Mercedes Benz S500 PlugIn Hybrid

Hyper Hybrid

Die Mercedes Benz S-Klasse. Vorreiter in Passagier-Sicherheits-Techniken und jahrelanger Benchmark-Setzer in der oberen Luxusklasse, möchte nun auch bei modernen Antrieben ganz nach oben aufs Podest. Erreicht werden soll dies, ähnlich wie aktuell beim MercedesGP Formel 1 Team, das von Sieg zu Sieg eilt, mit einem Hybrid-Antrieb. Auch bei Mercedes nutzt man die neueste Form des Plug-In-Hybrides. Ein Benzinmotor wird temporär durch einen Elektromotor unterstützt, der auch autonom als Antrieb eingesetzt werden kann und an der Steckdose aufladbar ist.

 

Der S500 PlugIn Hybrid hat aber nicht wie zuerst vermutet einen 5 Liter V8 Motor unter der langen Haube, sondern einen verbrauchsoptimierten 3.0 Liter V6-Turbobenziner mit 333 PS. In Kombination mit dem E-Motor der 85kW liefert, erreicht der S500 PlugIn Hybrid eine Systemleistung von 442 PS (325kW). Die Laufruhe und die überzeugende Leistung sollen einem S500, der als Sinnbild für alles steht was die S-Klasse zur S-Klasse macht, in nichts nachstehen. Vielleicht wurde daher auf diese so bekannte Nomenklatur zurückgegriffen.

 

Ob das alles in der Praxis zutrifft, erfahren wir auf einer Testfahrt von Kopenhagen über die Öresundbrücke nach Malmö in Schweden.

Wir starten mit dem Luxusliner inmitten der City von Kopenhagen. Zuerst denke ich das hier ein Smart eigentlich praktischer wäre, da die Innenstadt nicht nur wunderschöne Bauwerke zu bieten hat, sondern auch das für Metropolen übliche Platzproblem bereit hält. Der S500 PlugIn-Hybrid ist zudem nur als Langversion lieferbar, dass macht es nicht besser. Zeigt aber auch, für welche Märkte er konzipiert ist, Asien und USA.

 

Es sind verschiedene Hybrid-Fahrmodi per Taster auf der Mittelkonsole anwählbar. Hybrid, E-Mode, E-Save und Charge, dazu die drei Fahrmodi Hybrid, E und E+ für Vollsparer. Wir wählen zum Start den „E+“-Modus, eine Art gesteigerter „Eco-Modus“. Dabei nutzt die neue S-Klasse die vorhandene Elektronik komplett aus. Bei eingeschalteter Routenführung errechnet ein Chip anhand der Fahrdaten, Radarabtastung und Navigationsdaten, ein vorausschauendes Fahrprogramm. So wird ermittelt, wo sich der Einsatz des Verbrenners lohnt und wo man bequem per Elektromotor weiter kommt. Während des Fahrens merkt man davon wenig, wenn nicht die beiden großen Bildschirme im Cockpit wären. Hier lässt sich der Energiefluss anhand verständlicher Grafiken nachvollziehen.

 

In der vollen Stadt fährt sich der S500 PlugIn Hybrid angenehm leicht und ruckfrei. Die Systemleistung von 650 Nm im Zusammenspiel mit der 7-Gang-Automatik lassen das Gefühl aufkommen, dass wir einen traditionellen S500 Benziner bewegen. Der S500 PlugIn Hybrid agiert hier meist im E-Modus, während wir uns von Ampel zu Ampel und durch zahlreiche Neubausiedlungen bewegen. Architektonisch passt der Mercedes sehr gut in diese Umgebung aus Tradition und Moderne. Top sanierte Altbauten und Premium Neubauhäuser aus Metall und Glas, zieren unseren Weg durch die „Umwelthauptstadt 2014“, in der jeder Dritte mit dem Fahrrad fährt. Das schont die Umwelt und unterstützt das tolle Gefühl, in einem zwei Tonnen Automobil lautlos nebenher zu gleiten. Ein wenig Zukunft schon heute erlebbar.

 

Außerhalb der Stadt schaltet sich annähernd geräuschlos der Benziner dazu und wir gleiten Richtung Öresundbrücke. Wir sind früh morgens unterwegs, noch ist es frisch und kühl und wir schmiegen uns in die Ledersitze mit dem extra Hauch „Wohlfühlgefühl“. Die Sitzheizung heizt nun nicht mehr nur den Sitz, sondern auch Türtafeln und Bereiche der Mittelkonsole. Vorwählbar ist dies sogar per Smartphone.

