Bedrohte Tierart – Ein Ritt im Subaru WRX STi

Bedrohte Tierart

 

Wer in den 1980er Jahren ein Teenie war und in der Halle 9 auf der IAA, der Tuning-Halle, seine Freude hatte, wird ihn lieben. 1988 war die Zeit als die Tuningwelle ihren Zenith erreichte und auch die großen Autobauer aus einer biederen Familienkutsche der Mittelklasse mittels Spoiler „Evolutionsmodelle“ auf den Markt brachten. Was dann abflachte und auf den Straßen fast verpönt war, erlebte anschließend eine Renaissance abseits geteerter Wege in der Rallye-Weltmeisterschaft. Subaru WRX STI und Mitsubishi Lancer Evo hießen jahrelang die beiden Protagonisten bei Kämpfen in einsamen finnischen Wäldern oder auf den heißen Staubpisten südlicher Länder. Der eine wurde mittlerweile in Deutschland still und leise vom Markt genommen, der andere aufgepeppt und mit bekannten Flügelwerk versehen, als wolle er sagen „Hier bin ich!“

 

„Der Subaru WRX ist ein Auto für die Fans!“

 

Nein, mit dem Subaru WRX STI kann man gewiss keine Stückzahlen machen, aber darum geht es auch nicht. Subaru ist mit seinem „normalen“ Portfolio gut aufgestellt, Allradfahrzeuge in allen Klassen und seit Jahren darf man sich mit dem Titel „Größter Allradanbieter der Welt schmücken“. Was aber, wenn man schon einen normalen Wagen fürs Büro in der Garage hat? Oder mit heute 50 das Geld hat, was einem in den 1980er Jahren als Schüler nicht zur Verfügung stand und man keinen Motorradführerschein besitzt, um sich mit 50 Jahren eine Harley zu kaufen und damit die berühmte Midlife-Crisis abwenden will. Dann könnte ein Gang zum Subaruhändler Abhilfe schaffen.

 

„Wir danken Gott und den Managern bei Subaru für dieses Auto!“

 

Die Lösung für all diese Probleme gibt’s bei Subaru. Der WRX STI ist quasi eine Reminiszenz an die Autos vergangener Tage. Ein Motor und Antrieb für Technik-Verliebte, Allrad, permanent natürlich, dazu in der neuesten Auflage eine noch direktere Lenkung welche das Handling agiler macht und jedem Autofan Freudentränen ins Gesicht zaubert. Die Karosserie weiter versteift, obwohl der WRX insgesamt abspeckte. 25 Millimeter mehr Radstand bedeuten angenehmere Geradeausfahrt auf der Autobahn, allerdings wurde das Fahrwerk merkbar härter, schärfer, „geiler“.

Der Konsens aus allem ist ein Vortrieb, der nicht nur den Wagen, sondern auch den Puls beschleunigt. Das Sechs-Gang Getriebe lässt sich akkurat und fest durchschallten. Erster, Zweiter, gefühlt führen wir nicht Schalthebel, er, der WRX, führt unsere Hand zielsicher von Gangstufe zu Gangstufe. Im Idealfall ist der Subaru WRX dann in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Jetzt denkt man sicher, naja, so ein riesen Wert ist das im Jahr 2015 auch nicht. Der Unterschied zu den anderen ist halt, der WRX kann das auch auf Schotter!

 

Verantwortlich dafür ist der Motor vorne, der praktisch unter der Ansaughutze auf der Haube kauert. Der flach bauende 2,5 Liter Vierzylinder Boxerturbomotor leistet 300 PS und 407 Nm. Gierig nach Drehzahlen ist der Subarumotor im WRX kein Ökonom der Mitglied im Naturfreundehaus werden würde, aber dafür ist er auch einfach nicht gebaut. Vortrieb und Fahrfreude sind seine Paradedisziplinen, weit entfernt jeder Vernunft.

Im Innenraum ist er daher auch vom aktuellen Standard solcher Leistungsbolzen entfernt. Das Plastik und die Haptik ist eher aus seiner Geburtsstunde in den 1990er Jahren. Das trübt den Gesamteindruck nicht, auch wenn wir uns, zumindest optional, eine Aufwertung von bestellbarem Alcantara oder ähnlichem Material wünschen würden. Wobei es in der aktuellen Version schon deutlich besser wurde. Neben Sicht-Carbon allerhand Leder und Stoff, zusammengehalten über feine Ziernähte, die in unserem Testwagen sauber verarbeitet sind. Es fehlen halt die modernen technischen Entertainment Gimmicks, wie sie in der Klasse ein M3/M4 oder Audi RS liefern. Allerdings zu einem weitaus höheren Preis. Der Unterschied fällt aktuell noch deutlicher aus, weil Subaru den Einstiegspreis in die verrückte WRX-Welt, um 8.000 Euro gesenkt hat. So startet er aktuell bei 41.990 Euro Grundpreis, inklusive dem besonderen Rallye-Flair vergangener Tage.

 

Text: Bernd Schweickard

© Foto: Bernd Schweickard