Stilecht!
Im Youngtimer Opel Rekord E zur Veterama.
Der Gang über das mit Morgentau benetzte Gras in Richtung Eingangsbereich des Maimarktgeländes, gleicht oft schon einem Oldtimertreffen. Viele Oldtimerliebhaber aus ganz Europa reisen im eigenen Old- oder Youngtimer an. Wir ließen es die letzten Jahre eher bequem angehen und kamen im modernen Fahrzeug. Mal mittendrin sein, schon das Gefühl der Oldieanreise mit auf den Markt nehmen, so haben wir es uns dieses Mal gedacht. Ausgesucht haben wir uns ein Fahrzeug der stetig wachsenden Fangemeinde der Youngtimer-Modelle. Ein Jubilar wird uns begleiten. Der Opel Rekord E, einst eine der erfolgreichsten Produktlinien der Rüsselsheimer, feiert 2017 seinen 40. Geburtstag. Auf der IAA 1977 startete die letzte Rekord-Baureihe zuerst als Rekord E1 und nach dem Facelift in 1982 als Rekord E2.
Gleich am Samstagmorgen suchen wir uns einen guten Platz. Dank der Veterama GmbH können wir unseren Top gepflegten Rekord E, den uns freundlicherweise Opel Classic zur Verfügung stellte, auf dem Marktplatz abstellen. Dort werden vom rostigen Gerippe auf einem Trailer, über das R4 Sondermodell Savanne neben uns, bis zum 70er Jahre Luxusschlitten, facettenreiche Autos angeboten. Wir legen aber sofort ein „SOLD“-Schild in unseren Wagen, da kurz nach dem Abstellen die ersten Interessenten auf uns zukamen. Und Opel in Rüsselsheim fände es sicher nicht lustig, wenn wir ihren Rekord hier veräußern würden.
„Das morgendliche Rattern der Motoren ist der #VeteramaBlues.“
Es ist erst zehn Uhr, die Sonne blinzelt durch die vorher graue Wolkendecke an diesem Herbsttag und eine Duftkombination aus Öl, Benzin und Bratwurst vom Holzkohlegrill erreicht unsere Duft-Synapsen. Es ist der Geruch der Liebhaber von altem Blech und Automobilia. Etwas was es nicht im Internet gibt, nur hier, bei Europas größtem Oldtimer Markt. Und er macht frei. Alle Alltagssorgen sind vergessen und wir bewegen uns über das schon jetzt gut gefüllte Gelände.
Nicht nur die Besucher, es sind vor allem auch die Aussteller welche die Veterama so bunt machen. Bei französischen Händlern entdecken wir Teile aus der Messingära der Automobile, direkt nebenan gibt es fabrikneue Modellautos. Die Mischung machts halt.
Wir werden auch fündig, ergattern die originalen Prospekte und Bedienungsanleitung für den Rekord E. Unser Fahrzeug ist eines der letzten Exemplare aus Mitte 1985, der aus Erstbesitz den Weg in die historische Sammlung der Adam Opel GmbH fand. Im August 1986 wurde nach 1,4 Millionen produzierten Fahrzeugen, der Rekord E durch den Omega A abgelöst. Damit endete die seit 1953 angebotene Modellreihe Opel Rekord, die ihren Platz in der gehobenen Mittelklasse über Jahre in den Herzen der Masse eingefahren hat. Ein Vierzylinder-Reihenmotor vorne mit hinterer Starrachse und Hinterradantrieb waren ihr Markenzeichen. Innen Wohnzimmeratmosphäre mit der blauen Veloursausstattung der „GL“ Linie. Wobei der Eigner des weißen Rekord ein wenig mogelte und sich die glattflächigen Radkappen und Zierstreifen der höheren GLS Version montierte. Unter der Haube werkelt schon der 2.2i-Motor, der seit Herbst 1984 den lange eingesetzten 2.0 E Motor ersetzte.
„Anfassen – Schauen – Quatschen: good-feel #Offline-World !“
Ob hier jemals auch das Nachfolgemodell stehen wird, diese Frage erübrigt sich, als wir wenige Meter weiter einen Omega A erspähen. Naturgemäß gibt es auf der Veterama und anderen Oldtimermärkten noch viele Kleinteile von und über die Massenautos von Opel, VW und Ford zu finden. Sicherlich ist manches Teil teurer als im modernen Internet, aber anfassen, fühlen, spüren, Gespräche mit teils skurrilen Auto-Hobbyisten führen, das sind eben die Vorzüge einer Offline Welt, die speziell hier deutlich wird.
Es benötigt keinen Klassiker im sechsstelligen Eurobereich um das Gefühl Youngtimer oder Oldtimer zu erleben. Es ist ähnlich wie unter der Dusche, auf der Veterama sind alle gleich.
Die nächste original Veterama in Mannheim findet am 12.-14. Oktober 2018 statt.
Für Neueinsteiger empfehlen wir die kleinere Frühjahrsausgabe am Hockenheimring am 7.-8. April 2018.
Text: Bernd Schweickard
© Foto: Michael Hintz