Codemasters F1 2016
Spannender als das Original?
Die letzten digitalen Ausgaben der höchsten Motorsportklasse waren ungefähr so aufregend, wie die aktuellen Rennen im TV. Wenig Neues, stupides im Kreis fahren, keine Innovationen. Mit dem am 19. August erschienenen neuen Teil F1 2016 will Codemasters bei den digitalen Rennfans wieder nach vorne fahren.
Fangen wir idealerweise auch vorne an, am besten mit der Einführungsrunde die man nun selber fahren kann. Eine der Neuerungen um das Gefühl mittendrin zu sein, weiter verstärken soll. Dazu gehört auch die Möglichkeit des manuellen Starts. Knopf drücken, die Drehzahl auf die richtige Höhe bringen und ab geht’s. Oder auch nicht, wenn man in der Hektik des Startvorganges eines der beiden Dinge vermasselt, oder der Gegner einfach besser wegkommt und schon von der Seite drängelt. Kleines Detail, aber tolle Auswirkung auf das Spielgefühl.
Wobei richtiges Rennfeeling natürlich auf der Strecke entsteht, wie auch auf dem neuen Kurs von Baku und das hängt zu großen Teilen von der Gegner-KI ab. Diese ist angenehm austariert und fährt fordernd, aber meistens nicht unfair. Sinnlose Fahrmanöver und ins Auto rempelnde Gegner gehören der Vergangenheit an. Zum Teil liegt dies auch an der gut einstellbaren Schwierigkeitsstufe. Vom absoluten Rennspielanfänger bis zum professionellen Lenkrad-Virtuosen ist für jeden Konsolero etwas dabei.
Das Handling der Boliden reicht dabei von unfahrbar, im Profimodus mit allen abgeschalteten Fahrhilfen, bis hin zu kontrollierbar wie Muttis Golf auf dem Supermarktparkplatz. Der Einstieg in F1 2016 ist auch für Ü30 und Ü40 Spieler mit wenig Zeit perfekt. Kein stundenlanges Üben um möglichst realitätsnah über den Asphalt zu zischen. Nein, ein Computerspiel sollte vor allem Spaß machen und die wenige Zeit die man als Erwachsener damit verbringt, Freude bereiten. Was bringt ein Super-Simulations-Hardcore-Modus, wenn man den Boliden kaum über die Start-Ziel-Linie hinaus bugsieren kann.
Für Langzeit-Motivation sorgt nicht nur der Meisterschaftsmodus, sondern insbesondere die Rückkehr des Karrieremodus, der beim Vorgänger so schmerzlich vermisst wurde. Bevor man im Karrieremodus Gas geben kann, muss erstmal der eigene Fahrer angepasst werden. Dann geht es am Anfang zur Rennstall-Auswahl. Wer auch hier Zeit sparen will um sich hochzufahren, kann auch direkt bei MercedesGP oder Ferrari unterschreiben. Klingt gut? Schon, dann müssen aber in den folgenden Saisons auch direkt höhere Ziele erreicht werden, als wenn man bei Renault oder Sauber anfängt.
Das Weiterkommen ist aber bei allen Teams identisch, dank des cleveren Resourcenpunkte-Systems. So müssen regelmäßig in den Trainingssessions verschiedene Programme durchlaufen werden, die der Weiterentwicklung des Teams und des Fahrzeugs dienen. Reifentests, Motorabstimmungen, Streckenkenntnis, alles bringt am Ende Punkte, die gegen neue Anbauteile oder Motorentuning eingelöst werden können. So erhalten auch die Trainingssessions an einem GP-Wochenende in der digitalen Umsetzung Sinn. Es gilt, nicht einfach nur die Strecke abzufahren, sondern wie in der Realität, Entwicklungsarbeit zu leisten.
Auch den Kampf gegen einen Rivalen im Team muss man erfolgreich meistern, ganz wie im harten Duell der echten Formel 1. Das spornt an und nach jedem Rennen kann man sich über die Fahrzeug-Upgrades freuen.
Was uns nicht so gut gefällt sind die immer noch recht hölzern wirkenden Akteure. Zwar sind Vettel, Toto Wolff und Co. im ersten Moment zu erkennen, aber die Mimik und die teils zeitversetzen Lippenbewegung zum Dialog wirken noch wie aus PS3 Zeiten.
In Online-Matches können nun bis zu 22 Spieler, also ein komplettes Formel 1 Starterfeld gegeneinander antreten. Ebenso besteht die Möglichkeit in der brandneuen Multiplayer-Weltmeisterschaft mit 22 Spieler die ganze WM zu bestreiten.
F1 2016 von Codemasters ist das beste Formel 1 Game für die Konsole das es bisher gab. Wie üblich glänzt das Game nicht nur mit der offiziellen Lizenz, allen Team- und Fahrernamen, auch das Spielen ist grandios umgesetzt. Die Grafik ist, wir testeten auf der PS4, sehr schön und das Geschwindigkeitsgefühl wird gut transportiert. Dazu der neue Karrieremodus der viele Einstellmöglichketen und Spaßmotivation bietet. Wählbar ist auch die Taktik fürs Rennen, die Kommunikation mit der Box während des Rennens, Reifenwechselanweisungen und mehr bringen F1 2016 zurück in die Pole Position für virtuelle Racefans.
Unser Highlight für Ü30 und Ü40 Gamer mit wenig Zeit ist, dass es sich ohne Eingewöhnungszeit und mit dem Controller bestens spielen lässt. Wer im heimischen Familienwohnzimmer keinen Platz für einen Gameseat mit Lenkrad hat, wird innerhalb von fünf Minuten in der Einsteiger-Einstellung mit F1 2016 klarkommen. So leicht war es noch nie, schnell einen virtuellen Rennwagen per Gamepad auf dem Asphalt in höchster Performance zu racen! Top, dass hier auch mal an die ganzen Gelegenheitsspieler gedacht wurde.
Unser Tipp, wenn am Sonntag die richtige Formel 1 im TV läuft, einfach F1 2016 in die Konsole einlegen undauf volle Rennlänge stellen. Dann sind rund 1,5 Stunden Rennspaß garantiert.
Text: Bernd Schweickard
© Foto: Anbieter