Rolls Royce Phantom Coupe – High-End Driving Story

München – Wiesbaden – Como 

Im Rolls Royce Phantom Coupe zum Concorso d’Eleganza an den Comer See

Es ist eine Sache, ein Phantom Coupé auf einer Automesse zu sehen. Völlig anders ist die Wirkung dieses mächtigen Wagens im Straßenbild, wie wir bei der Übernahme des Fahrzeugs vor dem Kempinski Airport Hotel in München ehrfürchtig feststellen dürfen.
Schon die schiere Größe des Wagens ist schlicht beeindruckend, ebenso wie die Qualitätsanmutung. Mit angeklappten Spiegeln und eingezogener Emily wirkt das Coupé wie die Luxusvariante eines Superhelden-Mobils, fast wie eine uneinnehmbare aber edle Festung.
Ein gutes Gefühl ist es, den Schlüssel für dieses wirklich außergewöhnliche und auffällige Fahrzeug in der Hand zu halten und den Moment zu nutzen, in dem sich gerade einmal keine Schaulustigen am Wagen tummeln, um die hinten angeschlagenen riesigen Türen zu öffnen und in den aus feinsten Materialien gefertigten Innenraum zu gleiten. Auf Knopfdruck fällt die elektrisch betriebene Tür ins Schloss und plötzlich herrscht absolute Ruhe. Ein angenehmer Zustand, an dem sich auch nach Betätigung des Startknopfs nicht wirklich viel ändert. Der 6,8 Liter große 12-Zylinder mit 460 PS und gewaltigen 720 Nm läuft seidenweich.

Das riesige, stilsicher gestaltete Lenkrad fühlt sich ebenso gut an, wie die handgefertigte Bestuhlung aus feinstem, sächsischen Leder und so wächst die Vorfreude auf unseren Ausflug der besonderen Art. Unser Weg wird uns von München, über Wiesbaden zur Redaktionszentrale, nach Italien an den Comer See führen, zu einer der Exklusivität des Rolls-Royce angemessenen Veranstaltung, dem Concorso d’Eleganza, die – wie könnte es anders sein – in einem der exklusivsten Hotels der Welt stattfindet, dem ehrwürdigen Grand Hotel Villa d’Este.
Einiges am Phantom Coupe weckt Assoziationen zu einer Yacht. Es ist nicht nur das üppig verbaute Teakholz – selbstverständlich Vollholz, kein Furnier –  sondern beispielsweise auch das Anfahren, das sich eher anfühlt wie „Ablegen“, nachdem zwar nicht die Leine, aber zumindest die elektrische Handbremse gelöst wurde. Auf vornehme Weise gleitet der Rolls sanft und dennoch kraftvoll in den Straßenverkehr. An Souveränität wohl kaum zu überbieten, beinahe Erfurcht gebietend.
Phänomenal ist dann auch der Komfort auf der Landstraße und auf der Autobahn.
Ganz besonders in seinem Element ist das Phantom Coupé dann bei der gemütlichen und entspannten Fahrt durch die Schweiz mit etwa 110km/h. Die Luftfederung sorgt für ein schwebendes Fahrgefühl. Fahrbahnunebenheiten werden souverän egalisiert. Der schwere Wagen wiegt ruhig in der Hand. Die einen schnöden Drehzahlmesser überflüssig machende „Power-Reserve“- Anzeige meldet beruhigende 98,5 Prozent Leistungsreserve. Das Bergpanorama schaut durch die leicht grün eingefärbten, und in Sachen Präzision optischen Instrumenten nahekommenden Front- und Seitenscheiben, heute ganz besonders frisch aus (ja, auch da gibt es Unterschiede zu anderen Fahrzeugen) und mit einsetzender Dämmerung zaubert der dimmbare Sternenhimmel mit 1500 individuell angebrachten Glasfaserenden eine unvergleichliche Atmosphäre. Noch ein klein wenig Musik aus der brillant abgestimmten Soundanlage und spätestens jetzt sind wir verliebt in dieses Auto und die Entspannung nähert sich einem ungeahnten Maximalwert. Wenn wir müssten, könnten wir mit dem Wagen in 5,9 Sekunden aus dem Stand auf 100km/h sprinten und dies trotz deutlich über 2,5Tonnen Leergewicht. Wir müssen aber nicht und beweisen muss man im Phantom Coupé auch nichts. Der Wagen gleitet durch die Landschaft wie ein Wal durchs Meer, begleitet von anderen, meist kleineren Fischen.
Als wir in unserem Hotel ankommen, ist die Begeisterung für das Coupé nicht nur bei den anderen Hotelgästen spürbar. Auch das Personal ist besonders hilfsbereit und weist uns den Weg zu einem, der Dimension des Phantom entsprechenden Stellplatz für unseren nächtlichen Aufenthalt.
Auch an den nächsten beiden Tagen macht uns der Wagen große Freude. Mit keinem anderen Fahrzeug schiebt man sich wohl bequemer und angenehmer durch den dichten Verkehr entlang des Comer Sees auf dem Weg zur Villa d’Este. Die hohe Sitzposition und die Rücksicht der anderen Verkehrsteilnehmer tun ihr Übriges.
Und Dank der beiden in den Seiten integrierten und herausnehmbaren „Umbrellas“, die nach Benutzung an Ihrem Platz auch wieder automatisch trocken geföhnt werden, kann uns auch ein kräftiger Schauer am Comer See nichts von der vom Rolls abfärbenden Gelassenheit nehmen. Selbst einem spontanen Pferderennen würden wir dank „Picknick-Boot“, einer sehr tragfähigen, am Heck ausklappbaren Sitz- und Stehgelegenheit, die ihrer Bestimmung nach auch als mobiler Tribünenplatz dienen kann, beruhigt entgegen sehen. Mit diesem Wagen hat man ein gemütliches Zuhause einfach immer dabei.
So ist es dann auch ein nicht ganz leichter Abschied, als wir den Wagen nach einem großartigen Wochenende mit hochkarätigen Veranstaltungen, wie dem Concorso und der RM Versteigerung, am Sonntag Nachmittag auf dem Gelände der Villa d’Este abstellen und wieder in die Hände von Herrn Tiemann von Rolls-Royce Motor Cars geben.
Hinter uns liegen Tage voller wunderbarer Erinnerungen und das Phantom Coupé wird uns sicher so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen. Wer noch ein wenig Platz in seinem Fuhrpark hat und dem Außergewöhnlichen offen gegenüber steht, der wird sicher allergrößtes Gefallen an diesem äußerst feinsinnigen „High-Luxury-Vehicle“ finden.
(c) Text: Jens Scheibel
Foto: Bernd Schweickard

 

Schreibe einen Kommentar