und die Philosophie von Michelin.

 

„Exklusiv sprechen wir mit Pascal Couasnon, Motorsportdirektor Michelin!“

 

Pascal Couasnon, Motorsportdirektor Michelin (2.v.r.)

„Ich denke nicht, dass die Formel E die Formel 1 oder eine andere Rennserie ersetzen wird. Es ist vielmehr eine sehr moderne Art des Motorsports mit Zukunftscharakter“, so Couason. Der Sinn ist die Verwandtschaft dieses Rennreifens mit einem Straßenreifen. Auf den ersten Blick fallen uns die Größe, 18 Zoll und die Profiltiefe auf. Teure aufwendige Slicks sucht man in dieser Rennserie die ausschließlich auf nicht permanenten Rennstrecken stattfindet, vergebens. Dadurch rückt der Technologietransfer aus dem Motorsport in den Straßenreifen nachvollziehbarer in den Fokus. Der parallel entwickelte Straßenreifen „Michelin Energy EV“ feierte sein Debut zeitgleich zum Start der neuen Rennserie vor drei Jahren.

 

„So nah waren sich Renn- und Straßenreifen noch nie!“

„Für die Straßenreifen der kommenden Elektroauto-Generation, gelten die gleichen Basiswerte wie bei den Rennreifen, sie müssen im Trockenen und Nassen gleichermaßen gut funktionieren und eine exorbitant gute Abrolleigenschaft besitzen, um Energie zu sparen“, so Couason weiter. So wurde beim in dieser Saison erstmals eingesetzten Michelin Super Sport EV2 die Abrolleigenschaft weiter gesteigert. So ist der neue Reifensatz um fünf Kilogramm leichter als der Vorgänger und hat einem um 16% besseren Rollwiderstand. Das bedeutet am Ende einer langen Entwicklungs- und Testkette wie den Formel E Rennen, auch mehr Reichweite mit dem privaten Elektroauto.

 

„Formula-e – moderner Lifestyle auf der Rennstrecke!“

 

Auch wenn es aktuell noch viele bedeutsame traditionelle Motorsportevents gibt, bei denen Michelin aktiv ist, wie das 24h Rennen in Le Mans, so bringt speziell die Formel E die Möglichkeit mit, den Kontakt zu einem jungen, technologieaffinen Publikum herzustellen. Dazu die Rennen die mitten in der Stadt stattfinden. Konzentriert an einem Tag. Damit entfällt die teils lange Anreise zu Rennstrecken die oft weit außerhalb des urbanen Lebens gelegen sind. Die elektrische Formel E ist mehr ein „Family Event“, zum Einkaufen in die Stadt, zwischendurch ein Autorennen, abends noch in die Lounge zum Essen.

Foto formele paris michelin-41

Interessant ist auch, welche Geräusche man wahrnimmt, wenn die Motorenkulisse wegfällt. Wir sitzen am Anbremspunkt vor einer Kurve, erleben intensiv das helle Kreischen der Bremsen unter Volllast, Getriebesound und viele andere Nebengeräusche die verdeutlichen, welche Kräfte in einem Rennwagen wirken. Diese mechanische Geräuschkulisse eines Rennboliden wird in der Formel e hörbar. Dazu spannende Zweikämpfe die auch vor dem berühmten Lackaustausch nicht enden. Ein Vorteil sind auch hier die Allwetter-Einheitsreifen. Diese halten mehrere harte Bremsmanöver aus und müssen nicht nach einen gescheiterten Ansbremsversuch der in einer Reifenplatte endet, ausgetauscht werden. Das erlaubt racing pur und in Paris zeigten die Piloten dies auch. Dazu trugen sicherlich auch die neuen Reifen bei, die schneller auf Temperatur kommen, was insbesondere bei den teils kühlen Temperaturen bei diesem „ePrix“ von Vorteil war.

 

Serge Grisin, Leiter des Michelin-Formel-E-Programms. „Wir waren sehr zuversichtlich vor dem Start des heutigen ePrix, aber die Tatsache, dass es unser Heimrennen war, fügte den Druck hinzu. Aber es fügte auch dem Stolz hinzu, den wir fühlten, als wir sahen, wie gut unser neuer Reifen „Michelin Super Sport EV2″ auftrat.“

 

Einige ehemalige Formel 1 Stars wie Sebastien Buemi und Nick Heidfeld als auch bekannte Größen der Tourenwagen-Szenerie wie Jose-Maria Lopez oder António Félix da Costa der aus dem BMW DTM Team wechselte, bereichern die junge Serie auf der Pilotenseite.

Foto formele paris michelin-34

Sehr schön ist auch die Nähe zur Rennstrecke. Die Steh- und Sitzplätze sind gefühlt in greifbarer Nähe zu den vorbeirasenden Rennboliden, die Geräusche absondern, wie ein Jagdgeschwader aus Star Wars.

 

„7.000 Tribünenplätze in 24h ausverkauft!“

 

Beim Heimspiel von Michelin in Paris war die Hütte voll. Alle Sitzplätze waren nach nur einem Tag ausverkauft und insgesamt kamen bis zu 10.000 Leute in das e-Village, wo die Hersteller auch ihre Straßenfahrzeuge präsentierten. Dazu eine Reihe von Fan Zones die vielseitige Unterhaltung boten.

 

Wer nun auch einmal diese neue Formel Rennserie aus der Nähe betrachten möchte, kann dies schon beim nächsten Rennlauf machen. Dieser findet am 10. und 11. Juni in Berlin statt.

 

Text: Bernd Schweickard

© Foto: Michelin (5); Bernd Schweickard