Der rote Corsa’r – die Zweite

Exakt 22 Jahre ist es her, als ich 1992 bei einem der damals größten Opel-Händler in Rüsselsheim meinen ersten Neuwagen kaufte. Einen Opel Corsa A in Magmarot. 3-Türer, 1,4 Liter Motor mit 60 PS, innen graue Stoffsitze, Modell „Swing“. Als Extra hatte ich das „Elektronik-Paket“, was bedeutete, es war ein Heckwischer montiert und die Scheibenwischer vorne hatten eine Intervallschaltung. Das ganze für 23.000 DM, am Ende waren es 21.900 DM und „Ein Satz Fussmatten lege ich dir noch mit ins Auto“, sagte der Verkäufer fröhlich. Sechs Jahre fuhr ich den kleinen roten Korsar, wie meine Freunde und ich ihn tauften, reparaturfrei im Alltag tagsüber und abends zur Asta-Fete.

Er war flott und was damals als junger Mensch wichtig war, er war sehr sparsam im Unterhalt. So hatte ich mehr Geld übrig, allerdings meistens für „Firlefanz“, wie mein Vater damals meinte.

 

Nun sitze ich wieder in einem dreitürigen Corsa und wieder ist er Magmarot und hat einen 1,4 Liter Motor unter der Haube. Der Unterschied, er hat einen Turbo, leistet 100 PS und es ist die neueste, mittlerweile fünfte Generation des Opel Bestsellers.

 

In den vergangenen 32 Jahren, seit Einführung des ersten Opel Corsa A 1982, haben die Rüsselsheimer Autobauer fast 12,4 Millionen Einheiten verkauft. Oder anders ausgedrückt, jeder vierte verkaufte Opel ist ein Corsa. Das verdeutlicht am besten, welche tragende Rolle der kleine Opel im Modell-Portfolio spielt. Im letzten Monat September 2014, lag der Corsa D, der in wenigen Monaten ausläuft, sogar erstmals vor dem Kleinwagen-Besteller VW Polo.

 

Und nun rollt im Januar 2015 der neue Corsa E zu den Händlern. Traditionell wird beim „Angrillen“, dem Opel Händlerfest, dass neue Modell in den Markt eingeführt.

 

Von außen hat sich in 22 Jahren natürlich viel getan, wobei sich die letzten Versionen stark ähnelten. Beim neuen Modell ist alles anders. Opel hat nicht nur vor drei Jahren angefangen sich selbst und sein Image positiv zu verändern, die neue Ausrichtung setzt sich auch bei den Modellen Stück für Stück fort. Natürlich hat der neue Corsa eine „Familienschnauze“ a la ADAM erhalten, der sich so erfolgreich im Kleinwagensegment etabliert hat. Die Karosserie wurde im Vergleich zum Vorgänger um 5 mm abgesenkt um ihn näher an die Straße zu bringen. Durch diese Maßnahme, der Sicke in Haube und der „Opel-Sichel“ in der Frontmaske, wirkt er kompakter und ein Stück weit souveräner als andere Kleinwagen.

Von der Seite behält er, vor allem in der dreitürigen Variante, das coupéhafte Erscheinungsbild bei und die Tür erhält ebenfalls die Prägung der großen Modelle. Das Heck wurde nicht nur retuschiert, sondern mächtig aufgewertet. Neue, zweigeteilte Rückleuchten und Linien ziehen den Corsa E optisch in die Breite.

 

Im Innenraum setzt sich dieser horizontale Trend fort. Das Layout des Armaturenbretts ist nun nicht mehr vertikal angeordnet, sondern verbindet sich fließend waagerecht von einer Tür zur anderen. Dazu lässt eine Reduktion der Schalter und Knöpfe das neue Cockpit clean und „youth“-edel wirken. Der gute Ersteindruck setzt sich bei den Materialien fort. Weichplastik sorgt während der Fahrt dafür das nichts klappert und rappelt, wobei die Verarbeitungsqualität im ersten Moment auch für diese Fahrzeugklasse ausgesprochen gut ist.

Die Haptik stimmt auch, insbesondere beim Lenkrad, das außer bei den beiden Einstiegsversionen, einen etwas dickeren, ergonomisch ausgeformten Lenkkradkranz besitzt. Im Zentrum zwischen Fahrer und Beifahrer sitzt auf Wunsch der sieben Zoll große Farb-Touchscreen des IntelliLink-Infotainment-Systems. Es holt die Smartphone-Welt von Apple iOS- genauso wie von Android-Geräten ins Auto und macht den Corsa zum top-vernetzten Kleinwagen. Der Fahrer kann Apps wie BringGo zur Navigation sowie Stitcher und Tune-In für weltweiten Radio- und Podcastempfang nutzen und via Siri Eyes Free-Sprachsteuerung mit Apple iOS-Geräten SMS diktieren oder sich E-Mails vorlesen lassen.

