Business Class. Frankfurt-Paris nur 6,9 Liter.
Mercedes Benz S-Klasse!
Im zweijährigen Wechsel mit der Frankfurter IAA findet in Paris der „mondial de l’automobile“ statt. Die wichtigste europäische Automesse nach der Frühjahrsmesse in Genf. Dieses Mal möchte ich nicht mit dem Flieger anreisen, sondern die gut 600km von der Redaktion bis zur Stadt an der Seine auf eigener Achse bewältigen. Schließlich handelt es sich um einen Autosalon.
Mercedes Benz unterstützt unser Autoweltrevue-Vorhaben mit einem speziellen Gefährt, schlichtweg, nach eigener Aussage, mit dem „Besten Automobil der Welt“, der S-Klasse.
In unserem Fall, analog zum Business Flugticket, mit einer S-Klasse Langversion die dann 5,24 Meter misst. Dem Business Cruiser. Platz sollte also kein Problem darstellen.
Da sich der Großteil der Strecke auf französischem Boden befindet und dort mein Vorwärtsdrang auf 130 km/h begrenzt ist, benötige ich in diesem Fall keine AMG Power. So fällt meine Wahl, zu Freuden eines jeden Controllers in einer Firma, auf eine Dieselmotorisierung um die Kosten zu senken. Die Lufthansa wirbt mit Preisen zu 99 Euro für Frankfurt – Paris in der Economy Class. Mal schauen ob wir das sogar in der Mercedes Benz Business Class unterbieten können.
Meine Reise startet am Messegelände Frankfurt, geht via dem Frankfurter Airport nach Paris zum Grand Hotel Molitor. Ziel ist am Ende das Messegelände „Parc des Expositions“ an der „Porte de Versailles“ mit der dort stattfindenden Autosalon.
Früh am Morgen geht es los. Fast 500 LED (je nach Ausstattung) übernehmen die Beleuchtung von Straße, Fahrzeug, Innen- und Kofferraum. Die 7-Gang Automatik Tronic Plus, einmal auf „D“ eingestellt, regelt sanft den Vortrieb. Auf den rund 180 Autobahnkilometern in Deutschland, pendele ich mich bei einer Reisegeschwindigkeit von 120 bis 180 km/h ein. Der 3,0 Liter V6 Dieselmotor surrt völlig leise und unbemerkt vor sich hin. Kein Dieselgeräusch das unangenehm mein Ohr beleidigen würde. Aber auch kaum ein Windgeräusch das mich „belästigt“. Ein CW-Wert von 0,24 bei einer 2,5 Tonnen Limousine ist eher ungewöhnlich. Und weil sich nichts in den Wind stellt, entstehen auch kaum Geräusche.
Zeit sich dem Innenraum zu widmen, in dem ich mich seit gut zwei Stunden wohl und heimelig fühle.
Ich erlebe Live, warum der das Interieur der neuen S-Klasse ein Sonderlob von Drew Winter, dem Chefredakteur von „Ward‘s Auto World“ Magazin erhalten hat: „Kein anderes Fahrzeuginterieur weltweit vereint Ästhetik, Technology und Sicherheit so wie die neue Mercedes-Benz S-Klasse.“ Und das US-Fachblatt notierte weiter: „Mercedes-Benz schreibt mit der S-Klasse das Drehbuch für die Interieurgestaltung nicht nur für die eigene Marke neu, sondern vielleicht für alle deutschen Luxus-Autos.“
Aus einem Pool von 41 neuen oder neu gestalteten Fahrzeugen hat die Redaktion die zehn mit dem besten Interieur ausgewählt. Dazu erstellten die Auto-Experten in zweimonatiger Arbeit ein detailliertes Ranking. Es berücksichtigte vielfältige Aspekte der Innenraumgestaltung wie Ergonomie, Fahrerinformation, Hochwertigkeit, Sicherheit, Komfort sowie Harmonie und Ästhetik im Design.
