Le Mans 2014: Audi & die wilde 13

Es war der 13. Le-Mans-Erfolg für die Marke mit den Vier Ringen bei nur 16 Starts –und der vielleicht bisher wertvollste: Das Audi Sport Team Joest setzte sich in einem extrem harten und lange Zeit völlig offenen Rennen gegen stärkste Konkurrenz von Le-Mans-Rückkehrer Porsche und Toyota durch. Erst in der Schlussphase fiel die Entscheidung zu Gunsten der beiden Audi R18 e-tron quattro.

„Wir haben in Le Mans schon viele spannende Rennen erlebt und große Siege gefeiert, aber dieser Erfolg hat einen ganz besonderen Stellenwert“, sagte Professor Rupert Stadler, Vorsitzender des Vorstandes der AUDI AG, nach der triumphalen Zieldurchfahrt der beiden Audi R18 e-tron quattro. „Wir sind in dieses Rennen nicht als Favoriten gegangen und hatten mit Porsche und Toyota zwei sehr starke Gegner. Es ist eine tolle Leistung der gesamten Audi-Mannschaft, dass wir es trotzdem auch dieses Mal geschafft haben, Le Mans zu gewinnen. Wir freuen uns riesig und mein Dank gilt allen, die diesen Erfolg möglich gemacht haben.“

„Beim neuen Le-Mans-Reglement steht die Effizienz der Rennwagen in Le Mans noch stärker im Fokus als bisher“, erklärte Professor Dr. Ulrich Hackenberg, der als Vorstand Technische Entwicklung auch das Motorsport-Programm der AUDI AG verantwortet. „Mit dem TDI hat sich in Le Mans einmal mehr die effizienteste Antriebstechnologie der Welt durchgesetzt. Mit dem erfolgreichen ersten Einsatz des Laserlichts haben wir gleichzeitig unsere Serie technologischer Pionierleistungen in Le Mans fortgesetzt. Ich möchte allen, die für diesen Erfolg extrem hart gearbeitet haben, danken. Allen voran natürlich der Mannschaft von Audi Sport.“

Die 24 Stunden von Le Mans standen für Audi unter dem Motto „Welcome Challenges“ – und Herausforderungen gab es bei der 82. Auflage des berühmten Langstrecken-Klassikers für die Marke mit den Vier Ringen reichlich. Nach einem schweren Unfall von Loïc Duval im Freien Training am Mittwoch musste das Audi Sport Team Joest in rekordverdächtiger Zeit den Audi R18 e-tron quattro mit der Startnummer „1“ neu aufbauen und Loïc Duval durch Marc Gené ersetzen. Dass dieses Team am Sonntagmorgen auf Siegkurs fuhr, sagt alles über die Leistung der Mechaniker. Der Tausch einer Einspritzdüse und ein Turboladerwechsel verhinderten dieses Märchen am Ende jedoch ganz knapp. Mit drei Runden Rückstand belegten Lucas di Grassi, Marc Gené und Tom Kristensen den zweiten Platz.

Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Tréluyer übernahmen am Sonntagmorgen kurz nach 5 Uhr erstmals die Führung, nachdem sie die Nacht hindurch den Druck auf den lange Zeit führenden Toyota aufrecht gehalten hatten. Da auch an ihrem R18 der Turbolader gewechselt werden musste, fiel die Startnummer „2“ zwischenzeitlich auf Rang drei zurück, ehe sie sich mit einer sehenswerten Aufholjagd wieder an die Spitze setzen konnte. Dabei gelang André Lotterer mit 3.22,567 Minuten auch die schnellste Rennrunde.

Großes Pech hatte die Mannschaft des dritten Audi R18 e-tron quattro mit Filipe Albuquerque, Marco Bonanomi und Oliver Jarvis. Nach einer starken Anfangsphase wurde die Startnummer „3“ während einer Safety-Car-Phase auf der Hunaudières-Geraden im strömenden Regen mit hoher Geschwindigkeit von einem GT-Ferrari am Heck getroffen. Dabei wurde der Antrieb des R18 so stark beschädigt, dass Marco Bonanomi nach nur eineinhalb Stunden aufgeben musste.

In den hektischen ersten Stunden hatten sich die faszinierenden Le-Mans-Prototypen von Audi, Porsche und Toyota auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Le Mans packende Zweikämpfe geliefert, der die Zuschauer in Atem hielt. Bis Sonntagmittag erlebten die Fans eines der spannendsten Rennen der Le-Mans-Geschichte. Erst in der vorletzten Stunde fiel die Vorentscheidung zu Gunsten von Audi.

