Vom 26.-29. Oktober 2017 fand im norditalienischen Padua wieder die größte Oldtimermesse Italiens, die „Auto Moto d’Epoca“ statt, die sich, ähnlich wie andere Oldtimermessen, stetig wachsenden Zuspruchs erfreut. So wurde dieses Jahr bei der 34. Ausgabe der Besucherrekord erwartungsgemäß gebrochen und über 115.000 Besucher bestaunten über 5.000 Fahrzeuge in 11 Hallen. Mit 90.000 m² Ausstellungsfläche war die Messe groß genug, um problemlos zwei Tage vor Ort verbringen zu können. Dazu luden die Vielzahl von mehr oder weniger alten Automobilen ein, die im Innen- und Außengelände zu bewundern und in den meisten Fällen auch zu kaufen waren. Das Preisniveau war dabei durchaus hoch und entsprach dem deutschen Niveau, nur die Auswahl war deutlich größer. Denn bei der Mehrzahl der Aussteller handelte es sich um Autohändler, aber auch Autohersteller waren mit ihren alten Schätzen vertreten, ebenso natürlich wie die Anbieter von Zubehör und Literatur. Der obligatorische Teilemarkt ergänzte das Angebotsspektrum. Dort konnte man sein Geld bei den Automobilia-Händlern loswerden, die vor allem in zwei Hallen vertreten waren. Neben einigen bekannten gab es auch genug italophile Händler mit entsprechend spezifischem Sortiment.
Wer aber erwartet, dass diese Messe so italienisch ist, wie die „Retromobile“ in Paris französisch, der irrt. Zum einen kommen sehr viele Besucher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und zum anderen sind die anwesenden Autos zwar durchaus hauptsächlich italienischen Ursprungs, aber nicht in der Vielfalt, wie man es vielleicht erwartet hätte. Es sind zumeist dieselben Typen, die man auch bei uns auf den Messen häufig sieht – eben, weil es beliebte Oldtimer sind. Natürlich kann man sich an Alfa Montreal, Giulietta Sprint, Maserati Ghibli oder auch Fiat 500 nicht sattsehen, aber dafür muss man nicht extra nach Italien fahren. Auch wer eine exklusive Auswahl an Ferrari sucht, wird auf der Techno Classica in Essen wesentlich besser bedient. Doch fanden sich auf der „Auto Moto d’Epoca 2017“ durchaus auch einige Sahnestücke, die man so schnell nicht zu Gesicht bekommt – aber bei der Fülle an Autos musste man schon genau aufpassen, um z. B. das zivile Homologationsmodell des Lancia 037 nicht zu übersehen, den Moretti oder die offene Alfa Giulia GTC. Da es sich in weiten Teilen um eine Verkaufsausstellung handelte, konnte auch direkt zuschlagen, wer zufällig genug Geld in der Tasche hatte. Und wer ganz konkret einen italienischen Oldtimer suchte und dabei nicht auf Schnäppchen aus war, der wurde auf alle Fälle fündig – spätestens auf der ebenfalls stattfindenden Bonhams-Auktion. Das britische Auktionshaus kam erstmals nach über 30 Jahren mit einer Versteigerung zurück nach Italien und verkaufte dabei nur gut die Hälfte der angebotenen Fahrzeuge. Ob dies ein Trend ist, dass die Hausse beendet ist oder die Fahrzeuge schlichtweg überteuert, wird man in den nächsten Monaten beobachten können.
Was aber leider etwas zu kurz kam, waren die „Brot-und-Butter-Autos“ – die mit dem mehr oder weniger großem Wiedererkennungswert und den sentimentalen Erinnerungen an die alten Familienurlaube in Rimini. Auch die dazugehörige liebevolle Clubszene, die sich um unbekannte und evtl. auch unbeliebte Klassiker kümmert, und oft mit kreativen Ausstellungsständen für Abwechslung und Überraschungen sorgt, war nur wenig vertreten.
An Autoherstellern fanden sich die alten Bekannten, die auch auf anderen Oldtimermessen zu finden sind, z. B. Fiat-Chrysler, Mercedes Benz/AMG, Porsche, Audi, Volvo. Maserati stach mit seinem Stand hervor, weil er sehr schön gestaltet war und auch die Liebe zu den ausgestellten Maserati-Oldtimern erkennen ließ, anstatt diese nur als Werbemittel zum Verkauf von Neuwagen anzusehen. Auch Citroen war kreativ und wählte ein konkretes Thema für ihren Stand: in Italien wurde der 40. Geburtstag der Citroen Dyane gefeiert. Nicht ohne Grund, denn die Dyane war in Italien sehr erfolgreich, letztlich sogar erfolgreicher als der 2CV.
Skurril und irgendwie typisch italienisch war der gemeinsame Stand von Polizei und der „Guardia di Finanza“, die mit alten Einsatzfahrzeugen Staunen hervorriefen. Diese waren sicherlich gerade den aus dem Ausland angereisten Besuchern oft völlig unbekannt gewesen.
Insgesamt ist die Messe durchaus sehenswert, aber ein rein italienisches Flair darf man nicht erwarten. Dafür sind die italienischen Oldtimer wohl zu beliebt und auch außerhalb Italiens so präsent, dass man in Padua kein Feuerwerk an Überraschungen erwarten kann. Doch wer sowieso vorhat in der Gegend Urlaub zu machen, für den lohnt sich die Kombination mit Padua – und ein wunderschönes Wochenende mit der Partnerin bei italienischem Lifestyle, zumindest beim Essen und Trinken, ist doch auch verlockend und eine feine Klassikmesse gibt’s noch dazu.
Text: Michael Jülicher
© Foto: Michael Jülicher