Outdoor Sports with Hyundai!

Die ADAC Rallye Deutschland ist nicht nur für das Hyundai WRC Team ein Novum, sondern auch für mich. Nach über 25 Jahren an der Rundstrecke geht es erstmals zu einem Motorsport-Event über Stock und Stein. Wobei die ADAC Deutschland Rallye eine Asphaltrallye ist. Von daher passt es doch ganz gut. Bei Formel- und Tourenwagen ist mein Wissen umfassend, bei der Hatz über Wiesen und durch Wälder verfüge ich über ausbaufähige Grundkenntnisse. Mein Rallye-Fachwissen endet 1985 mit Einstellung der legendären Gruppe B Monster. So bin ich sehr gespannt was mich erwarten wird.

 

Als Gast von Hyundai Deutschland finde ich mich am Freitagabend im Service Park bei Trier ein. Als Mitglied eines kleinen media-Teams checke ich in der Hospitality beim Hyundai Shell World Rally Teams ein. Gleich sollen die ersten Wagen kommen, der Puls steigt. Vorteil des zweigeschossigen Hospitality-Bauwerkes – Man kann direkt aus dem oberen Stockwerk in die Garage runterschauen und dem Treiben an den Rennfahrzeugen explizit zusehen. Genial.

Deutlich ist die Unruhe im Service Park zu spüren als die ersten Fahrzeuge in langsamen Tempi einrollen. Fast wie der Einzug der Gladiatoren früher. Die Zuschauer drängen an den Absperrungen, während die Fahrzeuge ihre Service-Garage aufsuchen. Im Vergleich zum Rundstreckensport bricht nun aber keine Hektik aus, sondern alles ist sehr ruhig und gelassen. Die Fahrer steigen entspannt aus und nehmen sich direkt Zeit für die Fans an der Absperrung, schreiben Autogramme und lassen sich für Selfies ablichten. Die Mechaniker schlendern ums Auto, schauen, aha, gehen zu einer Werkzeugkiste, schauen wieder, das wars.

Ich bin verwundert, frage Eric Metzler aus der Hyundai Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, ob der neue i20 in WRC-Konfiguration nur einen kleinen Service benötigt, Nachtanken und Scheibe wischen, oder warum sich niemand um die Autos kümmert?

„Die Mechaniker können erst anfangen zu arbeiten wenn die Zeit auf dem Monitor über dem Auto anfängt zu laufen. Wie ein Countdown zählen dann 45 Min. Servicezeit am Tagesende auf Null runter. Außerhalb eines Serviceparks dürfen lediglich Fahrer und Beifahrer Reparaturen durchführen, und dazu dürfen sie nur an Bord mitgeführte Ersatzteile und Werkzeuge verwenden.“, erfahre ich.

Nach der Servicezeit werden die Rallyefahrzeuge im Parc Fermé verschlossen und warten auf ihren Einsatz am nächsten Tag. So endet auch mein erster Einsatz im Rallyesport.

 

Das Wochenende startet am Samstagmorgen mit zwei Überraschungen. Die WP 8 wird abgebrochen, weil Favorit Sebastian Ogier mit seinem VW Polo R schon 1,1 km nach dem Start so heftig in die Leitplanken eingeschlagen ist, dass diese nicht mehr repariert werden kann. Er selbst ist raus aus der Rallye.

Damit rückt der souverän fahrende Belgier Thierry Neuville mit dem Hyundai i20 WRC auf einen Podestplatz nach vorne. Interessant wie einem dieses „Wir“-Gefühl ereilt, wenn man als Teil eines Teams bei solch einem Event sein kann und so nah dran am Geschehen.

 

Am Vormittag hat nicht nur das Hyundai WRT Team einen tollen Start in das entscheidende Rallye-Wochenende, auch wir kommen perfekt in den Tag. Allerdings, das ist die zweite Überraschung, wir müssen erstmal sportlich sein und wandern, bis wir an einen Teil der Strecke kommen. Auf einem Feld stehend das durch die aufgehende Sonne leicht gelb-rot eingefärbt ist, frische, klare Luft und weit weg durchdringt ein Geräusch die Stille. Bääm. Bääm, Bääm, dann wieder Stille. Bis plötzlich aus dem Waldstück rechts von uns eine bunte Rallye-WRC-Kugel zwischen den Bäumen hervor schießt. Ein Geräusch als würden 10kg Kieselsteine in die Radhäuser einschlagen, dazu ist das Bääm, Bääm nun richtig laut. Leider dauert dieses Szenario nur wenige Sekunden, dann verschwindet der Hyundai i20 WRC über eine Anhöhe und Stille umfasst uns und die zahlreichen Zuschauer auf diesem Feld erneut.

