Toyota GT86 – Heißes Driften im kalten Lappland

Wenn der Weihnachtsmann driftend um die Ecke kommt.

Mit dem neuen Toyota GT86 in Rovaniemi/ Lappland.

 

Der Weihnachtsmann hatte einen Wunsch. Er wollte einen bezahlbaren Sportwagen klassischer Bauart, Saugmotor vorne, Heckantrieb, verpackt in einer schnittigen Hülle. So sah sein Wunsch nach einem neuen flotten Schlitten aus. Im fernen Japan hat Toyota Präsident Akio Toyoda diesen Wunsch wohl vernommen und nach seinem eigenen Credo „Es muss Spaß machen, ein Auto zu fahren“, den 2012 eingeführten GT86 nochmals signifikant verbessert.

 

Und weil er immer einen vollen Terminkalender hat, schickte er einige internationale Journalisten, die den neuen GT86 persönlich nach Rovaniemi, der Hauptstadt von Lappland und dem offiziellen „Wohnort“ des Weihnachtsmannes, bringen sollen. Nun gut, die Autos waren schon vor Ort, so können wir uns direkt mit dem kleinen Toyota Sportwagen beschäftigen. Von diesem Sportwagen, der in einer Reihe mit dem legendären Toyota 2000GT steht, wurden seit Einführung, in den letzten fünf Jahren über 170.000 Exemplare verkauft.

 

foto toyota gt86-16Und wie bei einem Erfolgsmodell üblich, halten sich die Retuschen in Grenzen. Äußerlich bringen nun sehr helle LED-Scheinwerfer Licht ins Dunkel, speziell in der zu dieser Jahreszeit eher trüben Lichtperiode in Lappland. Die Nase wurde etwas nach unten gezogen, das lässt in schmal erscheinen und die überarbeitete Frontmaske mit dem breiten Luftgitter, eignet sich exorbitant gut zum Schnee einsammeln. Aber dazu später mehr. Hinten wirkt er mit der neuen LED-Heckleuchten-Signatur breiter und satter auf der Straße liegend, was uns sehr gut gefällt.

 

Innen ist auch alles bekannte puristische Sportwagenkost aus dem Vorgänger. Das Lenkrad ist minimal kleiner geworden, ermöglicht dadurch einen noch engeren Kontakt zum Fahrzeug. Rückmeldungen kommen direkter in den Händen des Fahrers an. Wirklich neu ist das 4,2 Zoll große Multiinformationsdisplay, welches mit neuen zusätzlichen Informationen zum ebenfalls überarbeiteten 6,1 Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole glänzt. So kann sich der ambitionierte Sportfahrer in Echtzeit über Leistungs- und Drehmomentverlauf sowie über die G-Kräfte auf dem Laufenden halten. Eine Stoppuhr dient zur Aufzeichnung der Rundenzeiten, oder der Überprüfung der täglichen Strecke vom Büro nach Hause, ob man irgendwo ein paar Sekunden beim Ampelspurt verloren hat.

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Den Paradestart von 0 auf 100 km/h erledigt der neue Toyota GT86 in 7,6 Sekunden und würde dann bis zur Höchstgeschwindigkeit von 226 km/h weiter beschleunigen, wenn man dies möchte. Wir lassen diese Disziplin auf den mit Radarfallen gespickten und mit Schnee und Eis überzogen Landstraßen heute mal aus. Aber auch so merkt man beim kurzfristigen Beschleunigen, dem Elastizitätswert von 80 km/h auf 120 km/h, dass dies nicht seine Paradedisziplin ist. Obenrum fehlt ihm der Druck eines Turbos, andererseits macht genau dieses typische Sauger-Kräfteverhalten den Fahrspaß aus. Und ohne plötzlichen Turboschub, bleibt er auch für Nicht-Profi-Lenkradvirtuosen annähernd spielerisch beherrschbar.

 

Außer man legt bewusst Wert auf Querfahren, was uns auf dem Artic Driving Areal ans Herz gelegt wird. Dort kann und soll der GT86 seine Kerngene voll ausspielen können und wir dürfen die technische Neuerung „Track Modus“ ausprobieren.

foto toyota gt86-8Angezeigt wird uns dieser mit einer Leuchte im neuen Display, nachdem wir diesen über einen Schalter in der Mittelkonsole aktiviert haben. Insgesamt stehen nun vier Fahrmodi zur Verfügung, die Fahrzeugstabilitätskontrolle und die Antriebsschlupfregelung jeweils anders interpretieren. Von soft mit allen elektronischen Helferlein, bis zum neuen Track Modus, der deutlich später eingreift, um ein radikales Ausbrechen des Fahrzeuges zu verhindern. In diesem „Drift-Modus-für-Anfänger“ starten wir auf der mit Schnee und Eis bedeckten Fahrfläche.

 

Schnell wird klar warum der GT86 auch von der Toyota Motorsport GmbH als Einstiegsauto für den Breiten- als auch für den Rallyesport angeboten wird. Der GT86 lässt sich im Track Modus auch für Anfänger quer über den Schnee bewegen, unterstreicht seinen Anspruch als „Drift Maschine“ und lässt zu keinem Zeitpunkt Angstperlen auf der Stirn des Fahrers erscheinen. Die feinfühlige Abstimmung von Lenkrad und  Gaspedal, mit denen sich die 200 PS Motorleistung des 2.0 Liter Boxer-Vierzylinders gut dosieren lassen, hinterlassen beim Fahrer ein freudiges Lächeln.

 

Im höchsten Fahrmodus lassen sich wie bisher auch alle elektrischen Helfer wie das VSC komplett abschalten. Dadurch wird der GT86 glücklicherweise nicht unfahrbar, auch hier spricht für ihn das simple Handlingsgefühl, die eine oder andere Pirouette drehen wir allerdings mehr, als im Track Modus.

 

foto toyota gt86-13Wie es ohne Systeme, nur mit menschlichem Können richtig geht, zeigt uns zwischendurch Frederic Aasbo mit seinem bis zu 1000 PS starken GT86. Aasbo ist ein professioneller Drift- und Stuntfahrer, der 2015 die Formula Drift World Championship gewonnen hat. Darüber hinaus ist er ein netter Kerl und nimmt uns auf eine schnelle Runde mit durch den finnischen Wald. Hier gibt’s die Eindrücke mit seinem 1000 PS Toyota GT86.

 

Auch der neue GT86 ist im Kern das, was wir schon beim Vorgänger geliebt haben. Ein kompakter, leichter und zu Preisen ab 29.900 Euro auch preisbewusster Sportwagen, alter Manier, an genau den richtigen Punkten verbessert wurde. Die Karosserie wurde steifer, das Fahrwerk optimiert, geblieben ist das „Spaß-Layout“, Frontmotor und Heckantrieb, das auch hier der Schlüssel zum Fahrer-Glück ist. Wobei Toyota dem drehfreudigen Boxermotor von Subaru mit einer eigenen Direkteinspritzung ausrüstet.

 

Am Ende stecke ich auch einen Wunschzettel in den Briefkasten des Santa Claus in Rovaniemi. Als Top-Version für Europa einen GT86 mit vielleicht bis zu 280 PS in einer limitierten TMG-Version, das würde ich mir wünschen.

 

Text: Bernd Schweickard

© Foto: Bernd Schweickard