Wüste, Luxus, Strand und Sonne – und mittendrin ein Godzilla mit Platz zwei beim 24 Stundenrennen von Dubai.
Das 24 Stundenrennen in Dubai markiert immer pünktlich zum Jahresbeginn den Start in die neue Motorsportsaison. Diesmal feierte das Rennen bereits sein 10. Jubiläum und mit einem Startfeld von über 90 Autos nahmen mehr Rennteams teil als jemals zuvor. Unter diesen 90 Rennboliden trat auch der Nissan GT-R NISMO GT3 von RJN Motorsport an, der erste Einsatz von „Godzilla“ in der Wüste, denn in den vergangenen Jahren wurde mit den 370Zs hier gefahren. Hinter dem Steuer die vier GT Academy Sieger aus 2014. Gerade mal ein paar Monate, nachdem sie den Sieg in dem Talentwettbewerb für sich entscheiden konnten und nach gerade mal zwei Testtagen in dem GT-R, war für den Franzosen Gaetan Paletou, für den Mexikaner Ricardo Sanchez, dem Saudi-Araber Ahmed Bin-Khanen sowie für den Amerikaner Nicolas Hammann die Stunde der Wahrheit gekommen. Doch sie wurden nicht direkt ins kalte Wasser geworfen, denn ihr Mentor und „Verstärkung“ war der 2013 GT Academy Sieger, Florian Strauß. Kaum zu glauben, dass jemand, der den Job als Rennfahrer erst für gut ein Jahr macht, bereits als Routinier mit der Erfahrung von drei 24-Stundenrennen in Dubai antrat. Ein weiterer Beweis, wie erfolgreich die GT Academy über die Jahre geworden ist.
„Ich sehe mich nach wie vor noch nicht als Pro, aber ich bin in diesem Jahr in Dubai sicherlich der erfahrenste von den Fahrern“, sagte Florian zum Start in die Rennwoche. „Da alle Vier aber das gleiche Trainingsprogramm durchlaufen haben und dieselben Coaches hatten wie ich damals, bin ich mir sicher dass sie stark auf das Rennen und die Herausforderungen eines 24hrs Rennen vorbereitet wurden. Ich bin im letzten Jahr drei 24-Stundenrennen gefahren und kann somit meinen Teamkollegen diese Erfahrung weitergeben, ihnen zeigen, wie man nach einem Stint schnell zur Ruhe kommt, wie man seine Leistung auf den Punkt genau abruft. Schließlich muss man nicht nur einmal ins Auto sondern mehrere Male, und das wird mit erhöhter Müdigkeit natürlich nicht einfacher.“
In den ersten Trainingseinheiten konnte man die Resultate monatelanger Arbeit deutlich sehen, denn die neuen Fahrer machten einen guten und soliden Eindruck. Und das obwohl der Druck für alle groß war, denn im vergangenen Jahr holte das Team den Klassensieg auf dem 370Z, ein Ziel, das man auch in der Pro-Am Klasse vor Augen hatte. „Mit dem Nissan GT-R NISMO GT3 fahren wir in diesem Jahr in der Pro-Am Klasse und dürfen die Rundenzeit von 2:04.000 nicht unterbieten. Sicherlich könnten wir mit unserem Auto schneller fahren, aber wir erhoffen uns so bessere Chancen auf das Podium“, sagte Florian kurz bevor er im GT-R für das Qualifying Platz nahm.
Dubai ist bekannt als eine heiße Stadt und auch wenn die Temperaturen zu dieser Jahreszeit deutlich über der Norm lagen, gab es für das Nissan-Team eine Schrecksekunde. „There is smoke in the car!“ Definitiv eine Aussage, die kein Teammitglied gerne über den Funk hört. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass kein gravierendes Problem am Auto damit zusammenhing, sondern lediglich das Kabel der On-Board-Kamera sich leicht entflammt hatte. Nach diesem ungewollten Zwischenfall und einer kurzen Unterbrechung des Zeittrainings wegen roter Fahne, fuhr der Berliner erneut auf die 5,4 Kilometerlange Rennstrecke – und zauberte! Denn nach nur einer Runde hämmerte er eine Zeit von 2:04.009 in den Asphalt und jedem war klar, das ist die Pole, diese Zeit kann keiner mehr toppen. Und so war es dann auch! Pole in Pro-Am und 14. insgesamt für die Startaufstellung des zehnten 24-Stundenrennen von Dubai.
