Es bleibt dabei, Audi kann das Heimspiel am Norisring seit 2002 nicht gewinnen. Trotz guter Performance und zwei Fahrern auf dem Podium, glänzte in Form von Robert Wickels wieder einmal der Stern beim Heimspiel von Audi. Robert Wickens krönte ein perfektes Rennwochenende auf dem Norisring mit seinem ersten Saisonsieg. Bei rutschigen Verhältnissen auf dem 2,3 Kilometer langen Stadtkurs münzte der Kanadier seine Pole-Position in einen nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg um. „Ich bin überglücklich. Von Beginn an konnte ich mich voll und ganz auf mein Rennen konzentrieren und den Vorsprung ausbauen. Bisher war es eine verrückte Saison für uns, umso schöner ist dieser Sieg für mich und das ganze Team. Der Norisring war schon immer ein gutes Pflaster für uns“, sagte der 25-Jährige. 121.000 Zuschauer besuchten das vierte Rennwochenende der populärsten internationalen Tourenwagenserie in Nürnberg.
Der Brite Jamie Green, der auf dem Norisring bereits vier DTM-Siege einfahren konnte, fuhr in seinem Audi RS 5 DTM als Zweiter über die Ziellinie. Nach einer Kollision in der Startphase wurde gegen den 32-Jährigen eine Fünf-Sekunden-Strafe verhängt. „Ich bin beim Start mit Paul Di Resta aneinander geraten, wofür ich eine Strafe bekommen habe. Dass es trotzdem für den zweiten Platz gereicht hat, ist sehr schön. Ich freue mich sehr, dass Audi so konkurrenzfähig hier war,“ erklärte Green. Die starke Vorstellung der Ingolstädter machte Markenkollege Mattias Ekström perfekt, der sich von Startplatz zwölf auf den dritten Rang vorkämpfte.
Ein sechster Platz reichte Marco Wittmann, um seine Spitzenposition in der Tabelle zu verteidigen. Der 24-Jährige führt nach seinem Heimspiel mit 58 Zählern die Gesamtwertung weiterhin an. „Mein Ziel war es, Punkte zu holen. Das habe ich geschafft. Mir gelang ein guter Start, und es lief zunächst sehr gut für mich. Leider war der Abbau der Regenreifen zu stark, weshalb ich zur Mitte des Rennens wieder Boden verloren hatte. Der sechste Platz am Ende war ein versöhnliches Resultat“, sagte der bestplatzierte Pilot eines BMW M4 DTM. Neuer Zweitplatzierter in der Gesamtwertung ist Edoardo Mortara (Audi), dem auf dem Norisring eine eindrucksvolle Aufholjagd von Platz 20 auf vier gelang. Sein Rückstand auf Wittmann beträgt nach vier von zehn Rennen 19 Zähler.
Der vierte Saisonlauf auf dem 2,3 Kilometer langen Stadtkurs forderte den 23 Piloten von Audi, BMW und Mercedes-Benz viel Fingerspitzengefühl ab. Regen hatte die Strecke vor dem Start in eine Rutschbahn verwandelt. Die Rennleitung entschied sich daher dafür, das Feld hinter dem Safety-Car ins Rennen zu schicken. Eine große Enttäuschung erlebte Christian Vietoris, der bis kurz vor Schluss einem sicheren zweiten Platz entgegen fuhr. Der 25-Jährige rollte aus, nachdem sich an seinem DTM Mercedes AMG C-Coupé ein Rad gelöst hatte.
Das nächste Rennwochenende wird vom 11. bis 13. Juli auf dem Moscow Raceway vor den Toren der russischen Hauptstadt ausgetragen.
