On the Top!
Infiniti, die Luxusmarke von Nissan, möchte nach dem Rekordjahr 2015 weiter angreifen und den nächsten Gipfel erklimmen. Der auf einer Mercedes Benz A-Klasse basierende Q30 und der mit High-Tech vollgestopfte Q50, der just leicht überarbeitet wurde, verkaufen sich nun auch in Deutschland gut. Die Bekanntheit ist zwar noch ein kleines Pflänzchen, aber sie steigt stetig. Das liegt vor allem am Ausbau des Händlernetzes, welches von anfänglich fünf Händlern, auf aktuell 35 Partner erweitert wurde. Davon sind elf sogenannte Infiniti Zentren, meist in den Großstädten wo man die Kunden vermutet, wie Frankfurt, Berlin, Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf, der Rest sind Servicepartner.
Und nun sollen Infiniti-Modelle auch auf den Boulevards dieser Großstädte stehen, vor den Premium-Geschäften. Limousinen sind visuell meistens zu langweilig, was liegt also näher, als in der Liga eines Audi A5 Coupe, Oder 4er BMW zu wildern. So wurde im letzten Jahr das Infiniti Q60 Coupe vorgestellt. Anfänglich nur mit einem 2,0 Liter Motor mit vier Zylindern und 211 PS lieferbar, ist nun zum Jahresstart 2017 auch der große 3.0 Liter V6 Twinturbo mit 405 PS optional unter der schön geschwungenen Motorhaube zu finden.
„ Infiniti Q60 – Sculpture Art meets street!“
Vernunft hat mit einem Coupe nichts zu tun, so wählen wir auch gleich mal die Powervariante mit über 400 PS, die dann auch serienmäßig den intelligenten Allradantrieb an Bord hat. Sind wir ehrlich, eine Limousine ist praktisch. Hinten Türen wo man auch schnell man was auf die Rückbank legen kann, ohne den Vordersitz vorzuklappen, mehr Platz und oft auch günstiger als die Variante mit weniger Türen. Aber die Faszination, die geht doch seit Jahrzehnten von den schnittig designten Coupes aus. Und Infiniti Chefdesigner Alfonso Albaisa hat beim Q60 ganze Arbeit geleistet. Prägnante kraftvolle Linien strecken den Q60 wie einen Panther kurz vor dem Absprung. Die Karosserie wirkt ein Triathlet der immer bereit ist, komplett mit Muskeln und Sehnen überzogen. Besonders das cleane Heck und die Rundungen um die C-Säule mit dem Kimonogürtel-Knick sehen im Sonnenlicht elegant und sportlich aus. Da macht auch das Autoputzen am Samstag wieder Spaß. So verwundert es nicht, dass der Q60 kürzlich den „iF Design Award 2017“ gewonnen hat.
Perfekt erscheinen die Linien in der Farbgebung „Dynamic Sandstein-Rot“, die so aufwendig zu lackieren ist, dass dafür eine eigen Lackierbox im Werk in Tochigi, Japan, gebaut werden musste. Auch unserem Testwagen verleiht diese tiefrote Farbe den Kick mehr an visueller Extravaganz.
„#empowerthedrive – ok, wir legen los!“
Ein Sportcoupe ist sinngemäß nicht nur zum Parken vor der urban City Lounge gedacht. In erster Linie sind Coupe’s Fahrerautos. Für Menschen die gerne intensiv das Thema Auto erleben wollen. Also legen wir los. Und wo kann man einen Wagen der nach oben will besser fahren als in den Bergen. Unser Ritt führt uns von Genf, wo vor wenigen Tagen die Studie Infiniti Q60 Black S enthüllt wurde, durch die französischen Alpen bis zum Mont Blanc. Der „weiße Berg“ ist mit 4.810 Metern der höchste Berg der Alpen und passt daher kongenial zur Aufsteiger-Marke Infiniti.
Auf den ersten Metern wird klar, der neuentwickelte 3.0 l Voll-Aluminium-Twinturbomotor hält was die Karosse verspricht. Leistung in allen Drehzahlbereichen. Auch steile Bergpassagen nimmt der Q60 mit starken 475Nm unter seine vier angetriebenen Räder, als wären wir in der Ebene unterwegs. Das Ansprechverhalten ist gut, die Siebengang-Automatik scheint für jede Fahrsituation den passenden Gang in der Schublade zu haben und schnell zu finden. Gewöhnungsbedürftig ist vielleicht das Infiniti eigene „steer by wire“-System. Im Q60, wie auch im Q50, gibt es keine mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Rädern. Das reduziert natürlich auf unebenen Fahrbahnen deutlich die Vibrationen am Volant und sorgt für mehr Komfort. Wer den Q60 aber flott um die Kurven zirkeln will, der muss sich an das System erst noch gewöhnen. Den der fehlende Kontakt lässt eben keinen „gelernten“ Lenkimpuls an die Hände des Fahrers durch. So passierte es uns, dass in sehr dynamisch eingelenkten Kurven, dass Heck leicht zum übersteuern neigt, was in Summe auch auf dem hecklastig ausgelegten Allrad zurückzuführen ist. Bevor man im Q60 die volle Leistung abruft, sollte man sich daher erstmal an die Lenkung gewöhnen. Sehr gut ist dabei, dass man mittels dem Infiniti Drive Mode Selector einen deutlichen Unterschied zwischen den Modi Sport Plus (gibt es nur beim 3.0), Sport und Standard merkt. Auch nur im Top Modell lieferbar, ist das elektronisch verstellbare Fahrwerk.
„Der Q60 zelebriert die alte Coupé-Formel: Lust & Freude!“
Am Puls der Zeit zeigt sich auch der Innenraum. Highlight ist immer noch der Einsatz von zwei Bildschirmen im Armaturenbrett. So lässt sich im oberen Bereich während der Fahrt in der fremden Stadt die Navigation anzeigen, während man zeitgleich im unteren Bedienfeld Dinge am Fahrzeug einstellen und ändern kann. Das ist bequem und in einer technisierten Welt mehr als nur modern und zeitgemäß.
Die Verarbeitung ist wie sie in dieser Premiumklasse sein soll. In unserem Testwagen wirkt alles sauber verarbeitet, vor allem die Qualität der Materialien und deren Haptik steht den deutschen Premium-Platzhirschen in Nichts nach. Und mit Infiniti Touch ist man bestens vernetzt und unser Smartphone schnell angekoppelt, um mit starken Beats aus der Bose Soundanlage mit 13 Hochleistungslautsprechern die Berge zum Vibrieren zu bringen. Fenster runter, Sound rauf und der Bergsonne entgegen. Im Infiniti Q60 fühlen wir fast vergessene Emotionen wieder, Lust & Freude, trotz der ganzen modernen Assistenzsysteme.
So locker und angenehm unsere Fahrt hinauf in die Berge zum Mont Blanc ist, so locker und leicht wird es das Sportcoupe Q60 in der festgefahren deutschen Premiumlandschaft nicht haben. Immerhin ist es mit dem ausgebauten Händlernetz zumindest in Großstädten leichter geworden, sich diese Alternative zu den deutschen Marken einmal näher zu betrachten. Zuhause geht dies schon mit der Q60 App. Auch hier ist der Infiniti Q60 schon am Puls der Zeit und vorne mit dabei.
Text: Bernd Schweickard
© Foto: Infiniti (2), Bernd Schweickard