„Ich dachte du kommst mit einem KIA?!“, sagte unser junger Volontär als ich ihn an einem Nachmittag abholen komme. „Und die Felgen, die sind ja „Geil“, ist das echt ein KIA?“, kommt völlig aufgeregt hinterher.
Ja, der neue Kia Optima hat, wie so viele aktuelle Kia-Modelle, nichts mit seinem Vorgänger zu tun. Das fängt schon beim schnittigen Design an, das Peter Schreyer einmal mehr gekonnt umgesetzt hat. Vorne der „Tigernase“ getaufte Grill und ab dort beginnt ein stylisches Performance Eldorado, mit Sicken, Kanten und dynamisch eingepassten Leuchten, dass unser Testwagen in XXX-weiß, schon im Stand Dynamik versprüht.
Für diese Optik wünschten wir uns den nur in den USA erhältlichen V6-Benziner mit 260 PS vorne eingepflanzt. Bei unseren Testfahrten sind wir vernünftiger, bewegen die 136 PS Dieselmotor-Variante in Verbindung mit einer Automatik.
Haptisch und optisch läst der neue Koreaner, der in der VW Passat-Klasse antritt, keine Wünsche offen. Ob belüftete Sitze vorne, beheizte Sitze im Fond oder auch eine Lenkradheizung, alle Premium-Accessoires sind je nach Ausstattung auch im Optima verfügbar und bei unserem Testwagen mit an Bord. Unser junger Volontär erblickt sofort die in der vorderen Mittelkonsole praktisch positionierten AUX- und USB-Eingänge. Dazu zwei 12 Volt Anschlüsse die er als „genial“ bezeichnet, während ich mich frage, wozu ich zwei benötige. Das klärt sich schnell, als sein iPhone und weiteres Equipment aus der Tasche gezogen und angestöpselt wird. Fortan fahren wir mit Musik von „Psy“ weiter, die ich über die Infinity Soundanlage genießen darf. So ausgestattet ist ein KIA schon lange kein KIA mehr. Das spürt man dann auch deutlich in der Brieftasche. Unser voll ausgestatteter Testwagen kommt schnell auf rund 35.000 Euro, während das Basismodell schon für knapp unter 25.000 Euro zu haben ist. Man muss aber auch sagen, dass ein vergleichbares Modell bei Mitbewerbern, dass derart gut wie unserer Optima ausgestattet ist, nicht für 35.000 zu haben ist.
Somit stellt der eher leise in Deutschland eingeführte Kia Optima eine gelungene Alternative in der hart umkämpften Mittelklasse dar. Einzig in den Details fehlt es dem noch jungen Koreaner an Perfektion. Die Anschlüsse für AUX und USB sind eher schmucklos in das karge Plastik des vorderen Mitteltunels eingesetzt. Das geht auch schöner. Noch fehlt der Feinschliff auch an anderer Stelle im Detail, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis man in Korea die hierzulande so wichtige Symbiose aus Haptik und Optik gelernt hat. Und spätestens dann dürfte der Kia Optima aus dem Schatten der arrivierten Marken zum überholen ausscheren.
Text: Bernd Schweickard
Foto: Torsten Braun