„Es war ein Rennen, wie man es nur in Le Mans erleben kann“, sagte Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich. „Es gab viele Zwischenfälle und keines der Topautos ist ohne Probleme über die Distanz gekommen. Entscheidend war, dass unsere Audi R18 e-tron quattro 24 Stunden lang konstant schnell fahren konnten, unsere Fahrer keine Fehler gemacht haben und unsere Mannschaft auf die Probleme, die es gab, schnell und richtig reagiert hat. Wir hatten mit Porsche und Toyota zwei wirklich starke Gegner, die uns das Leben wie erwartet nicht leicht gemacht haben. Ich habe immer daran geglaubt, dass wir es trotz der für uns in diesem Jahr besonders schwierigen Voraussetzungen schaffen können und wir das effizienteste Rennauto haben. Dass es uns erneut gelungen ist, macht mich stolz. Auch ich sage Danke an die ganze Mannschaft, aber auch an unseren Vorstand und unseren Konzern, die es uns Jahr für Jahr ermöglichen, in Le Mans ‚Vorsprung durch Technik’ zu zeigen. Respekt aber auch vor der Leistung von Porsche bei der Rückkehr nach Le Mans.“

Für Audi war es der 13. Sieg bei den „24 Heures“, der achte mit TDI Power und der dritte mit einem Hybrid-Rennwagen. Das Team von Reinhold Joest feierte seinen 15. Erfolg beim bedeutendsten Langstrecken-Rennen der Welt. Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Tréluyer schafften nach 2011 und 2012 ihren dritten gemeinsamen Le-Mans-Triumph. 

Stimmen:

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): „Das war sicherlich eines der spannendsten und abwechslungsreichsten Rennen in Le Mans. Für uns war es auch eines der schwierigsten und steht deshalb auf meiner persönlichen emotionalen Rangliste ganz weit oben. Die ganze Woche war für uns eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Und auch in den 24 Stunden hatte jedes Auto mindestens einmal die Nase vorn. In den ersten zwei Renndritteln waren es unsere Konkurrenten, im letzten Drittel haben wir uns dann an die Spitze herangearbeitet. Das gelingt nur mit einer ganz besonderen Teamleistung. Die Kombination aus einem effizienten Konzept und einem Team mit starken Fahrern, die daraus das Beste herausholen – das war der Schlüssel zum Erfolg.“

Marcel Fässler (Audi R18 e-tron quattro #2): „Ein geniales Rennen für uns, aber auch eines mit vielen Höhen und Tiefen für alle Crews und Hersteller. Die Zuschauer haben ein spektakuläres Rennen gesehen, in dem sich das Blatt immer wieder gewendet hat und das bis in die letzten Stunden unvorhersehbar und spannend war. Wir waren lange Zeit in Schlagdistanz, dann in Führung, sind dann wieder zurückgefallen. Am Ende war das Glück auf unserer Seite. Nicht nur wegen des perfekten Ergebnisses, sondern auch wegen der Premiere nach dem neuen Reglement war Le Mans 2014 ein Meilenstein für Audi.“
 
André Lotterer (Audi R18 e-tron quattro #2): „Das war ein Super-Tag für uns nach einer sehr stressigen Woche für die ganze Audi-Mannschaft. Das Rennen hat gut angefangen und die Zuschauer haben einen tollen Kampf aller drei Hersteller gesehen. Als ein Audi ausgefallen war, haben wir zu zweit Toyota gejagt. Nachdem unsere Gegner ein Problem bekamen, schien der Weg frei. Dann bekamen wir ein Problem. Aber unsere Mechaniker haben nie die Motivation verloren und den Turbolader sehr schnell gewechselt. Sie kennen Le Mans und wissen, was zu tun ist.“
 
Benoît Tréluyer (Audi R18 e-tron quattro #2): „Ich bin überglücklich nach diesem sagenhaften Rennen. Es ist so vieles passiert und es gab jede Menge Höhen und Tiefen. Aber unser Teamgeist blieb immer intakt. Der Unfall der Startnummer ‚3’ hat uns allen so leid getan. Später haben wir die Führung übernommen, bis wir Probleme bekamen. Als die Nummer ‚1’ vorn lag, waren wir uns sicher, dass sie es schaffen würde. ‚Ihr seid an der Reihe, die Trophäe für Audi zu gewinnen’, haben wir ihnen gesagt. Als sie Probleme bekamen, sagte Tom Kristensen zu uns: ‚Jetzt seid ihr an der Reihe.’ Es herrschte zwischen beiden Fahrermannschaften eine schöne, durchweg positive Stimmung. Danke an das ganze Team, an unsere Ingenieurin Leena (Gade) und an meine Fahrerkollegen.“

Tom Kristensen (Audi R18 e-tron quattro #1): „Dieses Rennen war einfach unglaublich – und zwar für unsere gesamte Mannschaft. Wir kamen mit einem guten Auto nach Le Mans. Dann haben wir gleich zu Beginn der Woche ein Auto verloren und Loïc Duval ist ausgefallen. Wir mussten alle Pläne umwerfen. Alle sagten uns, dass unser Auto mit dem Rennsieg nichts mehr zu tun haben würde. Die Jungs haben nachts wieder alles aufgebaut. Dann starteten wir mit Marc Gené als neuem Teamkollegen ins Rennen. Im Regen begann es sehr turbulent. Dann holten wir auf, bis nachts eine Einspritzdüse getauscht werden musste. Es folgte ein Reifenschaden, später lagen wir in Führung. Unser Vorsprung war riesig. Wir mussten nur noch ins Ziel kommen, doch dann bekamen wir ein neues Problem. So waren wir wieder Dritte, wurden am Ende aber Zweite. Wir können stolz darauf sein. Es war wie im Märchen, und die enden nicht immer perfekt. Für Audi dagegen war es ein perfekter Rennausgang. In dieser Woche haben wir die gesamte Bandbreite an Emotionen erlebt. Sagenhaft!“

(c) Foto: Audi

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