Bat-Fiesta
In den 70ern gab es ein Batmobil als Kinderspielzeug das Glanzschwarz lackiert war, mit roten Umrandungen der Karosserieelemente und roten Plastik-Torpedos die man abfeuern konnte, um Gegner von der Straße zu fegen. Gut, die Torpedos fehlen beim neuen Ford Fiesta Sport, aber die Lackierung wäre perfekt für Batman und Robin.
Es gibt ihn auch in einer umgekehrten Farbvariante, in rot mit schwarzen Applikationen, aber dann schaut der Fiesta Sport aus wie ein normaler Fiesta den die 18-jährige Abiturientin von ihren Eltern bekommen hat. Sehr dezent eben. Uns gefällt die Batmobil-Lackierung, passt sie doch ausgezeichnet zum kernigen Dreizylinder. Wie, ein Dreizylinder in einem Sportmodell? Klingt im ersten Moment seltsam, aber Ford hat aus seinem kleinen Ein-Liter-Ecoboost-Motor mittels Turbolader satte 140 PS rausgequetscht und stellt so dem 180 PS starken und wesentlich teureren ST-Modell, ein günstigeres Pendant zur Seite.
Um die höhere Leistung zu erreichen, genügten überraschenderweise geringfügige Änderungen am Motor, wie eine verstärkte Zylinderkopfdichtung, welche die höheren Drücke aushalten muss. Andrew Fraser, Manager Motorkalibrierung Ford Europa rechnet vor, „Der Druck, der auf die einzelnen Kolben wirkt, beträgt 124 bar, respektive, 1800 psi, das entspricht mehr als fünf Tonnen oder einem ausgewachsenen afrikanischen Elefanten, der auf der Spitze einer Soft-Drink Dose steht“.
In automobiler Bildsprache übersetzt bedeutet das, dass der Fiesta Sport eine höhere Literleistung hat, als der Exklusiv-Sportwagen Bugatti Veyron. Ist interessant zu wissen, bringt einem aber in der Realität nicht viel, wenn man im Fiesta Sport bei bis zu 201 km/h Spitze über die Autobahn düst, während der Veyron noch bis 407 km/h immer weiter beschleunigen kann.
Das schöne am Fiesta Sport ist, bei normaler Alltagsfahrt hört man vom Motor und Auspufftrakt nichts, da klingt er wie ein normaler Ford Fiesta. Wenns aber mal juckt und man dem schön seidig hochdrehenden Motörchen die Sporen gibt, erreicht muntere Sportakustik unsere Ohren. So macht der „Sport“-Ableger mal richtig Spaß auf der Fahrt zum Hockenheimring. In 9 Sekunden beschleunigt er von 0 auf 100 km/h. Das ist sehr flott für einen Kleinwagen mit einem 1 Liter Motor. Der Vortrieb ist durch die gut abgestimmte bedienbare Handschaltung gesichert. Flotte Kurvenfahrten meistert der Sport gut, wobei hier der deutlichste Unterschied zum großen Bruder „ST“ merkbar wird. Der Fiesta Sport schiebt leicht über die Vorderräder nach außen und das Fahrwerk ist bei sehr flotter Fahrt zwar nicht überlastet, kommt aber an seine Grenzen. Letztendlich ist die Abstimmung doch eher einen Hauch mehr in Richtung Komfort ausgefallen. Insgesamt macht das um 10 Zentimeter tiefer gelegte Sportfahrwerk aber einen guten Eindruck und lässt fast „Go-Kart-Feeling“ aufkommen, was man sonst nur von einem anderen Hersteller kennt.
Innen scheiden sich wie gewohnt die Geister. Die Cockpit-Architektur ist sicherlich nicht Mainstream orientiert, erinnert immer noch etwas an das Cockpit von Buck Rogers in den 80ern. Und warum ein Navigationsdisplay im Jahr 2014 nur die Größe einer Zigarettenschachtel haben muss und gefühlt weit weg vom Fahrer in einer Mulde platziert wird, erschließt sich uns nicht.
Alles andere im Innenraum ist nahezu perfekt an seinem Platz. Die Sportsitze haben eine tolle Abstimmung aus hart und weich, bieten auf der Kreiselfahrt im Motodrom guten Seitenhalt. Die Geometrie zwischen mir und dem Lederlenkrad könnte besser auch nicht sein. Das Gesamtpaket erinnert mich ein wenig an die Kompaktsportler zu Ende der 80er, was nichts negatives bedeutet, sondern das Gegenteil. Selten hat uns in dieser Preis- und Fahrzeugklasse ein Auto derart viel Fahrspaß bereitet, bei dem auch die Unterhaltskosten für junge Autofahrer überschaubar bleiben. Zu haben ist die Spaßmaschine, der ausschließlich als Dreitürer ausgeliefert wird, ab 18.700 Euro. Und wir müssen nun zu unserem nächsten Einsatz nach Gotham Köln.
Text: Bernd Schweickard
(c) Foto: Björn Habegger/ mein-auto-blog.de (3), Bernd Schweickard