Innere Größe!
Leidenschaft im Automobilbau, gibt es sie noch, ist sie bei einem Großserienautomobil noch erkennbar? Die Antwort liefert Audi mit dem neuen Q7, dem Vorzeige-Luxus-SUV der Ingolstädter.
Von außen klar als Q7 erkennbar und das ist erwünscht, wie uns Maksymilian Nawka aus dem Audi Design Team im exklusiven Einzel-Interview verrät. „Bei unseren Kundenbefragen stellte sich neben vielen Aspekten heraus, dass die Q7 Käufer sich für die neueste Generation keine übertriebene Design-Spielerei wünschen, sondern eher eine Auffrischungskur“, so Nawka.
Dennoch hat sich viel geändert, was im ersten Moment so gar nicht erkennbar ist, aber den neuen Q7 schlanker und leichter wirken lässt. Nawka verweist auf zahlreiche Kanten in der Karosserie die nachgeschärft wurden, fließende Linien und Übergänge, die den Q7 zu einem harmonischen Gesamterlebnis formen.
Die visuelle Leichtigkeit ist aber nicht nur als Augenschmeichler gedacht, der neue Audi Q7 hat deutlich über 300 Kilogramm abgespeckt, bei gleichzeitig mehr Sicherheits- und Komfortausstattungs-Elementen. In der Version mit dem 3.0 TDI Motor, setzt er mit 1.995 Kilogramm sogar die Benchmark in seiner Klasse. Der aktuelle Höhepunkt der aus 20 Jahren Leichtbau-Erfahrung resultiert.
„Weniger und dennoch mehr“, scheint der rote Entwicklungsleitfaden gewesen zu sein.“
Nicht nur weniger Gewicht und mehr Ausstattung hat der neue Q7 zu bieten, er ist auch mit 5,05 Meter Länge und 1,74 Meter Höhe von außen kürzer und schmäler geworden, gleichzeitig bietet er im Innenraum mehr Länge und Kopffreiheit.
Überhaupt innen. Das Interieur ist, nicht nur wenn man in der Aufpreisliste viele Häkchen bei optionalen Komfortmöglichkeiten setzt, ein wahrer Traum für Haptik-Fetischisten. „Haben Sie bemerkt, dass der untere Drehknopf ein anderes Raster-Klicken erzeugt, als der obere?“, macht uns Design-Mitarbeiter Nawka mit einem Lächeln darauf aufmerksam. Für die einen mögen solche Attribute gegenstandslos sein, für andere Menschen, die für eine beachtliche Summe ein Premium-Produkt erwerben, ist das aber der ausschlaggebende Aspekt beim Bauchgefühl, wenn diese sagt „Kauf ihn!“.
Im Gegensatz zur Außenhaut, wurde der Innenraum komplett überarbeitet. Ein neuer „Wrap-around“, wie Audi ihn nennt, zieht sich nun von den Türen durch die Schalttafel und nimmt die Insassen angenehm leicht auf. Wie ein visuelles Schutzschild verkörpert es Ruhe und Entspannung. Es wirkt, wir fühlen uns in den zigfach verstellbaren und in unserem Fall, mit Leder bezogenen Sitzen ausgesprochen wohl. In der Serienversion kommen jedoch Stoffsitze zum Einsatz.
Individualität scheint beim neuen Q7 keine Grenzen zu kennen. Die Palette der Bezugs-Materialien reicht von Stoff, über Alcantara, das strapazierfähige Leder Cricket bis hin zum edlen Valconaleder. Zusätzlich bietet Audi noch drei Lederpakete und zwei design selections an. Ob elegant oder sportlich, einzig nur der Kundenwunsch entscheidet, wie man den neuen Audi Q7 im Innenraum wahrnimmt.
Und genau hier, im Interieur, kann man „Leidenschaft beim Automobilbau“ auch in der Großserie fühlen. Und das im Sinn des Wortes.
„Bei den Materialien ist Audi aktuell der Haptik-Weltmeister“.
Die Ambientebeleuchtung ergänzt das schöne Gefühl im neuen Innenraum des Q7. Eine schmale Lichtleiste folgt der Kontur der Instrumententafel und lässt sich in der teuersten Ausbaustufe auch farblich individuell regeln. Braucht man nicht zum fahren, ist aber ein angenehmes Gefühl beim dahingleiten, einfach wunderschön. Letztendlich reden wir hier von einem Luxus-SUV, nicht von einem Fahrzeug dessen Sinn es ist, die Insassen einfach nur günstig von A nach B zu befördern.
Neu und intuitiver soll auch die Bedienung der ganzen Elektronik-, Komfort- und Assistenzsysteme während der Fahrt sein. Dazu wurde die Anzahl an Tasten reduziert und ein neues Bedienkonzept mit einer großen Touchpad-Bedienfläche eingesetzt. Der neue kleine Drehschalter am Touchfeld, der direkt vor dem Automatikwahlhebel platziert wurde, will aber während der Fahrt von unserer Hand nicht intuitiv gefunden und bedient werden. Gut gefällt uns dagegen die neue Architektur der Bedienung. Logisch durchdacht und weitestgehend ohne Studium der dicken Bedienungsanleitung sind die wesentlichen Elemente einstellbar. In voller Konfiguration lohnt sich aber ein Nachmittag im Wagen, um sich einmal alle Funktionen näher zu betrachten.
