Jaguar XE

 

Wieder einmal versucht sich ein Hersteller in der von den drei deutschen Premium-Marken besetzten gehobenen Mittelklasse. Der britische Automobilhersteller Jaguar, zuletzt auf stetig steigendem Kurs, möchte diese Phalanx durchbrechen und ein neues Modell unterhalb des erfolgreichen XF ansiedeln.

Der neue Jaguar XE, der ab Sommer zu Preisen ab 36.500 Euro bei den Händlern steht, zielt auf Privatkunden, aus sich dem deutschen Mainstream abheben wollen. Aber auch Flottenkunden möchte Jaguar gewinnen und schnürt hierzu spezielle „Business-Pakete“.

 

Eine erste Ausfahrt im neuen XE, mit verschiedenen Motorisierungen, soll zeigen, ob er mit der Konkurrenz mithalten kann. Jaguar ist davon überzeugt, das zeigt die Preisliste, wo er sich nicht hinter den deutschen Marken als günstige Alternative versteckt. Und das muss er auch nicht.

Schon beim Einsteigen fällt auf, es wirkt alles stimmig, ja, Premium-Ambiente bis in den kleinsten Winkel. Der bisherige Vorteil der hiesigen Anbieter, speziell bei den Punkten Haptik und Verarbeitungsqualität zu punkten, egalisiert der neue XE recht gut. Technische Stoffe, feinnarbiges Leder und – je nach Ausstattung – doppelte Kontrastnähte und zweifarbig gestaltete Türverkleidungen und Sitze lassen das Interieur wie maßgeschneidert wirken.

Ergänzend zur gewählten Ausstattungsvariante, werden Dekoreinlagen in glänzend Schwarz, strukturiertem Aluminium, Holz oder Kohlefaser verbaut.

Der neue Jaguar XE tritt als „Sport-Limousine“ an, hat besonders die Kunden eines Dreier BMW oder Audi A4 in seinem scharf gezeichneten Blick. Kann er dies auch in der für Deutschland so wichtigen Dieselvariante leisten?

Zu Beginn fahren wir das Modell mit dem kleinen 2.0 Liter E-Performance Turbodiesel der 163 PS mobilisiert. Die Briten schicken selbst den Einstiegs-Jaguar schon mit einem serienmäßigen Automatikgetriebe auf die Straße. Alternativ kann ein manuelles Sechsganggetriebe bestellt werden, wie in unserer Testversion. Auf dem Weg zur Rennstrecke in Navarra, über karge nordspanische Landstraßen hinweg, zeigt sich der XE sehr agil. Der Handschalter hat sehr kurze Wege die überwiegend präzise einrasten. Allerdings stehen die Pedale recht hoch, was besonders für Menschen mit langen Beinen und kürzerem Oberkörper zu einer teils unangenehmen Sitzposition führen.

 

Sehr gut gefällt uns die neue Innenraum-Architektur mit der stark akzentuierten umlaufenden Linie, die beide Türen und das Cockpit visuell miteinander verbindet. Sie gibt den Passagieren das angenehme Gefühl, in den neuen XE eingebettet zu sein.

Die Sitze bieten exzellenten Komfort und bei normaler Fahrweise auch ausreichend Seitenhalt. Bei exorbitanter sportlicher Fahrweise jedoch, kommt der Beifahrer auf dem edlen „Taurus“-Leder nicht ins Schwitzen, aber ins Rutschen. Aber wer ist im Alltag schon auf der Jagd nach der Pole Position?

Eines der Highlights im Innenraum ist das neue InControl™ Infotainment-System.  Ein zentral in der Mittelkonsole platziertes 8-Zoll-Touchscreen-Display. Es eröffnet schnellen und intuitiven Zugang zu allen Funktionen sowie Apps für iOS und Android Smartphones.

 

„Nicht nur in den Details zeigt sich, das der neue XE der wohl modernste „State of the Art“- Jaguar ist, der je den Raubkatzenkäfig verlassen hat.“

 

Eine weitere Technik-Weltpremiere gefällig? Das eingesetzte Laser Head-Up-Display (HUD) ist das erstmals im Automotive Bereich eingesetzte System dieser Art. Es ist kompakter und um fast ein Drittel leichter als LED-Displays und liefert gestochen scharfe, in die Windschutzscheibe projizierte Graphiken.