Mercedes-Benz Leiter DTM-Management Wolfgang Schattling: „Wir sind mehr als zufrieden. Robert Wickens hat eine eindrucksvolle Leistung gezeigt. Bei allen Verhältnissen war er heute sehr schnell unterwegs. Leider konnte Paul Di Resta seinen zweiten Platz nicht in ein gutes Resultat umsetzen. Die Kollision beim Start war sehr schade für ihn.“
Audi Leiter DTM Dieter Gass: „Gratulation an Robert Wickens und Mercedes-Benz, die eine Top-Leistung gezeigt haben. Ohne die Strafe von Jamie Green hätten wir es ihnen sicherlich schwerer machen können beim Kampf um den Sieg. Leider lief es für unsere Piloten nicht so gut im Qualifying, was uns das Rennen erschwerte. Ein Kompliment gebührt allen Fahrern für ihr faires Verhalten bei diesen sehr schwierigen Bedingungen.“
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): „Nach den Erfolgen bei den 24 Stunden von Le Mans und dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring hätten wir natürlich auch gerne endlich unser DTM-Heimspiel auf dem Norisring gewonnen. Leider hat es nicht geklappt, aber das ist kein Grund, die Köpfe hängen zu lassen. Ganz im Gegenteil: Wir haben eine ganz starke Leistung der gesamten Audi-Mannschaft gesehen und heute mehr Punkte geholt als bei den ersten drei DTM-Rennen – das war auf dem Norisring noch nie der Fall.“
BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt: „Mit dem Ergebnis von Marco Wittmann können wir zufrieden sein. Er hat alles richtig gemacht, indem er sich aus allen Rangeleien herausgehalten hat. Die Bedingungen waren nicht einfach, aber er hat das Beste herausgeholt. Nun blicken wir voller Zuversicht dem Rennen in Moskau entgegen.“
Jamie Green (Hoffmann Group Audi RS 5 DTM), Platz 2
Reifen: Regen/Option
„Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Natürlich wäre es toll gewesen, für Audi hier zu gewinnen. Das war unser Ziel und das haben wir nicht ganz geschafft. Aber es begann schlecht mit einem Zwischenfall mit Paul di Resta nach dem Start hinter dem Safety-Car. Seine Linie und sein Speed haben mich überrascht, leider hatten wir einen Kontakt, dadurch verlor ich Zeit auf den Führenden Robert Wickens. Ich bekam eine Durchfahrtsstrafe. Wenn man die ganze Action betrachtet, kann ich mich über den zweiten Platz freuen. Ich freue mich auch über das erste Podium, das ich mit dem Audi Sport Team Rosberg erzielt habe. Darauf können wir aufbauen.“
Mattias Ekström (Red Bull Audi RS 5 DTM), Platz 3
Reifen: Regen/Option
„Es war ein guter Tag, ich habe das Fahren im RS 5 DTM genossen, das Auto war im Trockenen und im Nassen gut. Ich feiere den dritten Platz nicht wie einen Sieg, aber wir haben Punkte für die Meisterschaft und die schnellste Rennrunde. Wir haben gezeigt, dass man mit uns im Kampf um den Sieg rechnen kann. Leider müssen wir ein ganzes Jahr warten, bis wir hier wieder antreten.“
Marco Wittmann (Startnummer 23, BMW Team RMG, Platz 6):
Reifen: Regen-Option
„Ich denke, dass wir insgesamt zufrieden sein können. Wir haben ein paar Punkte gesammelt, und das war in diesem Rennen wichtig. An diesem Wochenende waren wir einfach nicht konkurrenzfähig genug, um ganz vorne mitmischen zu können. Im Nassen hat es uns etwas an Speed gefehlt, die Balance war nicht optimal. Wir haben dadurch zunächst ein paar Positionen verloren. Bei einigen Attacken der Konkurrenz war es sinnvoller, die Tür offenzulassen statt umgedreht zu werden. Wir haben dann auf Slicks gewechselt, und anschließend war unsere Pace recht gut. Ich konnte wieder nach vorn fahren. Jetzt geht es dann mit neuem Schwung nach Moskau.“
Text: Jens Scheibel
(c) Foto: Bernd Schweickard