Während dieser Zeit kann man sich auch ganz dem neuen 3D-Klang im Q7 hingeben, der ein dreidimensionales Klangerlebnis wie im Soundlabor liefern soll. Es ist sowohl als Bestandteil des Advanced Sound System von Bang & Olufsen als auch des Bose Surround Sound erhältlich. Das Herzstück ist ein komplexer Rechenalgorithmus, der die Steuersignale für jeden Lautsprecher schnell und präzise berechnet. Audi hat diesen gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen für das Bang & Olufsen‑System entwickelt. Beide Systeme spielen Musik im neuartigen 3D-Klang ab – zusätzliche Lautsprecher in den A-Säulen liefern die räumliche Dimension der Höhe mit, die Musik erklingt auf einer großen virtuellen Bühne. Das Bang & Olufsen-System steuert mit 1.920 Watt Verstärkerleistung 23 Lautsprecher inklusive Subwoofer an.
Hier geht es zu einem Spezial über das 3D Soundsystem!
Entertainment bietet der neue Q7 auch auf den Rücksitzen. Beim Rear Seat Entertainment geht Audi neue Wege. Als Fond-Monitore dienen ein bzw. auf Wunsch zwei Audi tablets mit jeweils 10,1-Zoll-Diagonale und feinem Finish. Im Kern steckt ein leistungsstarker NVIDIA Tegra 4-Prozessor. Das Audi tablet hält den harten Anforderungen im Auto stand – es ist temperaturresistent und erfüllt die notwendige Crashsicherheit, die herkömmliche Endgerätlösungen vermissen lassen. Das Audi tablet wird per WLAN mit der MMI Navigation plus verbunden und erhält dadurch Zugriff auf Radio, Medien, Navigation und Car Funktionen des Audi Q7. Das Audi tablet basiert auf dem Betriebssystem Android, so stehen den Fondpassagieren eine Vielzahl an Möglichkeiten durch Apps, zur Verfügung. Filme, Musik, eBooks, alles ist abspielbar und später, nach der Fahrt, offline oder an jedem externen WLAN-HotSpot weiter nutzbar.
Letztendlich ist der neue Audi Q7 aber nicht als immobiler Unterhaltungsbursche konzipiert, er soll auch fahren. Und das macht er primär sehr leise und souverän, dank der Akustikdämmung. Im Zusammenspiel verschiedener Fahrzeugkomponenten, wie beispielsweise dem Brüstungsspiegel ergibt sich die Best-in-class Aeroakustik.
Bei der Motorenpalette bietet Audi zum Start in Europa zwei überarbeitete V6-Motoren an. Einen 3.0 TFSI Benziner mit 333 PS und 440 Nm Drehmoment. Er treibt den großen Luxus- SUV auf bis zu 250 km/h nach vorne. Auf unserer Testfahrt in der Schweiz, hinauf auf Alpenpässe und in den Luxus-Ski-Ort Verbier, fehlt ihm aber etwas der Punch auf langgezogenen Bergpassagen, wenn man aus dem Stand wieder anfahren möchte.
Unsere Empfehlung ist daher die von Audi als Volumenmotorisierung anvisierte 3.0 TDI Dieselvariante für 60.990 Euro Einstandpreis in die neue Q7 Welt. Diese Antriebesversion hat zwar mit 272 PS einige Pferde weniger als der Benziner, aber das starke Drehmoment von 600 Nm lässt den Q7 die Pässe hinauf marschieren, als wären wir in der Ebene. Und mit einer Beschleunigung von 6,3 Sekunden auf 100 km/h und bis zu 234 km/h Spitze, sollte man immer noch ausreichend motorisiert sein.
Zu einem späteren Zeitpunkt folgt eine zweite Version des 3.0 TDI mit 160 kW (218 PS) und einem Drehmoment von 500 Nm. Mit diesem Effizienzmodell wird der CO2-Ausstoß des 3.0 TDI nochmals reduziert und soll damit Maßstäbe bei der Effizienz setzen.
Ein weiteres Aggregat ist der 2.0 TFSI mit 185 kW (252 PS) und 370 Nm Drehmoment. Er ist vor allem für die asiatischen Märkte und die USA geplant.
Kurz nach dem Marktstart folgt der Audi Q7 e-tron quattro – der weltweit erste Plug-in-Hybrid mit einem Sechszylinder-Dieselmotor und quattro-Antrieb.
Der neue Audi Q7 mag sich von außen wie ein Facelift darstellen, ist aber unter dem eleganten Blechkleid ein ganz neuer Wagen. Neue Technik und vor allem der grundlegend überarbeitet Innenraum sind der positive Schritt ins nächste Auto-(Audi)-Jahrzehnt.
Text: Bernd Schweickard
© Foto: Audi (4), Bernd Schweickard
2 Gedanken zu „Audi Q7“