Peugeot und Sport, zwei Wörter die in früheren Jahrzehnten im Einklang waren, verloren zuletzt an Bedeutung. Mit dem RCZ hat Peugeot ein wunderschönes Coupe auf die Straßen gebracht, der sogar kleine Erfolge gegen den Platzhirschen Audi TT einheimsen konnte. Ansonsten blieb man eher blass, eben der nette freundliche Franzose von nebenan.
Der Peugeot 208 GTi 30th ist da ein anderes Kaliber. Vor allem in der aufpreispflichtigen „Coupe Franche“ Lackierung. Der neue Peugeot Leitsatz „Impress Yourself“ greift bei diesem nicht limitierten Editionsmodell noch nicht. Wem die aufwendige Lackierung, zuerst wird der Wagen komplett in mattschwarz, dann das Heckteil nochmals in rot lackiert, zu brachial ist, kann auch Uni-Farben wie Perlmuttweiß oder Rugbyrot ordern, zwei historische GTi Farben. Wir denken, die zweifarbige Lackierung steht ihm gut und passt auch perfekt zu den in rot lackierten Bremssätteln, die hinter mattschwarzen Felgen glänzen.
So extrovertiert wie die Lackierung, geht es auch unter der Haube zu. Mit 208 PS liefert der 30th Edition ein klein wenig mehr Leistung als der Serien-GTI. Der 1,6 Liter THP Motor drückt 300 Nm auf die Kurbelwelle, die mit dem kleinen 208 leichtes Spiel haben. Geliefert wird die Kraft ausschließlich durch ein manuelles Sechsgang-Getriebe an die Vorderräder. Der 30th Edition erhält eine spezielle Abstufung des Getriebes und das aus dem RCZ R bekannte Torsen-Differential mit begrenztem Schlupf. Der vordere Stabilisator wurde geringer dimensioniert, was sich auf die Beschleunigung in Kurven auswirkt und eine präzisere Spurhaltung zulässt. Um den sportlichen Fahrspaß weiter zu erhöhen, hat Peugeot Sport auch das ESP und ABS neu abgestimmt, damit es weniger eingreift.
„Fahren Sie ruhig mal den 30th, der ist ganz anders als der normale GTi“, ruft mir jemand aus der Peugeot Presseabteilung noch zu. Klar, der ist ganz anders. Stolze sechs PS mehr, was soll denn da schon anders sein? Er sollte Recht behalten, das zeigte sich direkt nach wenigen Metern.
Zuerst fällt die Härte auf, als wir über die dörflichen Landstraßen rund um den Weinbauort Deidesheim fahren, hier scheint der 30th Edition auch Schlaglöcher zu finden, wo das Auge des Fahrers keine sieht. Hart wird jedes Steinchen der Landstraße an den Fahrer übermittelt. Das ist nicht schlimm, nein, das ist Weltklasse.
Der 208 GTi 30th Edition giert nur so nach einer beherzten Kurvenfahrt. Der abgesenkte Schwerpunkt und die überarbeitete Fahrwerksgeometrie (Spur, Sturz, Vorspur, um 0,5 Zoll breitere Felgen) sowie die Reifen vom Typ Michelin Pilot Super Sport 205/40 ZR 18 optimieren die Haftung und sorgen für die hervorragende Straßenlage.
Wir wedeln passend zum Gefährt zur Sportstätte in Neustadt an der Weinstraße. Der 30th Edition hängt ausgesprochen gut am Gas, der Motor dreht schön hoch und, was ein Sport-Fun-Geschoss auch ausmachen sollte, er hört sich klasse an. Die Sonne scheint, also Fenster runter und dem Motorsound gelauscht, der das kleine Weinörtchen beschallt. Es fühlt sich fast an wie eine Zeitreise, als ich Ende der 80er Jahre den kleinen 205 GTi 1.9 als Rallye Sondermodell fuhr, mit 19 Jahren. Ein tolles Gefühl.
Impulsiver Vortrieb sollte nicht ohne entsprechende Verzögerungsbauteile vorhanden sein. So spendiert Peugeot Sport dem 30th Edition größere Bremsscheiben, die vorne 323 mm messen, auf die eine Vierkolben-Festsattel-Bremse von Brembo zugreift. Und hier wird einer der größten Unterschiede zum normalen GTi deutlich. Wer wirklich ab und an sportiv fährt, muss dementsprechend bremsen. Beim normalen GTi, der über ein im Verhältnis „normales“ Sportfahrwerk verfügt, taucht der Vorderbau leicht ein. Bei 30th Edition passiert hier einfach nichts. Hundertprozentige Beherrschung des Fahrzeuges, perfekter Kontakt zur Straße. Fahrdynamisch hat das Jubiläumsmodell gegenüber dem Serien-GTi kräftig zugelegt. Er wirkt perfekt ausbalanciert, als hätte der Peugeot Dakar Sieger Juha Kankkunen ihn persönlich abgestimmt.
1994 hat sich der Mut von Peugeot, im Land der Golf GTI und damals Kadett GSI Fahrer, einen solchen Racer zu platzieren, ausgezahlt. Insgesamt wurden 332.942 Peugeot 205 GTI produziert, von denen 29.242 auf Deutschlands Straßen fuhren und fahren. Dass der kleine Löwe im besten Wortsinn im deutschen Revier wilderte, belegt eine eindrucksvolle Zahl: 71 Prozent aller 205 GTI-Käufer wechseln damals von einer anderen Marke zu Peugeot.
Bleibt zu hoffen das Peugeot einen ähnlichen Erfolg mit der neu entdeckten Sportlichkeit im Modellprogramm hat. Sport soll ja gesund sein.
Text: Bernd Schweickard
© Foto: Peugeot (4), Bernd Schweickard
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