Die Mercedes-Benz S-Klasse platzierte sich aufgrund der objektiven Kriterien unter den zehn gleichrangigen Besten.
Klingt auf dem Papier sachlich, in der Praxis ist es aber, wie das Erleben einer anderen Dimension. Es ist alles so angenehm dezent, dennoch ist alles präsent wenn man es benötigt. Allein die Kopfstütze, die sonst von mir nie genutzt wird, in der S-Klasse möchte ich meinen Kopf nicht von ihr lösen. Die Interieur-Ingenieure haben hier ein Meisterwerk geschaffen, dass den Kopf weich auffängt, aber nicht unangenehm soft erscheint. Eine gewisse Härte hält den Kopf waagerecht, lässt ihn aber bei einer der wenigen Erschütterungen die bis in den Innenraum vordringen, locker und leicht nachfedern. Kurz denke ich, so eine Kopfstütze hätte ich gerne als Kopfkissen in meinem Bett.
Es ist nur ein Detail und davon gibt es in der neuen S-Klasse unzählige, die das Gesamtergebnis so vollendet erscheinen lassen. In dieser Preisklasse, unser S 350 BlueTec beginnt in der Langversion bei 85.323 Euro und in der kürzeren Normalversion für 79.790 Euro.
Zum ersten Mal in der Geschichte der S-Klasse stand die Limousine mit langem Radstand im Fokus der Entwicklung. Anders als früher wurde davon die Version mit kurzem Radstand abgeleitet. Denn nicht nur in den großen Übersee-Märkten wie USA, China oder Japan ist die S-Klasse eindeutig als Repräsentationslimousine positioniert. Während in Europa und Nordamerika der Besitzer einer S-Klasse häufig selbst hinter dem Steuer sitzt, ist das Flaggschiff des Mercedes-Benz Pkw-Programms in Asien ganz klar ein Chauffeurfahrzeug. Logische Folge ist die Zahl der Neuerungen, die speziell den Komfort und die Sicherheit hinten betreffen.
Kurz vor der Grenze habe ich nochmals den bisher verbrauchten Sprit nachgetankt, so zeigt mir das virtuelle Kombiinstrument gut 900 Kilometer Reichweite an. Das sollte knapp für die Strecke bis Paris und sogar wieder zurück bis zur Landesgrenze reichen.
Immer weiter schiebt mich die S-Klasse mit ihrem kultivierten Dieselmotor der 620 Nm Drehmoment liefert und dem sanften Wippen der Luftfederung Richtung Paris. Frischer Kaffeeduft von einer Raststätte entlang der perfekt ausgebauten Autobahn hüllt den Innenraum in eine Café Lounge ein. Ich lehne mich in den Sitz zurück und genieße aktuelle Hits der Band „One Republic“, aus der Burmester High End 3D-Surround-Soundanlage, die heute Abend bei der Mercedes Benz Media Night Live auftreten und die neue B-Klasse musikalisch begleiten.
Über den Wolken säße ich nun zwar auch mit einem Kaffee und einem Schokoriegel als „Bordservice“ in meinem Gestühl, aber wesentlich unentspannter. In der Business Class für über 1000 Euro zwar alleine, aber Economy für 99 Euro schön in der Menge. Der Gedanke lässt mich frösteln, so schalte ich die Sitzheizung ein, die in einer höheren Ausstattungsstufe auch die Türtafeln und die Mittelarmlehne erwärmt.
Noch eine kurze Massage, bei voller Konfiguration gibt es bis zu sechs verschiedene, inklusive einer „Energizing“ Massagefunktion nach dem „Hot Stone“-Prinzip.
