Erstveröffentlichung vor 2 Jahren in unserm multimedia e-Paper!
Das erste DTM-Rennen steht bald an und BMW kehrt nach 20-Jähriger Abstinenz zurück in die populäre Rennserie. Während wir noch überlegen mit welchem sportlichen Auto wir zum Rennwochenende standesgemäß anreisen könnten, erreicht uns ein Anruf der BMW Pressestelle. „Nehmt doch den neuen M550d xdrive, der passt doch super für eure Story“.
Freude und Entsetzen macht sich in der Redaktion breit. Klasse, ein „M“, aber ein Diesel? Als Sportlimousine?
Wir sind gespannt, wenn die M GmbH nach 40 Jahren erstmals einen Dieselmotor in ihr Portfolio aufnimmt, dann muss es etwas Besonderes sein.
Und das ist der BMW M550d in allen Belangen. Wir rollen Richtung Hockenheim, sonores Bollern des 3-Liter Reihensechszylinders unterstützt uns dabei. Auf der Tankanzeige steht Diesel, auf dem Tankdeckel steht Diesel und auch in den Papieren, jedoch hört sich der M550d eher wie ein V8-Benziner an. Das liegt wohl an den beiden mächtigen Endrohren in Trapezform, die im schwarzen Diffusor seriös „versteckt“ sind. Unterstützt wird der Sound allerdings auch auf elektronischem Wege. Im M550d wird der Motorsound über die Audioanlage in den Innenraum gespielt, wobei die Verbrennungsgeräusche verstärkt werden. Anders als bei Audi, die den verstärkten Motorsound per Lautsprecher in den Auspuff übertragen.
Aber auch ohne diese Verstärkungen, ist der bärenstarke Motor mit 381 PS, der ein brutales Drehmoment von 740 Nm Drehmoment entwickelt, klangstark.
Vorne saugt er durch große Öffnungen im Bug, daher hat der M550d auch keine Nebellampen, die Luft an, und drei Turbolader drücken diese in die Brennräume. Die drei Turbolader bieten Druck ohne Ende. Ein großer und ein kleiner Lader laufen in den unteren Drehzahlen bis zu 3.000 U/min und ab ca. 2.700 U/min schaltet sich der dritte, ebenfalls kleine, Lader zu. Durch diese Technikraffinesse verfügt der Motor auch im hohen Drehzahlbereich über genügend Power, während anderen Dieselturbos bei hohen Drehzahlen die Luft ausgeht. Dieser Dieselmotor dreht sogar bis 5.400 U/min und das äußerst flott.
Gekoppelt mit der 8-Gang Automatik und dem xdrive-Allradantrieb, verfügt der M550d über Traktion in jeder Lebenslage. Wir fahren in der Komforteinstellung gen Hockenheim, bis sich ein sportliches Modell eines anderen Premiumherstellers, der auch in der DTM antritt, sich per Lichtzeichen hinten anmeldet. Er hat wohl das gleiche Ziel wie wir, an diesem frühen Samstagmorgen bei freier, trockener Strecke. Ich solle nun mal den Sportknopf unseres verstellbaren Fahrwerks (Aufpreis 3.240 Euro) aktivieren, BMW nennt ihn Fahrerlebnis-Schalter, meint mein Co-Pilot. Ok, ein kurzer Druck auf den Schalter, dazu das Gaspedal in Bodenblechnähe gedrückt und es ist so, als hätte Mr. Sulu den Warp-Antrieb aktiviert. Ja du meine Güte, was ist das denn? In nackten Zahlen heißt das, in nur 4,7 Sekunden spurtet, nein, galoppiert der M550d auf Tempo 100 und immer weiter bis zur abgeriegelten Spitze von 250 km/h. In der Wirklichkeit fühlt sich das unbeschreiblich an, wenn man in die exzellent konturierten Ledersitze gepresst wird und ein Soundinferno aus dem Motorraum ertönt. Nicht vergessen, wir reden hier über eine „Diesel-Limousine“! Genial. Nach sehr kurzer Zeit waren wir wieder alleine auf der A5 und die aufkommenden Tempolimits bremsten uns wieder ein. Aber auch bei Bummeltempi von 100 – 140 km/h fühlt sich der „M“ gut an. Entspanntes Gleiten steht ihm genauso gut wie sportives, druckvolles Fahren.
Los geht die Freude am Fahren bei 80.800 Euro. Dafür sind das M-Paket, 19 Zöller, Ledersitze und einiges mehr an Bord. Der darunter liegende 535d xdrive mit 313 PS kommt auf 70.000 Euro.
BMW ist mit dem M550d ein Volltreffer gelungen. Eine Limousine die betont sportlich ist, aber auch auf der Langstrecke durch ausgezeichneten Komfort punktet. Aber das Highlight ist hier klar das Triebwerk. Der bekannte und vielfach ausgezeichnete BMW Dieselmotor wurde von der M-GmbH perfekt verfeinert. Leistung satt und keine Kostenfalle beim Verbrauch.
I M Diesel-Fan.
Text: Bernd Schweickard
Fotos: Nina Ziegler, BMW