Endlich gibt es bei Toyota wieder einen Sportwagen. In den 80er gab es schlaflose Nächte beim Gedanken an eine Celica, MR2 oder Supra, aber zuletzt gab es wenig Anlass für solche Träume. Es ist schön das man bei Toyota in den letzten Jahren viel Potenzial in die Hybrid-Entwicklung geleitet hat, aber sind wir ehrlich, eine Fahrt im Prius ist nicht gerade sexy.
Der neue 2+2 Sitzer, der von den Lesern der „Auto Bild Sportscars“ zum „Auto Bild Sportscars des Jahres 2012“ gewählt, ist von einem anderen Kaliber.
Von außen verspricht das neue Coupe schon Dynamik pur. Flach, leicht und die progressive Seitenlinie verheißen schon Sportlichkeit. An unserem Testwagen sind zusätzliche Komponenten des TRD (Toyota Racing Development) Zubehör-Sortiments verbaut, welche den GT86 visuell noch mehr auf Renntrimm upgraden. Der Heckdiffusor (245 Euro) lässt die Luft besser entgleiten und sorgt in Verbindung mit dem Heckspoiler (379 Euro) für Abtrieb. Dazu blasen die armdicken Endrohre des Vier-Rohr-Endschalldämpfers die Abgasluft unter dumpfem Gegrolle nach draußen.
Fast instinktiv will man zum Helm greifen und wartet auf das Grün der Ampel, jedoch stehen wir nur in Wiesbaden an der Ampel, den Blick starr auf den dominierenden Drehzahlmesser mit kleinem LCD-Tachometer gerichtet, wie man ihn aus reinrassigen Rennwagen kennt.
3-2-1- los, der 2 Liter Vier-Zylinder Boxermotor zieht rasant nach oben, wenn man will bis 7.000 Touren. In nackten Zahlen bedeutet das, einen Sprint von 0 auf 100 km/h legt der GT86 in 7,6 Sekunden hin. Sicherlich gibt es wesentlich schnellere Objekte der Begierde, aber nicht für 29.900 Euro Grundpreis. Das 6-Gang-Getriebe lässt sich grandios schalten, kurz und knackig und so macht der GT86 auf den verwinkelten Taunus Berg- und Talstraßen einfach nur eine Menge Spaß.
Die Autobahn ist weniger sein Revier, hier geht ihm mit seinen überschaubaren 205 Nm schnell die Puste aus, auch wenn es bis zu 226 km/h schnell geht. Aber bei der Elastizität scheucht ihn fast jeder Vertreter-Kombi mit dicker Dieselmaschine von der Bahn. Jedoch mit weniger Freude am Fahren, wenn man als GT86-Pilot versucht, ihn bei 200 km/h in der Spur zu halten. Durch die hervorragenden konturierten Schalensitze ist man sehr gut mit dem Fahrzeug verbunden und merkt sofort, dass er jeder Spurrille nachlaufen will und eine kleine Bodenwelle entwickelt sich im PoPo-Meter zu einem Hügel. Sagenhaft, wir haben mit dem GT86 so viel Spaß wie sonst nur in teuren Sportwagen.
Endlich ist Toyota zurück in der emotionalen Fahrzeugklasse und mit was für einem Kracher. Klasse Design, Fahrspaß und eine gute Verarbeitung in Verbindung mit einem günstigen Preis. Wenn ich nochmals 25 wäre, kämen nun die schlaflosen Nächte wieder.
(c) Foto: Torsten Braun