 

Am Nachmittag zeigt sich er Rallyesport allerdings von seiner hässlichen Seite, wobei das Hardcore-Fans sicherlich anders sehen. Unsere Gruppe hat nach einer kleiner Wanderung wieder Stellung auf einem nicht gemähten Wiesenfeld bezogen, als der Himmel alle Regenschleusen öffnet. Ohne Schirm, dafür mit nassen Schuhen, nasser Hose stehen wir knietief im durchnässten Gras auf aufgeweichtem Boden. Obenrum dank Regenponcho einigermaßen trocken, warten wir auf das erste Bääm, Bääm. Das kommt in Form von Neuville in seinem i20 WRC, der eine visuell großartige Wasserfontäne hinter sich herzieht.

YES, dass ist Rallyesport! Das ist nichts für Weicheier. Hier gibt es keine VIP-Lounges mit Häppchen im Grand Stand an der Start-Ziel-Geraden. Das ist Motorsport pur! Ich jubele Thierry Neuville zu, vor allem als er die 90 Grad rechts sehr eng nimmt, innen vom Asphalt auf den Matsch fährt der hinten schön hoch von den Pneus wie beim Kirmes-Karussell hochgeschleudert wird. Ja, dafür habe ich früher Rallyesport am TV geliebt und heute, trotz oder gerade wegen dieser widrigen Umstände merke ich ein Aufflackern dieser alten Liebe. Dennoch freue ich mich auf ein warmes Bad nach diesem ereignisreichen Tag.

 

Der Schlusstag der Rallye Deutschland stand klar im Zeichen des Hyundai Shell World Rallye Teams. Nachdem sowohl der lange Zeit führende Volkswagen-Pilot Jari-Matti Latvala als auch Citroën-Fahrer Kris Meeke nach Unfällen ausgeschieden waren, setzte sich Neuville an die Spitze und verteidigte seine Führung bis ins Ziel. Mit der zweitschnellsten Zeit auf der Power Stage sammelte der Belgier zudem zwei Extrapunkte. „Ich freue mich sehr für das Hyundai Shell World Rally Team und für alle, die uns von unserem Teamsitz in Alzenau aus auf dem Weg zu meinem Premierensieg unterstützt haben“, sagte Neuville, der sich in der Fahrerwertung vom siebten auf den fünften Gesamtrang verbesserte. „Das Team hat ganze Arbeit geleistet und unseren i20 WRC nach meinem Abflug im Shakedown wieder aufgebaut. Diesen Sieg werden wir ganz sicher nie vergessen.“

Auch Teamkollege und Vorjahressieger Dani Sordo war mit Platz zwei äußerst zufrieden. „Das ist ein großartiges Resultat für das ganze Team“, sagte der Spanier. „Normalerweise hätte ich den Sieg bevorzugt, aber ich bin sehr zufrieden mit Platz zwei und freue mich für Thierry. Die Rallye war sehr anspruchsvoll und wir mussten uns konzentrieren, unbeschadet ins Ziel zu kommen. Seit meinem letzten Start für Hyundai hat sich das Team in den Abläufen und der Performance des i20 WRC stark weiterentwickelt. Wir nehmen dieses Ergebnis der Rallye Deutschland jetzt als Impuls, um weiter zu lernen.“

 

Das zurückliegende Wochenende war ein großartiges Ereignis, ebenso wie der Jubel im Hyundai Shell World Rally Team, das erst vor 18 Monaten gegründet wurde. Auch wenn die Fahrerweltmeisterschaft gelaufen ist, in der Herstellerwertung sprang Hyundai mit diesem Ergebnis nun auch auf einen Podestplatz. Nach den Erfolgen mit den Hyundai Straßenfahrzeugen, gibt der koreanische Hersteller nun auch abseits der Straße Vollgas um aus der Staubwolke der etablierten Konkurrenz zu fahren.

 

Text: Bernd Schweickard

(c) Foto: Bernd Schweickard

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