Keine Frage, die Miss Eins ist das Cabrio der Einser-Reihe, gefolgt vom Zweitürer. Das war beim Ur-Vorgänger des 1er weiland nicht so, in der Strich-02-Reihe (also dem1602 bis 2002) war der Zweitürer das gelungenste Design der Reihe, beim Cabrio war nur das Dach des Zweitürers abgeschnitten und durch ein Stoffverdeck ersetzt. Zumindest sah’s so aus. Und Viertürer gab es ja sowieso nicht. Das war dann die 1800/2000er-Baureihe ohne Strich-02.
Inzwischen hat sich das ja alles zum Wohle der Kunden sehr gewandelt. Mit dem Einser hat BMW einen sportlich eleganten Nachfolger für die 02-er gefunden, der in allen Varianten noch dynamischer geworden ist nach dem letzten Facelift. Das gilt auch für das Cabriolet, in dem man sich bei geöffnetem Dach und geschlossenem Windschott rundrum wohlfühlt und trotzdem den freien Himmel überm Kopf hat. Dank des Windschotts zaust es bei zügiger Fahrt auch nicht so sehr, nur die Windgeräusche und die 1:1-Übertragung des Umgebungslärms (Autobahn, Stadtlärm mit Straßenbahn usw.) erinnern an unsere hektische Zeit. Fährt man aber geruhsamen Gasfußes durch Wald und Wiesenlandschaften, ist Cabrio-Fahren im kleinen BMW schon richtig entspannend. Also eben richtig für die spätnachmittägliche Heimfahrt vom Büro ins Jotwedeh.
Will man nicht geruhsam, sondern Einser-sportlich, klappt man das Dach zu und das Visier vor den Helm. Gas geben, Durchschalten, wohlfühlen wie im kartgleichen Zweitürer oder dem Einser-Coupé. Der Benzinmotor beißt kräftig zu, die Schaltstöße sind im Kreuz spürbar. Benziner und Diesel nehmen sich kaum was in der Leistung, im Drehmoment ist der Diesel halt sehr überlegen. Da überlegt sich der Fahrer doch recht genau, ob nicht doch der Diesel mit weniger Verbrauch und mehr Performance die richtige Wahl wäre. Ich hatte eigentlich nach einem Cabrio mit dem 204-PS-Diesel gefragt, um weiter von den supersparsamen BMW-Zweiliterdieseln schwärmen zu können, die dem bundesdeutschen Mineralölminister das Leben schwer machen, bin aber vom Benziner zumindest was die Leistung anbetrifft nicht allzu schwer enttäuscht gewesen. Am Verbrauch aber müssen die Münchner noch ein wenig drehen und drüber nachdenken, wie man auch dem profanen Benzinschlucker technologisch und nicht nur über die mikroskopisch kleinen Getriebeabstufungen abgewöhnen kann, mehr Treibstoff zu verbrennen als die Dieselkollegen.
Dennoch macht auch der Benziner ungemein Spaß, vor allem eben in seiner offenen Art. Im Fahrtwind daher zu gleiten ist eben die urtümlichste Methode, sich von vier Rädern transportieren zu lassen. Wenn die dann auch noch so hübsch verkleidet sind wie beim Einser-Cabrio, läßt sich nicht nur auf kurvigen Landstraßen und Bergrouten gut an, sondern auch in coffeehouse-chopper-Manie auf der Wilhelmstraße in Wiesbaden oder der Kö in Düsseldorf. Selbst das kleine Einser-Cabrio ist da bei schönem Wetter noch ein Hingucker, der jeder klimatisierten geschlossenen Limousine den Rang abläuft und dabei doch so schön bescheiden bleibt.
Eins a-ir eben.
Text: Heiner Klempp
Foto: BMW