Across Alps – Im neuen Lexus LC500 Hybrid und V8

eXpress the streets!

Ein Roadtrip im neuen Lexus LC 500 über die Alpen, von Mailand bis nach München.

 

Mailand ist mehr als nur eine italienische Stadt. Sie gilt nicht nur unter italophilen Freunden als die Metropole für Mode, Chic und Extravaganz. Lexus bringt mit dem LC 500 Sportcoupe ein kongenial passendes Fahrzeug in die Showrooms, welches nicht nur für die Mailänder Straßen passend ist. Das Design des „Luxury Coupe“ (LC) entspricht bis auf kleine Details, annähernd der spektakulären Konzeptstudie LF-LC aus dem Jahr 2012. Und nun kehrt Lexus mit dem neuen LC 500 nach sieben Jahren Abstinenz, spektakulär in das Segment der Premium Gran Turismo Coupes zurück.

Mit diesem kompromisslosen Design des gewaltigen Diabolo-Grill, den schlitzförmigen Scheinwerfern und Heckleuchten die mittig eine Spiegelfläche bilden, will Chef-Ingenieur Koji Sato, die positive Resonanz auf die LF-LC Studie nun auf die Straße bringen.

AWR Chefredakteur Bernd Schweickard mit dem neuen Lexus LC 500 Hybrid als Yellow Bird

Unser Start im Hybrid-Modell aus der Metropole Mailand per Autostrada hinaus auf kurvige Alpenstraßen, bringt sofort zwei klare Erkenntnisse. Zum einen ist der Lexus LC 500 Hybrid ein Gleiter für vernünftige Fahrer und zweitens kein Sportwagen, mit dem man am Slalom-Parcours teilnehmen möchte. Sein neues „Multistage Hybrid“ System, ist mit einem V6 Saugmotor der 299 PS aus 3,5 Liter Hubraum schöpft, ausgestattet und liefert so eine Gesamtleistung von 359 PS ab. Die Kraftübertragung erfolgt über eine neue Getriebeeinheit die technisch mit vier Gangstufen auskommt, aber zehn Gänge simulieren kann. Klingt im ersten Moment kompliziert, ist technisch auch anspruchsvoll, aber Stefan Ramaekers, Senior Technik Trainer Lexus, erklärt es uns verständlich. Im Prinzip arbeiten zwei automatische CVT-Getriebe hintereinander und addieren sich gegenseitig. Während das erste Getriebe im ersten Hauptgang geschaltet ist, simuliert das zweite Getriebe die Gänge eins bis drei. Beim Wechsel des primären Getriebes in die Fahrstufe zwei, wechselt der zweite Automat in die Gänge vier bis sechs. Der zehnte Gang ist wie früher eine Art Overdrive und ermöglicht angenehmes Gleiten mit höherem Tempo bei niedrigen Drehzahlen, was den Verbrauch senkt. Mitunter das Hauptthema bei einem Hybridfahrzeug. Und diese aufwendige Technik scheint im Praxisbetrieb erfolgreich zu funktionieren. Mit 6,4 Liter Benzin ist der Lexus LC500h angegeben, wir haben auf unserem Weg bis zum Waldhaus Flims Alpine Grand Hotel & Spa, im Schweizer Kanton Graubünden, gut 7,6 Liter auf der Anzeige stehen. Im Mix auf der limitierten Autobahn und steilen Anstiegen quer durch die Alpen, ein respektabler Wert für einen zwei Tonnen Sportwagen. Wobei der Begriff Sportwagen nicht wirklich passt, dafür ist der LC 500 Hybrid einfach zu schwer und zu bequem. Additional kommt der in Deutschland verhasste „Gummiband-Effekt“ des CVT-Getriebes dazu. Laut Kundenbefragungen ist dieser Effekt in anderen Ländern nur marginal bedeutend, manche mögen ihn sogar. Aber für deutsche Kunden und sportives Fahren soll dieser Effekt auf ein Minimum reduziert werden. Das klappt auch, dennoch gibt es diese Gedenksekunde beim vollen Tritt aufs Gaspedal. Der Motor heult auf und erst einen Wimpernschlag später durchschneidet die schnittige Front die Luft vor uns.

Fahrzeugwechsel in den Lexus LC500 mit V8 Motor am Festspielhaus in Füssen. Die Variante, die lt. Lexus-Planern in Deutschland bis zu 75% der verkauften Modelle ausmachen wird. Und das, obwohl gerade die Marke Lexus einen sehr hohen Hybridanteil bei ihren Verkäufen in Deutschland hat. Aktuell liegt sie bei über 90% im PKW-Bereich. Aber, in dieser Fahrzeugklasse zählt hierzulande mehr als nur der reine Spritverbrauch. Neben dem Design, in erster Linie Emotionen. Und davon hat der fünf Liter Achtzylinder-Saugmotor mit 477 PS und 540 Newtonmeter halt einiges mehr zu bieten. Wer ein Sportfahrerherz hat, dürfte nun ebenso fröhlich trompeten, wie die dicken Endrohre, aus dem einer der letzten Motoren ohne Turbodruck seine frei angesaugte Luft wieder hinaus bläst. Aber nicht nur der Bollersound dieses famosen Motors, der automobilen Petrolliebhabern Freudentränen aus den Augen treibt, lässt uns der V8-Variante den Vorzug geben.