Als ob der Gewinn der GT Academy und damit der Start bei den 24 Stundenrennen von Dubai nicht schon Freude genug sind, gab es für Nicolas Hammann eine Überraschung der besonderen Art. Ohne etwas zu ahnen, überraschte ein amerikanisches Filmteam den Jungstar und brachte seine Eltern mit an die Rennstrecke. „Das war einfach großartig, ich kann es noch gar nicht in Worte fassen, dass sie von den USA hierhergekommen sind“, sagte Nicolas. „Jetzt gehe ich noch gestärkter in das Rennen, denn ich möchte meine Eltern stolz machen.“ Die Nissan-Garage glich diesmal mehr einem Familientreffen als dem eines Rennstalls, denn die Eltern von Gaetan und Ricardo nahmen ebenso die weite Anreise in Kauf um ihre Jungs bei diesem wichtigen Event zu unterstützen.
Der Renntag begann für viele bereits um 09:00 Uhr morgens an der Rennstrecke. Der bekannte Countdown mit Medieninterviews, mit Photo Shootings, Autogrammstunden und so weiter kam auch hier nicht zu kurz. Doch Dubai wäre nicht Dubai wenn nicht ein etwas anderes Szenario zum Start des Rennens geschehen würde. Doch anstatt den erwarteten Scheichs und Kamelen kam eine Zirkustruppe mit Pauken und Trompeten durch die Startaufstellung gelaufen. Für Florian war es der zweite Start überhaupt in seiner noch jungen Rennfahrerkarriere und dank des tollen Qualifyingresultat war der Andrang rund um Nissan enorm. „Es ist natürlich sehr schön, dass die GT Academy so viel Aufmerksamkeit bekommt“, so Florian in der Startaufstellung. „Klar ist es nicht unbedingt das Optimale, wenn man kurz bevor man ins Auto steigt, noch Live-Interviews geben soll, aber das ist natürlich auch Teil des Motorsports. Ich freue mich sehr für Nissan und GT Academy die erste Pole Position hier in Dubai heraus gefahren zu haben, da bin ich gerne bereit, noch kurz vor dem Start Interviews zu geben.“
Nach zwei Aufwärmrunden hinter dem Safety Car hieß es dann um kurz nach 14:00 Uhr Ortszeit Gas geben. Das taten natürlich alle, doch anstatt Karambolagen und Blechschäden gab es nur das übliche Gedrängel, aber jeder blieb auf der Rennstrecke. Im Allgemeinen kann man sagen, war es ein sehr ruhiges 24 Stundenrennen, mit wenigen Code 60-Phasen und keinen schwereren Unfällen. Auch der Nissan GT-R kam am Start gut weg, verlor zwar ein paar Plätze, aber das sollte zum Ende hin keine Rolle mehr spielen. Nach drei Stunden lag der GT-R bereits auf dem siebten Gesamtplatz und an erster Stelle in der Pro-Am Kategorie. Alle Neuen fuhren in der Nacht Doppel-Stints. „Die Lichtverhältnisse hier in Dubai sind eigentlich immer recht gut, da es auch während der Nacht nicht so dunkel wird wie wir es in Europa gewöhnt sind“, so Florian nach seinem zweiten Stint. „Der GT-R leuchtet alles gut aus. Nur im Kurveneingang muss man in ein oder zwei Kurven alles ein bisschen abschätzen, wo der Curb anfängt und in welchem Winkel man rausfahren muss. Das Fahren wird jedoch erschwert, weil die anderen Fahrer mit den gleichen Situationen zu kämpfen haben, und eher darauf achten, gut durch die Kurven zu kommen, als zu sehen ob ein schnelleres Fahrzeug von hinten im Spiegel zu sehen ist. Wir liegen gut momentan und wir hoffen das es so bleibt.“ Das Team kam sehr gut durch die Nacht und der Nissan GT-R NISMO GT3 zeigte erneut bei einem 24 Stunden Rennen keinerlei technischen Probleme. Als Florian nach seinem dritten Stint am Morgen um 09.00 Uhr das Auto an Gaetan übergab, lag das Team auf einem guten zweiten Klassenplatz und für alle überraschend auf dem fünften Gesamtrang.