 

Auch wenn Jaguar den XE explizit als Sport-Limousine bezeichnet, unser persönliches Highlight während der Fahrt ist der überragende Komfort und die Abrollgeräusche, die praktisch nicht vorhanden sind. In einer Gegend die landschaftlich sehr schön ist, jedoch ausgesprochen verlassen wirkt, ist es manchmal schon beängstigend leise im Innenraum. Der XE erinnert hier eher an einen ruhigen Nachmittag im britischen Clubhouse bei einer Tasse Tee. Wunderbar.

 

„Selten war Reisen in der Premium-Mittelklasse so angenehm.“

 

Einzig hört man den kleinen 2.0 Liter Diesel bei sehr steilen Anstiegen und forciertem Gaspedaldruck seine Arbeit an. Das ist bei der Konkurrenz auch nicht anders und erledigt sich bei dem stärkeren Dieselmotor mit 180 PS, der zum gleichen Preis angeboten wird, wie der kleinere. Das klingt verrückt, macht aber durchaus Sinn, wenn man die Firmenautofahrer im Visier hat, für die spätere Unterhaltskosten ein Argument sind.

 

Auf der Rennstrecke in Navarra bewegen wir ausschließlich das Top Modell XE S mit dem 3.0 Liter großen V6 Motor. Dem Sound nach zu urteilen, wenn die Raubkatze in vollem Sprint über die Start/Ziel-gerade jagt, glaubt man eher einen der letzte V8 Sauger zu hören. Ein sattes dunkles Trompetensolo jagt der XE S durch die beiden armdicken Endrohre in die Freiheit und lässt das Boxengebäude erzittern. Audiophile Motorsound-Nerds die mindestens 54.600 Euro investieren können, werden mit dieser Variante zu 100% zufrieden gestellt.

Größere Lufteinlässe im vorderen Stoßfänger, markanter ausgestellte Türschweller, der glänzend schwarz lackierte untere Teil des Heckstoßfängers und rot lackierte Bremssättel signalisieren auch nach außen das große Leistungspotential des XE Topathleten. Optionale 20-Zoll-Leichtmetallfelgen im „Propeller“-Design und optionale Sitze und Türtafeln im Kontrastton Jet/Red runden das Optik-Paket ab.

Auf der Strecke hält der XE was der Sound verspricht. Brutaler Antritt und Leistung des 3.0 Liter V6 mit 340 PS aus jeder Kurve heraus. Optimal verteilt über die serienmäßige Achtstufen-Automatik, die exklusiv nur die Hinterachse mit Power versorgt. Könner wie unser Instruktor lassen den XE S auch in zwei Demorunden mal quer über eine Kuppe in die Kurve fliegen. Wir belassen es bei ausreichend sportiven Runden die zeigen, welches Potenzial in der neuen Raubkatze steckt.

 

Also doch mehr Sport als Komfort?

Nein, den Jaguar Ingenieuren ist es gelungen, den schwierigen Balance-Akt zwischen den beiden konträren Fahrzuständen hervorragend zu meistern. Basis hierfür ist seine zu 75 Prozent aus Aluminium bestehende Leichtbaukonstruktion. Der lange Radstand von 2.835 Millimeter und die niedrige Sitzposition umhüllen die Insassen mit Gran Turismo Feeling. Dazu das federweiche Hinweggehen über Bodenunebenheiten.

 

„Jaguar Modelle sind für eine ausgewogene Balance zwischen präzisem Handling und überlegenem Komfort bekannt. Der XE markiert in dieser Beziehung die Essenz dessen, was das Unternehmen über die letzte Jahre gelernt hat.“

Mike Cross, Chief Engineer, Vehicle Integrity, Jaguar

 

Der neue Jaguar XE, der in einem neu errichteten Fertigungskomplex des Stammwerkes Solihull vom Band läuft, wird es trotz exzellenter Merkmale nicht leicht haben, gegen die arrivierte Konkurrenz anzukommen. Auf der anderen Seite, haben wir in den letzten Jahren keinen Jaguar gefahren, der solch scharfe Krallen hat, um sich sein Revier zu erkämpfen.

Hier gibt es alle Infos zur aktuellen Jaguar XE Roadshow die am 7. Mai startet

Hier gibt es alle Preise und Ausstattungsinfos zum Jaguar XE 

Text: Bernd Schweickard

© Foto: Jaguar (5), Bernd Schweickard

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