ST – Sound Turbo
Während manche Automarken ihr aktuelles Seelenheil in der Lifestyle-Zauberwelt suchen, orientiert sich Ford mit gewaltigen Schritten in Richtung Sportlichkeit. Die zuletzt gezeigten Studien des neuen GT 40 und des Focus RS sind von den Fans begeisternd aufgenommen.
So bleibt es nicht aus, dass auch das „normale“ Programm schon nach kurzer Zeit aufgefrischt wird. Ende 2014 sind der Focus ST Turnier und der Fünftürer leicht von den Kölner Performance Künstlern überarbeitet worden. Man möchte zudem an den bisherigen Erfolg des 2002 vorgestellten, sportlichen Ablegers festhalten. Mehr als 140.000 Einheiten des St wurden in 40 Länder verkauft, 14.300 Exemplare fahren auf unseren unlimitierten Autobahnen herum.
Das Ford Team RS, die europäische Tochter der „Global Performance Vehicle Group“ der Marke, hat speziell die Fahrdynamik nochmals verbessert. So erhielt das Sportfahrwerk an der Vorder- und Hinterachse neue Federn inklusive entsprechend abgestimmter Dämpfer. Das fällt sofort im Alltagsbetrieb auf. Der neue Focus St liegt wie das bekannte Brett auf der Straße.
„Fahrten über einsame Berg- und Tal-Landstraßen machen im Focus ST so viel Spaß, das man erst aufhören möchte wenn der Tank leer ist.“
Steifere Fahrwerkslager bieten nun noch präzisere Rückmeldungen. In Kombination mit den Querstabilisatoren führen diese Modifikationen zu einer optimierten Straßenlage. Im Alltag heißt das aber auch, der Focus ST ist derart straff gefedert, das es einem selbst bei der Fahrt vom Supermarkt nach Hause, den Milkshake von alleine schüttelt. Das Fahrwerk gibt absolut alles an den Fahrer und die Insassen weiter. Eine Wonne für die Kurvenhatz, für normale Passagiere aber nur bedingt zumutbar.
Die neue Kalibrierung der Servolenkung und der Fahrer-Assistenz-Systeme unterstützen die sportlichen Ambitionen. Das Lenkrad selbst liegt perfekt in der Hand, ein kleiner Dreh, rein in die Kurve. Nein, wieso kommt hier nun eine Gerade, wo ist die nächste Kurve, hört man sich innerlich sagen.
Die Fahrdynamik-Regelung „enhanced Torque Vectoring Control“ (eTVC) optimiert die Verteilung der Antriebskräfte auf die beiden Vorderräder, um die Traktion und die Agilität des Fahrzeugs speziell beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven weiter zu verbessern. Das ESP selbst zeichnet sich im Ford Focus ST weiterhin durch drei Betriebsmodi aus:
– Standard – ESP und die Traktionskontrolle sind uneingeschränkt
– Sport – zugunsten einer dynamischeren Fahrweise verzichtet die Traktionskontrolle auf die Regelung des Motormoments, das ES greift später und ETS ist deaktiviert.
– Off – der Fahrer übernimmt die volle Kontrolle, zum Beispiel auf abgesperrten Rennstrecken. Traktionskontrolle, ETS und ESP sind ausgeschaltet, Torque Vectoring Control bleibt aktiv.
Die Fahrdynamik wird durch die gemeinsam mit Michelin entwickelten 19 Zoll-Leichtmetallfelgen und 235/35 R19 Bereifung unterstützt. Schlecht für den Bordstein in der Stadt, perfekt für die kleine Race-Einlage am Wochenende oder abends nach dem Büro.
Sehr gut gefallen hat uns das aufgeräumte und entschlackte Armaturenbrett. Deutlich weniger Knöpfe und endlich ein 8 Zoll großes Touchscreen-Farbdisplay, welches gut sichtbar in der Mitte thront. Über das optionale Konnektivitätssystem „Ford SYNC2“, lässt sich sprachgesteuert das Audio- und Navigationssystem, die Klimaanlage und eingebundene Mobiltelefone steuern. Erbenfalls mittig und gut im Blickfeld des Fahrers sind drei Zusatzinstrumente verbaut, die den sportlichen Piloten über den Zustand von Ladedruck, Öltemperatur und und Öldruck informieren.
Sportfeeling im Innenraum unterstreicht die Pedalerie in Alumiumoptik und die ausgezeichnet konturierten Sportsitze von Recaro. Sie bieten Langstreckenkomfort, halten aber den Fahrer bei flotter Gangart über kurvige Landstraßen stetes an seinem Platz. Lieferbar sind sie in drei Ausstattungsversionen.
ST1 umfasst Sitze mit Stoff- oder Teillederbezügen in grau/anthrazit. ST2 zeichnet sich durch Teilledersitze aus. Die mittleren Stoffbahnen und die entsprechend angepassten Türinnenverkleidungen sind in den Farben Sunset-Gelb, Performance-Blau und Race-Rot erhältlich. In der höchsten Ausstattungsstufe ST3 besitzt dieser Ford Focus schwarze Ledersitze.
Unser Testwagen in Panther-Schwarz Metallic steht dem ST zwar sehr gut, lässt ihn edel erscheinen, jedoch neigen wir zur neuen Farbvariante „Stealth“. Eine dunkelgraue Lackierung, in Kombination mit schwarzen Felgen an „Coolness“ kaum zu überbieten.
Der überarbeitete Ford Focus ST setzt noch mehr als bisher auf die Racer-Fangemeinde. Für den Normalfahrer sicherlich zu hart, zu laut, für den Fan bietet er alles was man sich wünscht. Sehr direkte Lenkung, sehr straffes Fahrwerk, agiler Motor und ein Sound, selbst bei niedrigem Tempi, das man vor sportiver Reizüberflutung, gefühlt immer als Erster über die virtuelle Ziellinie geht.
Text: Bernd Schweickard
© Foto: Jens Scheibel
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