Er ist der unbestrittene König der Geländewagen-Legenden. Wer es etwas moderner mag, kauft ein Mercedes-Benz G-Modell. Wer es mehr funky und lässig mag, schaut sich wohl eher einen Wrangler an. Wer allerdings eine Legende bewegen will die vor dem geistigen Auge eine Kulisse aus purem Abenteuer aufbaut, kauft den Land Rover Defender!
Er ist der maskuline Begleiter in die Freiheit, abseits geteerter Pisten. Wer überlegt ob er sich einen Plastik-SUV oder einen Defender kaufen sollte, liest ab hier besser nicht weiter. Es würde den Defender schmerzen, mit diesen neumodischen Fahrzeugen verglichen zu werden. Sicher, die meisten SUV haben ihre Berechtigung, solange man auf der Straße, in der City bleibt. Wer aber einen echten Geländewagen benötigt, auch wenn er nicht direkt nach Papua-Neu-Guinea aufbrechen möchte, kommt am Defender kaum vorbei. Natürlich: Er hat ein paar – sagen wir – „verzeihliche Eigenarten“, keine wirklichen Nachteile.
Von außen schaut er eigentlich immer verbeult aus. Ein Tribut an die großen, glattflächigen Blechteile. Die Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h haben wir nicht erreicht. Das lag alleine am fehlenden aber nötigen Gehörschutz bei einem Tempo jenseits der 120 km/h. Des Diesels kräftiges Brummen findet im Innenraum reichliche Reflexionsmöglichkeiten.
Die Heizung wird auch bei eisigen Temperaturen sehr warm, spürbar jedoch nur direkt hinter dem Lüftungsgitter. Und der Wendekreis entspricht dem eines LKW. OK, in der Kalahari ist eben auch einfach mehr Platz.
Aber kommen wir nun zu den unzähligen Vorteilen. Und die hat der Defender unbestreitbar, sobald man die Straße verlässt. Im Test biegen wir von einer neu asphaltierten Bundesstraße auf einen mit Morast, Moos und Holzresten bedeckten Waldweg ab. Der Unterschied hinsichtlich des relativen Komforteindrucks ist dabei exorbitant! Auf Asphalt soeben noch eher „raubeinig“, spielt der Defender im Gelände ganz die Sänfte. Das ist wie Schuhe ausziehen und barfuss über eine Wiese laufen. Hier ist der Defender Zuhause!
Es gibt praktisch kein Gelände wo er nicht durch- oder vorankommt. Zigfach erprobt in diversen Trophy-Einsätzen in Länder, von denen viele nicht mal wissen dass es sie gibt. Seine hohe Anhängelast von bis zu 3.5 to., die Zuladung von bis zu 1 to. und eine Wattiefe von 500mm lassen ihn im Gelände fast konkurrenzlos erscheinen. Und wir reden hier tatsächlich von Gelände, nicht von Feldwegen! Damit es innen etwas charmanter wird, bekam der Defender im Jahr 2007 eine größere optische Korrektur des Armaturenbretts, das zuletzt nochmals aufgefrischt wurde. Diese ist gelungen, macht ihn ein klein wenig moderner. Trotz der Größe und des Wendekreises lässt er sich im Alltag einwandfrei bewegen. Der überarbeitete Dieselmotor kommt mit ca. 10-12l auf 100km aus. Ein noch überschaubarer Wert, angesichts eines Cw-Wertes ähnlich einer mittelalterlichen Burg.
Für einige Zeit selbst Landy-Fahrer, fiel uns auf, dass so mancher Defender durchaus auch von zierlichen Frauen – gerne Anfang 40 – bewegt werden und eben nicht nur von harten Männern. Und: Landy-Fahrer scheinen eine eingeschworene „Community“ zu sein. Immer wenn wir einem anderen Defender begegneten, wurden wir freundlich mit Handzeichen gegrüßt. Und bei uns im Taunus gibt es viele Land Rover Defender-Fahrer, wie mir in dem 14-tägigen Testzeitraum aufgefallen ist.
Einen Defender kauft man aus zwei Gründen. Erstens, weil man einfach einen richtigen Geländewagen benötigt. Ein Arbeitstier, bei dem man zwischen zig Karosserievarianten wählen kann. Zweitens, weil man Freude an einem „echten“ Auto mit kerniger Seele und britischem Charme hat und einem Tempo nicht viel bedeutet, wohl aber das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. In der Redaktion wird der Landy schon jetzt schmerzlich vermisst. Es ist in der heutigen, von Hightech und Zeitnot dominierten Lebensphase einfach etwas Wunderbares, einen so soliden, ehrlichen Burschen an der Seite zu wissen. Schade das er im Dezember 2015 gehen muss. Aber Land Rover wird sicherlich einen Weg finden, das „Konzept Defender“ auch für kommende Generationen erfahrbar zu machen.
Aktuell ist er als Black und Silver Design Edition lieferbar, Info!
Text: Bernd Schweickard
Foto: Jens Scheibel
Weitere Infos: www.landrover.de