In der Tat lag der Godzilla in einer tollen Position, lief ruhig und ohne Probleme und das machte die letzten Stunden des Rennens zu einer Zitterpartie. Das Team lag immer in den Top-10 Platzierungen und man wusste, ein Podiumfinish ist machbar. Doch bei einem 24 Stundenrennen kann viel passieren. Es sind schon Sieger auf den letzten Metern ausgeschieden und verschenkten einen sicher geglaubten Sieg.
Doch um fünf vor Zwei gingen alle Nissan-Teammitglieder, alle Fahrer-Coaches und Trainer, alle Gäste an die Boxenmauer. Gaetan, Ricardo, Ahmed und Nick kletterten den Boxenzaun hoch und schwenkten freudestrahlend die Nissanflagge. Und um kurz nach Zwei überquerte der Berliner Florian Strauß als Fünfter insgesamt und Zweiter in Pro-Am die Ziellinie. Das beste Ergebnis für Nissan und die GT Academy, das jemals in einem internationalen Rennen eingefahren wurde.
„Es ist immer toll, das Auto über die Ziellinie zu bringen, man fühlt sich wahrscheinlich so wie der letzte Läufer beim Staffellauf“, sagte Florian nach dem Rennen. „Für mich war es ein ganz tolles Gefühl. Als ich gut eine Stunde vor Rennende den letzten Stint übernahm, war schon irgendwo klar, dass wir aufs Podium kommen. Aber man versucht, das Auto noch zu schonen, extra vorsichtig zu fahren gerade beim Überrunden und einfach die letzten Meter gut zu überstehen. Als ich dann über die Ziellinie fuhr und das ganze Team an der Boxenmauer sah, hatte ich schon eine Gänsehaut. Es ist natürlich für das Team und uns Fahrer ein grandioses Ergebnis und wir sind alle sehr stolz auf unsere Leistung.“
Das deutsche Team Black Falcon holte seinen dritten Gesamtsieg bei dem 24 Stundenrennen in Dubai. Mit drei Gesamtsiegen ist Black Falcon nun auch das erfolgreichste Team in der Geschichte des Rennens. Auch für Mercedes-Benz war es der dritte Sieg in Dubai. Das britische Team RAM Racing komplettierte mit seinem Mercedes-Benz SLS AMG GT3 (#30, Arya/Jäger/Onslow-Cole/Christodoulou) auf Rang zwei den Erfolg für den Flügeltürer. Das Team hatte im Ziel einen Rückstand von zwei Runden auf die Gesamtsieger. Das Team Dragon Racing aus den Vereinigten Arabischen Emiraten feierte als Gesamtdritter und Sieger der A6-Amateurklasse im Ferrari 458 Italia GT3 (#88, Jawa/Grogor/Griffin/Barff) einen tollen Erfolg.
Für die Stars der Nissan GT Academy wird in den nächsten Wochen die Entscheidung fallen, in welcher Form und in welchen Meisterschaften sie ihre Rennfahrerkarriere fortsetzen werden. Es bleibt auf jeden Fall spannend!
Text: Jasmin Müller
(c) Foto: Nissan (3), Jasmin Müller
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