So entsteht ein Maßschuh

Ein maßgefertigter, rahmengenähter Schuh ist das Ergebnis höchster Handwerkskunst. Die Voraussetzungen: fachliches Know-how, langjährige Erfahrung, hochwertige Materialien und ein feines Gespür den richtigen Stil.

In der Schuh-Manufaktur Vickermann & Stoya in Baden-Baden entstehen pro Monat rund 25 Paar in jeweils bis zu 30 Stunden reiner Handarbeit. So individuell jedes einzelne davon auf seinen Träger zugeschnitten ist – die Herstellung folgt stets demselben Ablauf:

Basis jeden Schuhs ist ein plastischer Abdruck des Fußes für das orthopädische Fußbett. Ist dieser abgenommen, tritt der Kunde auf eine Blaupause, welche die Druckpunkte des Fußes exakt abbildet und die Grundlage für den Leisten ist. Auf der Blaupause zeichnet der Schuhmacher zudem den Umriss des Fußes an. Im nächsten Schritt werden folgende Fußumfänge vermessen: Ferse, Knöchel, Spann, Ballen und und Zehen. Das Seitenprofil des Fußes wird auf einem Papier, das auf einem Holzbrett fixiert ist, nachgezeichnet.

Jetzt bestimmt der Kunde die Leistenform für sein Wunschmodell und wählt das Material für seinen persönlichen Schuh aus. Neben klassischem Kalbsleder bietet Vickermann & Stoya in seinem Sortiment auch exklusive Lederarten wie Rochen, Strauß oder andere Exoten.

Weiter geht es mit dem Leistenschliff: Damit später alles optimal passt, hat der kontinuierliche, präzise Abgleich mit den vorab genommenen Maßen oberste Priorität. Anhand der Leisten wird nun ein hellgefütterter Probeschuh aus Leder gefertigt, den der Kunde ca. zwei Wochen lang trägt. Diesen Probeschuh liest der Schuhmacher wie eine Landkarte: mit Hilfe der Abdrücke im Leder und vom Kunden angebrachter Markierungen kann er genau erkennen, wo etwas noch nicht 100 % perfekt sitzt, wie weit die Schnürung geöffnet war, ob und wie der Fuß im Laufe des Tages sich streckt und wie der Kunde läuft.

Aus Papierschablonen wird jetzt das Modell des Kunden konstruiert und überprüft, ob Proportionen und Lochungen stimmen.

Nun wird der Schaft aus dem ausgewählten Leder zugeschnitten und die einzelnen Schaftteile vernäht. Auf dem Holzleisten fertigt der Schuhmacher anschließend aus dünnem Leder und Kork das Fußbett. Unter diesem wird die nasse Brandsohle gewalkt. Mit einer Ahle werden dann die Löcher vorgestochen, der Leisten über den Schaft gestülpt, mit einer Zwickzange herumgezogen und mit Nägeln fixiert, bis der Schaft faltenfrei um den Leisten geformt ist.

Die nächsten Schritte: Rahmen nähen, den nassen Lederstreifen ansetzen und mit der Ahle Oberlederkappen und Futterleder durchstechen und mit gepichtem Faden an der Brandsohle vernähen. Nun können Vorderkappe und Futterleder eingesetzt werden. Anschließend werden alle Schichten durchstochen und mit einem gepichten Faden vernäht. Dieser mehrfach gedrillte, durch Pech gezogene Hanffaden ist besonders haltbar und sorgt für extrem dichte Nähte.

Nach dem Trocknen füllt der Schuhmacher die Brandsohle mit dämpfendem Kork aus. Im hinteren Bereich des Schuhs wird nun eine Gelenkfeder eingesetzt, die gewährleistet, dass der Schuh vorne biegsam und hinten starr bleibt. Auf die Korkschicht wird eine Lederzwischensohle geklebt. Anschließend vernäht der Schuhmacher die Zwischensohle mit dem Rahmen. In weiteren Schritten werden Laufsohle und Absatz aufgebaut, geschliffen, gefinisht, das Fußbett mit Leder bezogen und die Spanner auf Maß gefertigt.

Ein maßgefertigter Schuh von Vickermann & Stoya kostet 1.400 Euro. Die Erstbestellung (Damen oder Herren) inklusive Leisten und Probeschuh liegt bei 1.800 Euro und dauert ca. 3 bis 4 Monate.

(c) Hersteller

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