Concours de XK

Die britische Traditionsmarke Jaguar wird 75 Jahre alt. Grund genug für uns, mal dem Gefühl nachzugehen, was die immer noch ungebrochene Faszination der Marke ausmacht.

Für unseren Erlebnis- und Fahrbericht wählten wir das XK Cabrio mit dem 5l V8-Motor und 385 PS aus. Damit wollten wir zum mondänen Schwetzinger Schloss, da dort die von Johannes Hübner organisierte Classic-Gala mit einem Concours d’Elegance stattfand.

Da stand die Raubkatze nun, geduckt, lange Silhouette, sportiv, elegant. Sofort fielen uns die Worte eines befreundeten Jaguar-Fahrers ein „Weißt, in einen Jaguar steigst nicht einfach ein. Wenn ich aus dem Büro komme, dann verharre ich manchmal in der Tiefgarage für ein paar Sekunden vor dem Auto und schau es einfach an. Und mit dem spontan einsetzenden Glücksgefühl steige ich zufrieden ein und fahre nach Hause zur Familie.“

So erging es uns auch, ganz unbewusst. Nun saßen wir drin und fuhren auf der A67 Richtung Schwetzingen und schnell wurde klar, der XK ist kein Sportwagen. Er ist eher das, was es einmal gab und heute im gehobenen Luxussegment nicht immer zu finden ist, der XK ist ein echter „Gran Turismo“.

Er ist der rasante aber dennoch gut erzogene Sportler, ein Gentleman mit Sportallüren. Er ist gemacht um weite Strecken in den sehr gut geformten und mit feinstem Leder bezogen Sitzen unter die Pneus zu nehmen. Wir pendelten uns bei seiner Lieblingsreisegeschwindigkeit von 200 km/h ein. Der Spurt dorthin dauerte nicht lange, der V8 mit 515 Nm schiebt den XK mit einem Gänsehaut-Sound nach vorne. Die Lenkung ist für unsere Begriffe fast ein wenig zu soft, aber angemessen übersetzt. Jederzeit hat man die Katze fest im Griff, auch dank der üppig dimensionierten und sehr gut wirkenden Bremsanlage.

Die Soundanlage des optionalen Bowers & Wilkins Premium- Soundsystems liefert einen hervorragenden Klang, welcher durch das Cabrio-Stoff-Dach nicht geschmälert wird.

Als wir auf dem Gelände ankamen und ausstiegen, bekamen wir von einem netten Herrn Szenenapplaus. Seine Aussage „Einen wunderschönen Wagen haben Sie da. So zeitlos wie eben nur ein Jaguar sein kann“, bejahten wir mit einem Lächeln. Und obwohl um uns herum ein schöner 600er Mercedes aus den 60er Jahren stand und ein auffälliges US-Cabrio der großen Heckflossen-Ära, in den ersten Minuten war der XK stetig umlagert und wurde fotografiert.

Dies lag sicherlich auch an der von Jaguar Deutschland so zielsicher ausgesuchten Farb-Leder-Kombination für dieses Fahrzeug. Eben nicht eine für Luxus-Fahrzeuge typische dunkle Farbe, mit noch dunklerem Innenraum. Die Außenfarbe in „Lunar Grey“ mit der hellen Lederausstattung in „Ivory Soft-Grain“ lässt das XK Cabrio fast jugendlich erscheinen. Durch die hellen Holzapplikationen muss das XK Cabrio dennoch seine traditionellen Wurzeln nicht verlassen.

Nach dem Concours mussten wir noch nach Heidelberg in das 5 Sterne Superior Hotel „Europäischer Hof“, in dem schon Winston Churchill nächtige, Königin Sylvia von Schweden und Michael Schumacher. Die Fahrt dorthin legten wir offen zurück, entspannt über die Landstraße und dem dunklen V8-Sound genießend.

Dort angekommen, war „unser“ XK genau das, wofür er gebaut wurde, anders. Zwischen einem Toyota Land Cruiser V8, BMW X5, zwei S-Klasse und 2 Maybach Fahrzeugen, allesamt natürlich in tiefschwarz lackiert, lauerte unser heller XK. Und er sah dabei so fröhlich und schick aus, dass einem selbst in dieser monetären Hochwelt respektvolle Blicke zugeworfen wurden, als hätte man das „Trumpf ASS“ auf den Tisch gelegt.

Fazit:

Ein Jaguar wird niemals ein Massenprodukt sein. Das ist schlecht für die Jaguar Verkaufszahlen, aber gut für die Marke gesamt. Er ist das falsche Auto für kühle Rechner die drei Testergebnisse nebeneinander legen und nicht wissen ob es nun doch der Audi, BMW, Mercedes oder eben der Jaguar sein soll. Aber für die Menschen, die Lebensfreude besitzen, die Autos nicht mögen, sondern lieben, die sich einfach ein Stück kunstvolle Lebensqualität gönnen möchten, für all die, ist ein Jaguar genau das eine richtige Auto. Für einen Jaguar gibt es keine Alternative!

 

Text: Bernd Schweickard

(c) Foto: Jens Scheibel

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