Mehr Neubausiedlung als Wilder Westen!
Wohin man mit der Nomenklatur bei Hyundai steuert, wissen die Manager wohl selber nicht. Erst Namen, dann die Umstellung auf Buchstaben-Zahlen-Kürzel, nun zumindest bei den SUV wieder Namen. So heißt der Tuscon wieder Tuscon, nach einem kurzen Namensausflug zum wenig emotionalen Kürzel „ix35“.
Aber wie viel Wild West steckt denn nun im Herausforderer von Tiguan & Co.? Wir haben uns bei der Hyundai Tuscon Weltpremiere damals mit Peter Schreyer unterhalten, dem Chefdesigner der Marken Hyundai und Kia und nun fahren wir den koreanischen Cityslicker.
Eines ist klar, wer gegen die etablierte Konkurrenz auf dem in dieser Klasse bieder sachlichen Wettbewerb stößt, kann nicht als extravaganter Vogel auftreten. Und genau das macht der Hyundai Tuscon auch nicht, sondern ganz clever, ruhig und leise gewinnt er Käufer um Käufer eben dieser Marken dazu.
Dabei verhilft ihm sein optisch gefälliger Auftritt. Klare Kanten und Linien lassen den neuen Tuscon deutlich wertiger und eleganter erscheinen als den rundlichen Vorgänger. Der neue wuchtige Grill zeigt Selbstbewusstsein, die seitlichen Sicken Esprit, er ist visuell nicht zu laut und nicht zu leise.
Dieser positive Eindruck setzt sich auch im Innenraum fort. Das was man besonders in Deutschland sehr mag, klare, aufgeräumte Cockpits, gute Verarbeitungsqualität, dass alles bringt der überarbeitete Tuscon mit. Sogar für Lifestyle-affine Insassen eine gute Haptik der Elemente. Natürlich sind die Knöpfe und Schalter aus Plastik und nicht aus einer besonderen Legierung oder mit Luxus-Leder bezogen. Aber Kunststoff ist eben nicht gleich Kunststoff. An der Materialanmutung im Hyundai könnten sich manche teuere Automodelle mal den einen oder anderen Schalter abschauen. So geht Innenraum 2017!
Wir benötigen die 540 Liter Stauraum des Kofferraums, bis zu 1.503 Liter bei umgeklappter Rückbank, zwar nicht, sind aber dennoch auf einer längeren Fahrt mit Gepäck unterwegs. In der Stadt macht der 4,48 Meter lange Tuscon keine Probleme. Enge Innenstädte und Parkhäuser sind mit diesem Kompaktklasse-SUV problemlos zu meistern. Wenn es doch mal enger wird, helfen der Park-Assistent, als auch die üblichen Park-Piepser. Optional kann auch eine Einparkhilfe bestellt werden.
Die Sitze sind angenehm straff und gemütlich auf unserer Langstreckenfahrt. Überhaupt kommt ein wohliges „Feelig good“-Gefühl auf. Beim Start im kalten Morgengrauen die Lenkradheizung aktiviert und zahlreiche Sicherheitssysteme wie das radargestützte Auffahrsystem und der Spurhalte-Assistent mit Lenkeingriff nehmen uns das verantwortungsbewusste Fahren nicht gänzlich ab, sind aber schön an Bord zu haben. Ab der Ausstattungsstufe Style, die zweithöchste von vier Linien (Classic, Trend, Style, Premium) wird das Insassen-Entertainment via einem 4,3 Zoll großen Monitor gesteuert.
Unbeeindruckt vom Wetter können wir unsere Fahrt von verwöhnter Frühjahrssonne durch Schmuddelwetter ein paar hundert Kilometer weiter entspannt fortsetzen. Der Hyundai Tuscon ist, wie unser Testwagen, nicht nur als effiziente Fronantriebsversion lieferbar, sondern auch als Allradler. So begeistert der Hyundai Tuscon 2.0 CRDi 4WD mit 180 PS, gekoppelt mit der 6-Stufen Automatik als Allrounder.
Er ist kein Wild West Cowboy, sondern eher wie sachlich schicker moderner Neubau.
Text: Bernd Schweickard
© Foto: Hyundai (5), Bernd Schweickard