„Powermeter“ nennt Volkswagen das neue Rundinstrument im Cockpit des VW Golf GTE. „Power“ ist auch das Schlüsselwort dieser Symbiose aus einem Fahrzeug mit Benzin- und Elektromotor, sowie der musikalischen Power von Yello. Im März diesen Jahres wurden sie erst mit Deutschlands wichtigsten Musikpreis, dem Echo, für Ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Zuvor brachten Sie in Berlin , zu den „Volkswagen elektrify! Wochen“ tausende Partyjünger zum Tanzen und den alten Flughafen Tempelhof zum Beben. Boris Blank, selbst begeisterter VW e-Up Fahrer, lädt uns in sein Wohnhaus und Tonstudio in Zürich ein. Ein spezieller, fast intimer Moment erfasst uns und die begleitenden Gäste, wie DJ und Musikjournalist Markus Kavka. Boris Blank gewährt uns Einblicke in das neue Album von Yello, welches im Jahr 2015 erscheinen wird. Natürlich wird dieses auch wieder partiell im Zusammenhang mit dem Thema „Auto“, „Mobilität“ und „Geschwindigkeit“ stehen.
Und Geschwindigkeit und die daraus resultierende Fahrfreude waren bisher bei Elektroautos und Hybriden auf der Strecke geblieben. Das soll sich nun mit dem Golf GTE ändern, so erklärt VW-Entwicklungsvorstand Heinz-Jakob Neusser, „Mit dem GTE bieten wir das Beste aus zwei Welten. Wir wollen mit dem GTE beweisen, dass sich E-Mobilität und Fahrspaß nicht ausschließen“.
Anders als BMW mit dem i3, dem die Münchner ein eher kontroverses Design verpasst haben das noch an Akzeptanz sucht, gehen die Wolfsburger den Weg der Sicherheit. Ein bewährtes Design, das des Golfes, kombiniert mit einer modernen Antriebstechnik.
Ein Benzinmotor mit 150 PS wird dabei von einem 102 PS starken Elektromotor nicht nur unterstützt, sondern arbeitet mit ihm stetig zusammen. Im „E-Mode“ ermittelt ein Prozessor die jeweils beste Art der idealen Fortbewegung, also Leistung entweder vom Verbrenner oder vom Elektromotor. Ergänzt vom „Segelbetrieb“ auf Autobahnen, bei dem der Motor und das Doppelkupplungsgetriebe beim Gaswegnehmen vom Antrieb abgekoppelt werden. So rollt der Golf GTE fast ohne Reibungswiderstand und der Verbrauch sinkt auf annähernd Null. Im „Rekuperationsmodus“, der sich besonders im Stadtverkehr, wie bei unserer Testfahrt durch Zürich, empfiehlt, verzögert der GTE sofort beim Loslassen des Gaspedals. Diese Bremsenergie wird sofort in die Batterie umgeleitet. Mit ein wenig Übung, kann man im dichten Stadtverkehr fast ohne Bremspedal auskommen, rein nur durch vorrauschendes Fahren und Lupfen des Gaspedals.
Sicherlich kennt man diese Technik schon aus anderen Elektrofahrzeugen, ebenso der Begriff des „Plug-In-Hybrid“ hat Volkswagen nicht erfunden. Die Ingenieure von VW haben es aber verstanden, alle derzeitigen Techniken perfekt miteinander zu verbinden. So entsteht ein neues Fahrgefühl, welches an den neulich von uns getesteten Golf GTD erinnert, aber dies teilweise geräuschlos stattfindet und noch dynamischer wirkt.
Da das Umschalten zwischen den Systemen reibunsgslos funktioniert, erkennen wir den Wechsel, oder das Zuschalten des Verbrennungsmotors nur an dem arg geschrumpften Drehzahlmesser. Auf unserer Fahrt über die Landstraße in die bergige Umgebung von Zürich ist der Motor hörbar, im Stadtlärm geht er jedoch unter. Wir ertappen uns dabei, dass wir ab und zu auf den Drehzahlmesser schielen, um zu sehen, welcher Motor uns nun antreibt. Zu unserer Überraschung können wir selbst bei Fahrten durch ein Wohngebiet mit äußerst steilen Anstiegen komplett auf den Verbrenner verzichten. Bei früher getesteten Hybridfahrzeugen war spätestens hier Schluss. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal oder eben eine starker Anstieg, dass war das Startsignal für den Verbrenner. Im Golf GTE bleibt dieser Aus.
Unsere Route geht über 41 km, vom Airport in Zürich bis zum Hotel auf einer Anhöhe. Wenn man bedenkt das Volkswagen die „normale“ Reichweite im E-Modus mit 50km angibt, kamen wir diesem Wert recht nahe. Am Ende in der Tiefgarage des Hotels hatten wir noch 2km reine elektrische Restreichweite und haben zwischendurch noch die eine und andere Schleife für Fotoaufnahmen gedreht. Ungefähr ein Drittel der Strecke haben wir mit eingeschalteter Klimaanlage gefahren und beständig das volle Licht an, nicht nur das Tagfahrlicht im „C-Design“ des e-Golf.
Die Batterie des Golf kann nun an einer herkömmlichen Steckdose in vier Stunden aufgeladen werden. Einfach vorne das VW-Logo aufklappen, Stecker rein, fertig. Verfügt man über eine sogenannte „Wallbox“, dauert es sogar nur zwei Stunden für eine Komplettladung. Dann kann schon die nächste rein elektrische Fahrt in den Supermarkt oder zur Kita erfolgen.
Hat man Zuhause einen Ökostrom-Versorger, der den Strom aus Wind- oder Wasserkraft erzeugt, fließt „Naturpower“ direkt in die Batterie des GTE.
Am Nachmittag wollen wir sämtliche „GT“-Gene des GTE aktivieren, also raus aus dem E-Mode und rein in den „GTE-Modus“. Nun stehen 204 PS Systemleistung an die für einen Spurt von 0 auf 100 km/h in 7,6 Sekunden und 222 km/ Höchstgeschwindigkeit reichen. Im reinen elektrischen Modus ist der GTE bei 130 km/h abgeriegelt.
Jetzt könnte man natürlich auch alles negativ beleuchten und sagen, das der GTE bei Vollgasfahrten im „GTE-Modus“ so viel verbraucht wie ein normaler Kompakter mit einem reinen Verbrennungsmotor. Das ist ja aber nicht der Sinn dieses Fahrzeugkonzeptes. Der Golf GTE steht eben für eine neue Art der modernen, zeitgemäßen Fortbewegung. Man könnte ihn nach „alter Sitte“ fahren, aber der Sinn des GTE liegt eben in der Möglichkeit, im Alltag mit Ressourcen sparsam umzugehen. Und das nicht zu Lasten der Fahrfreude, sondern mit sportiven Charakter und einer hundertprozentigen Alltagstauglichkeit. Und das kann der ab Dezember beim Händler stehende VW Golf GTE zu 100%! Be Elektrified!
Text: Bernd Schweickard
(c) Foto: VW, Bernd Schweickard