Zwei hochauflösende TFT-Farbdisplays im Format 8:3 und mit einer Bildschirmdiagonale von 30,7 cm (12,3 Zoll) bilden die neue Informationszentrale der S-Klasse. Der linke Bildschirm übernimmt die Funktion des bisherigen Kombiinstruments und bietet alle für den Fahrer relevanten Informationen. Der rechte Bildschirm dient zur komfortablen Steuerung von Infotainment- und Komfortfunktionen.
Landeanflug Paris und wir haben erstmals ein Problem. Unser Spritverbrauch liegt unter dem angepeilten unserer Story. Mercedes Benz gibt 5,9 Liter an, wir wollten 6,9 fahren, was bei völlig normaler, Spritverbrauch unbeachteter Fahrweise sogar klappte. Immerhin fuhren wir einen Schnitt über 100 km/h!
Doch knapp 70 Kilometer vor Paris springt der Bordcomputer auf 6,8 Liter Diesel für 100 Kilometer runter. Gesamt sind wir knapp 600 Kilometer gefahren.
Sicherlich die Fahrleistungen von 6,8 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h und eine Spitze von 250 km/h haben wir nicht nachgeprüft.
Ich bin schon viele Fahrzeuge gefahren, jedoch so entspannt und ausgeruht wie mit der neuen S-Klasse bin ich nach einer 600 Kilometer Fahrt noch nie angekommen.
Ein Highlight der neuen S-Klasse zeigt sich im typischen Stau über 4 Fahrspuren in Paris. Die zahlreichen Assistenten in Verbindung mit Distronic Plus machen die S-Klasse zum autarken Gleiter. Anfahren, Bremsen, Lenken, bis zu 60 km/h regelt die S-Klasse das alles von alleine. Ich muss nur aus Sicherheitsgründen die Hände zart ans Lenkrad legen. Gut, in der pulsierenden Metropole von Paris rechnet die Elektronik nicht mit den umherschwirrenden Motorrollern die bis auf wenige Zentimeter an meinen Außenspiegeln vorbei zischen. Daher wünschte ich mir hier doch die neue B-Klasse. Diese wird an diesem Abend an unserem Zwischenziel, dem Grand Hotel Molitor präsentiert.
Als das Piscine Molitor 1929 seine Tore öffnete, waren für die Einweihung gleich zwei Goldmedaillen-Gewinner aus den USA angereist: Aileen Riggin, die 1920 den ersten olympischen Titel für Frauen im Kunstspringen gewann, und Johnny Weissmüller, der die 100-Meter-Strecke als erster Mensch unter einer Minute schwamm, später als Tarzan-Darsteller weltberühmt wurde und einen Sommer lang als Lifeguard und Schwimmlehrer im Molitor arbeitete. Mit der Art-Déco-Anlage im Stil eines Ozeandampfers erhielt das vornehme 16. Arrondissement der französischen Hauptstadt nicht nur ein Schwimmbad, sondern einen neuen sozialen Treffpunkt. Nach einem 20jährigen Dornröschen-schlaf ist der prachtvolle Art-Déco-Bau in diesem Frühjahr wiedereröffnet worden.
Auf dem Rückweg bin ich dann nicht mehr alleine. Die Erzählungen meiner entspannte Anreise hat den Hauptberuflichen Autoblogger Björn Habegger von www.mein-auto-blog.de dazu bewegt, sein LH Business Class Rückflugticket gegen eine Mitfahrt in „meiner“ S-Klasse zu tauschen. „Warum soll ich zwei Stunden vor Abflug noch eine Stunde im Taxi auf dem Weg zum Flughafen verbringen, Check-In, Security Check, wieder Warten, im Flieger mit unzähligen Leuten, wenn ich das hier haben kann?“.
Die neue S-Klasse ist für uns der perfekte Business Class Liner der ein kaum beschreibbares, angenehmes Gefühl beim Fahren versprüht, oder wie Mercedes Benz es selbst nennt: „The Essence of Luxury“!
Text: Bernd Schweickard
(c) Foto: Daimler AG (3), Bernd Schweickard
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