Hinten geht es in der Langversion natürlich entsprechend luxuriös zu. Wer viel geschäftlich unterwegs ist, wird den Klassenprimus mögen. Zigfach verstellbare Sitzmöbel mit Massagefunktionen, Bildschirme, Taster, Knöpfe, man bekommt den Eindruck, die Kommandozentrale befindet sich hinten und nicht vorne.

 

Im Nebel liegt die mächtige Öresundbrücke nun vor uns. Wir schalten händisch um auf reinen E-Mode. Die reine elektrische Reichweite gibt Mercedes Benz mit bis zu 33 Kilometer an und limitiert die Höchstgeschwindigkeit dabei auf 140 km/h. Beides ist für unser Vorhaben akzeptabel, liegt doch die Höchstgeschwindigkeit auf der Brücke bei 110 km/h und mit einer Länge von 7,8 Kilometern ist sie für eine Brücke sehr lang, aber locker mit unserem Akkuzustand zu bewältigen.

Und dann umgibt uns eine in diesem Ausmaß noch nicht erlebte Stille. Wir gleiten praktisch geräuschlos über die Brücke, der mächtige Mercedes Benz Grill zerteilt den Nebel vor uns und soft eingefangen in dem Luxus-Interieur schweben wir nach vorne. Fast kein anderes Auto zu sehen, leise berieselt durch zarte Klänge aus der Burmester Audio-Anlage, wähnen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes, auf Wolke Sieben.

 

Ob diese S-Klasse im Alltagsbetrieb den angepeilten Normverbrauch  von nur 2,8 Liter Benzin auf 100 Kilometer erreicht, können wir natürlich bei einer Tagestestfahrt nicht ermitteln. Ebenso bleiben die 250 km/h Höchstgeschwindigkeit und eine Beschleunigung von 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h reine Werte die im Prospekt gedruckt sind. Was wir aber erleben können, ist der für den Fahrer unkomplizierte Umgang mit modernster Technik. Noch unkomplizierter wird es, wenn das zusammen mit BMW entwickelte „induktive Laden“ serienreif ist. Dann heißt es einfach nur, Auto in die Garage fahren und durch eine Induktionsschleife am Boden wird der Akku geladen. Aktuell geht das nur über ein Kabel, welches sehr unschön hinter einer Klappe rechts hinten eingesteckt wird. Das ist optisch negativ, ein weiterer Kritikpunkt ist der verkleinerte Kofferraum mit einem Absatz. Klar, der Akku muss irgendwo hin. Aufgeladen kann er über eine herkömmliche Haushaltssteckdose.  Dies dauert  rund vier Stunden, bei einer größeren Ladebox nur zwei Stunden.

 

Bis 2017 plant Mercedes Benz 10 PlugIn-Modelle im Portfolio zu haben. Nach der S-Klasse soll im kommenden Jahr die C-Klasse noch umweltschonender an den Steckdosen-Start gehen. So lange werden die Käufer in anderen Ländern aber nicht warten. Wenn man bedenkt, dass ein Geschäftsmann in London, beim Kauf eines S500 PlugIn Hybrid gegenüber einem konventionellen S500 durch Steuervergünstigungen über einen Zeitraum von drei Jahre hinweg, rund 20.00 Euro einsparen kann, gehen für den „herkömmlichen“ Benziner bald die Argumente aus. So wird sich sicher auch der S500 PlugIn Hybrid wieder an die Spitze seines Segmentes setzen.

 

Alle aktuellen Hybrid- und Electric Drive-Fahrzeuge von Mercedes-Benz Cars

  • 2012: smart electric drive
  • 2012: E 300 BlueTEC HYBRID
  • 2012: E 400 HYBRID
  • 2013: SLS AMG Coupé Electric Drive
  • 2013: S 400 HYBRID
  • 2013: S 300 BlueTEC HYBRID
  • 2014: C 300 BlueTEC Hybrid
  • 2014: B-Klasse Electric Drive
  • 9/2014: S 500 PLUG-IN HYBRID

 

www.mercedes-benz.de

Text: Bernd Schweickard

(c) Foto: Daimler (5), Bernd Schweickard

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