 

Allerdings muss man trotz des Einzuges der ganzen Elektronik in die Kleinwagenklasse noch selbst fahren. Zum Glück, denn der neue 1.4 l Turbobenziner stemmt als Drehmoment-King im aktuellen Corsa-Motorenangebot satte 200 Nm auf die Kurbelwelle. Bewusst wurde der Motor so ausgelegt, dass diese für einen Kleinwagenmotor üppige Kraft schon ab 1.850 Touren anliegt. So geht es locker und leicht den Feldberg hinauf.

 

Oben am Funkturm angekommen wechsle ich in den Fünftürer in poppigem mintgrün, der den neuen Dreizylinder unter der Haube hat, der neulich im ADAM Rocks debütierte. Unsere Story hier. Dieser Motor und darauf ist man bei Opel besonders Stolz, wurde komplett neu von einem weißen Blatt Papier konstruiert. Der 1.0 ECOTEC Direct Injection Turbo setzt neue Standards bei den Dreizylinder-Motoren dieser Hubraumklasse und glänzt mit außergewöhnlich geringer Geräusch- und Vibrationsentwicklung sowie hohem Komfort. Das Vollaluminium-Triebwerk mit gegenläufiger Ausgleichswelle – einzigartig im Segment – ist in zwei Leistungsstufen mit 66 kW/90 PS und mit 85 kW/115 PS erhältlich. Beide erfüllen die Euro-6-Abgasnorm, wobei die 66 kW/90 PS-Version nur 4,3 Liter pro 100 Kilometer verbraucht.

 

Insgesamt werden zum Start fünf Benzinmotoren zwischen 70 und 115 PS und zwei Selbstzünder mit 75 und 95 PS angeboten. Bergauf und Bergab, aber auch gerade eben in der pulsierenden Stadt Frankfurt wo viele Gangwechsel erforderlich sind, wenn man zügig vorankommen möchte, begeistert mich das neue Getriebe. Grundsätzlich kommen die 1.0 Turbobenziner in Verbindung mit einem komplett neuen, kompakten Sechsgang-Schaltgetriebe, das sich durch minimierte innere Reibung, präzise Schaltvorgänge und hohen Komfort auszeichnet.

Mit dem Corsa bringt Opel ein neues automatisiertes Easytronic 3.0-Schaltgetriebe auf den Markt. Es kommt in Verbindung mit dem 66 kW/90 PS starken 1,4 Liter-Benzinmotor und begeistert mit höchster Effizienz (4,7 Liter/100 km, 110 g/km CO2) und sanfteren Gangwechseln als die vorherige Generation. Damit bietet Easytronic 3.0 (Aufpreis 575 Euro) die perfekte und günstige Kombination aus komfortablem Automatik- und effizientem Schaltgetriebe. Fahren konnte ich diese Version heute noch nicht, sie wird aber zum Verkaufsstart zur Verfügung stehen.

 

Das Fahren wird von allerlei Assistenzsystem unterstützt, die man bisher zumeist nur aus höherwertigen Fahrzeugsegmenten kennt. Der „Toter-Winkel-Warner“ hält Einzug sowie die „Opel-Frontkamera“ der zweiten Generation. Verkehrsschild-, Fernlicht- und Spurhalteassistent sowie Abstandsanzeige und Frontkollisionswarner erhöhen die Sicherheit noch weiter. Auf Wunsch kann der Corsa zusätzlich mit Bi-Xenon Scheinwerfern inklusive Kurvenlicht ausgestattet werden. Im Vergleich zu meinem „Elektronik-Paket“ vor 22 Jahren hat sich doch einiges getan.

Ab Ende des Jahres rollt die fünfte Corsa-Generation in den Opel-Werken Eisenach und Saragossa vom Band. Zum Einstiegspreis von 11.980 Euro kann der Corsa E als Dreitürer mit Benzinmotor bereits bestellt werden. Effizienten Fahrspaß mit den Dieselvarianten gibt’s ab 14.930 Euro. Für den Fünftürer sind 750 Euro Aufpreis zu bezahlen.

 

In dieser Fahrzeugklasse gilt heute noch ein Argument wie vor 22 Jahren – Der Preis und die Kosten sind entscheidend. Die Unterhaltskosten bewegten mich damals als 22 Jähriger zum Kauf des Corsa A. Damit kann der Corsa E auch heute noch punkten. In den niedrigen Versicherungsklassen 16 eingestuft und mit einer nur 30 Euro teuren KfZ-Besteuerung beim kleinen Motor pro Jahr bleibt noch genügend Geld fürs Nightlife in der Frankfurter City übrig.

 

Mit all diesen Attributen hat der neue Corsa wieder das Zeug zum Bestseller im Kleinwagensegment zu werden, der mit Stolz das Prädikat „made in Motorcity Rüsselsheim!“ mehr als verdient hat.

 

Text: Bernd Schweickard

© Foto: Opel (15), Bernd Schweickard

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