 

Auch fahrdynamisch verhält sich die V8 Variante gegenüber des Hybrid-Modells ganz anders. Insbesondere dann, wenn man an einem der beiden Plastikstutzen dreht, die wie Teufelshörner links und rechts aus dem Cockpit gewachsen sind. Am rechten Stick lassen sich die Fahrdynamik-Modi auswählen. Während wir gestern noch in den Fahrmodi „Eco“ und „Comfort“ unterwegs waren, sagt uns heute früh der kleine Teufel auf der Schulter, „Schalte in den „Sport“ oder noch besser, gleich in den „Sport+“- Modus!“. Die Elektronik verändert den Charakter des LC 500 eindeutig in Richtung Sportwagen. Zwar lässt es sich mit dem 4,70 Meter langen und 1,92 Meter breiten Designerkeil nicht wie ein kleiner flinker Hase über die teils nur einspurigen, engen Bergpässe wedeln, aber das Drehen am ergonomisch tollen Volant lässt jedes GT-Herz schneller schlagen. Auch weil die neue 10-Gang Automatik in einem harmonischen Rhythmus immer den passenden Gang aus dem Getriebesackerl zieht.

 

So verschieden wie die beiden neuen Lexus LC Modelle beim Fahren sind, so identisch sind sie im Innenraum. Die Verarbeitungsqualität ist auf einem exorbitant hohen Niveau. Jede Naht an den Rändern der Lederausstattung sitzt exakt so wie sie muss. Auch hierzu entwickelte Lexus ein eigenes Verfahren. Die Sitze sind vom Gefühl her, wie eine ultra bequeme Liege vor dem TV, von der man nicht mehr runter möchte. Weich und samtig abfedernd um Langstreckenkomfort zu bieten, an den Schultern aber mit genügend Seitenhalt, wenn man auf Bestzeitkurs geht.

Allerdings muss man die japanische Art des Innenraum-Design mögen, daran ändert auch der neue LC 500 nichts. Die beschriebenen Plastikhörnchen erinnern zwar an den limitierten Supersportler Lexus LFA, sind ergonomisch so perfekt zu bedienen, wie wir noch nie einen Schalter bedient haben, aber haptisch und visuell bricht er mit dem Luxusdesign der anderen Bauteile. Auch die Bedienung des Multifunktionsschirms, inklusive der Navigation nur mittels des empfindlichen Touchpads ist nervig. Zu nervös, zu unruhig, ein simpler Drehschalter oder ein Touchscreen wäre perfekt. Allerdings wäre dieser nicht zu erreichen, da über den Instrumenten eine Scheibe angebracht wurde, die tagsüber so verspiegelt ist, dass ein Ablesen der Instrumente teilweise unmöglich ist. Da hilft auch die Spielerei nichts, dass man per Knopfdruck das mittlere Rundinstrument im Cockpit nach rechts verschieben kann, um sich noch mehr Informationen anzeigen zu lassen. Es lohnt sich aber ein Blick auf den Tacho. Während im Hybriden die Nadel bei 250 km/h Spitze stehen bleibt, läuft sie im V8 Modell noch bis 270 km/h weiter. Bei der Beschleunigung sind die Unterschiede eher marginal. Mit 4,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist der V8 nur 0,3 Sekunden schneller als die Hybrid-Variante.

Der auf der neuen GA-L Plattform aufgebaute Gran Turismo Lexus LC 500 ist mehr als nur ein Prestigeobjekt oder Imageträger. Der neue Lexus LC 500 glänzt mit zwei konträren Seelen unter einem gleichen, atemberaubenden Blechkleid. Sicherlich polarisiert der Auftritt, aber wer visuelle Langeweile will, kann sich ja einen 6er BMW bestellen oder einen Mercedes. Insbesondere mit dem für 7.500 Euro Aufpreis lieferbaren Performance Paket, dass ein Carbondach, Allradlenkung, den ausfahrbaren Heckspoiler und ein High End Soundsystem von Mark Levinson enthält, wird der der LC 500 zum Geheimtipp für den extrovertierten, aber stilvollen Auftritt. Lexus selbst rechnet mit nur 130 verkauften Einheiten zu Preisen ab 99.200 Euro (beide Modelle haben den gleichen Basispreis) im kompletten Jahr 2018 in Deutschland. Inklusive gibt es dabei das Gefühl, eine Autoshow-Studie zu bewegen.

 

Text: Bernd Schweickard

© Foto: Bernd Schweickard