Die VW Cabrio Welt für Aus- und Einsteiger
1979 war ein Jahr des Aufbruchs, der Bewegungen und der Freiheit. Mutter Teresa erhielt den Friedensnobelpreis, die Band Extrabreit wurde gegründet, ebenso wie die Grünen. Die Welt etwas besser machen, war nicht nur ein Anliegen der Gründer von damals. Spektakulär flohen damals DDR Bürger im selbstgebauten Heißluftballon in den Westen.
Luftiges und Spektakuläres tat sich damals auch auf dem Genfer Autosalon. Volkswagen enthüllte das Golf Cabrio, dass sich zum weltweit meist verkauften Cabrio entwickeln sollte. Damals war das natürlich noch nicht wirklich absehbar. Es gab sogar Spötter, die sich über den „Henkel“, lustig machten. Schnell wurde das Golf Cabrio mit dem Beinamen „Erdbeerkörbchen“ versehen, was an der zumeist in rot lackierten Karosserie lag.
Seinem Erfolg tat dies keinen Abbruch, bis August 1993 wurden vom Golf I Cabrio 389.000 Wagen hergestellt. Produziert wurden diese wie gewohnt bei Karmann in Osnabrück, die auch schon das Käfer Cabrio auf den Bändern hatten. Dieser brachte Deutschland an die frische Luft, das Golf I Cabrio aber konnte noch mehr, es vereint unterschiedliche Spezies Mensch. Die Sekretärin, der junge Arzt, der Yuppie, der Hippie, das Golf Cabrio ist für jeden da.
2011 soll mit dem neuen Golf Cabriolet diese Tradition fortgeführt werden. Ein qualitativ hochwertiges Cabriolet für die Masse, bezahlbar aber nicht billig. VW überraschte auch hier bei der Neuvorstellung. Das aktuelle Golf Cabrio hat seinen charakteristischen Bügel verloren und schaut so noch wertiger aus. Das flach liegende Stoffverdeck scheint sich regelrecht auf die Karosserie zu pressen und lässt das Golf Cabrio äußerst schnittig erscheinen.
Das Verdeck öffnet und schließt in gerade einmal neun Sekunden, was besonders im Sommer 2012 ein immens wichtiger Punkt ist. Zwischen den Regenduschen jagen wir den Sonnenstrahlen hinterher und öffnen das Dach bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h, um keine Sekunde Sonneneinstrahlung zu verpassen.
Wir kommen uns vor wie „Tornado-Jäger“, immer auf der Suche, aber glücklicherweise nicht nach Wirbelstürmen, sondern nach der wärmenden Sonne. Mit dem 160 PS TSI Motor sind wir gut gerüstet, wer es noch flotter mag, für den bietet VW seit kurzem auch die offene GTI Version an.
Was uns aber am besten gefällt, das Golf Cabrio ist immer noch frei von Konventionen. Am Wochenende mal schnell in T-Shirt und Turnschuhen in den Supermarkt, abends stylisch in die angesagte Club-Lounge in der City und unter der Woche im Anzug ins Büro.
Mit dem Golf Cabrio ist man immer passend angezogen.
Anders der VW Eos. Er ist klar der chice Trendsetter, gebaut für ein urbanes Umfeld. Benannt nach der griechischen Göttin der Morgenröte zielt er vor allem auf die Damenwelt ab. Umfragen ergaben, dass sich viele Frauen ein Cabrio mit einem Schiebedach wünschen. Volkswagen folgte diesem Wunsch und so ist der Eos das weltweit einzige Modell mit einem fünfteiligem CSC-Dachsystem in Glasoptik und integriertem Schiebe-/Ausstelldach. Klingt im ersten Moment wie ein galaktisches Paradoxon, erweist sich aber in der Praxis als sehr angenehm. Während unserer Testfahrt im Juni bei überwiegend 15 Grad Außentemperatur möchten wir kein Dach öffnen, genießen aber die Frischluftzufuhr über das große Schiebedach.
Das Blech-Klappdach des EOS schließt und öffnet langsamer als die Stoffkapuze des Golf, bietet dafür aber bei geschlossenem Dach einen weitaus höheren Komfort, der sich nicht nur in einem niedrigerem Geräuschpegel bemerkbar macht.
Wir fahren den Eos in der gleichen Motorvariante wie im Golf Cabriolet. Jedoch kommt uns der Eos damit etwas behäbiger vor. Er ist ruhiger, nicht so aufgedreht spritzig wie der Golf.
Das etwas größere Raumgefühl, die gehobenere Anmutung und vor allem die bessere Beladungsmöglichkeit des Kofferraums gefallen uns am Eos besser. Allerdings fühlen wir uns im Eos nur nach einem Make Up und Fashion Marathon richtig wohl. Beim Eos erwartet man unbewusst einfach eine stylische Besatzung, er ist nicht ganz so ungezwungen wie das Golf Cabrio.
Im Herbst 2012 lanciert Volkswagen zur Komplettierung der Cabrio-Angebotspalette das neue Beetle Cabrio. Im April gab es auf der Auto China bereits die Studie „E-Bugster“, die einen Ausblick auf das neue Modell geben soll. Nicht nur für Retro-Fans, sondern auch für die ganz junge Fun-Zielgruppe ist das neue Beetle Cabrio eine Alternative zu den beiden „etablierten“ Aufschneidern in der VW Cabrio-Reihe. Lässig ist sein Auftritt, neun Zentimeter flacher als die geschlossene Variante und dafür breiter, lassen ihn zum perfekten Strandflitzer in Sankt-Peter-Ording mutieren.
Der nicht vorhandene Sommer 2012 geht in seine zweite Hälfte und wir hoffen auf Sommer, Sonne und gute Laune in 2013. Tagsüber gestriegelt an den Schreibtisch, abends und am Wochenende unrasiert in Jeans und Chucks raus ins Grüne, mit gleich drei trendigen VW Cabriomodellen fällt dies leicht. Und bis zu den nächsten Sonnenstrahlen geht es einfach im geschlossenen Eos mit gekipptem Schiebedach zur Eisdiele.
Text: Bernd Schweickard
(c) Fotos: Nina Ziegler