A Legend Reloaded
30 Jahre Peugeot 205/208 GTi
Mitte der 80er Jahre tobte der Klassenkampf auf den Landstraßen der Dorfjugend. VW Golf GTi oder Opel Kadett GSi, es war mehr als einfach nur eine Autowahl. Es war Lebenseinstellung, Lebensgefühl, man suchte sich keinen der beiden aus, man wurde als GTi oder GSi Fahrer geboren. Sicherlich gab es auch mal einen CRZ oder Uno Turbo –Fahrer dazwischen, die wurden aber eher belächelt.
Es war eine Zeit, da fuhr die legendäre Rallye Paris-Dakar noch wirklich von Paris quer durch Afrika nach Dakar und einer der Seriensieger hieß damals Peugeot. Mit dem 205 Turbo 16 wurde das Gruppe B Rallyemonster auf Rallye Raid getrimmt. Ja, ich stand 1988 am Zaun in der Mühlenbachschleife am Nürburgring, als dort das erste „Race of Champions“ stattgefunden hatte. Ari Vatanen, damals in Peugeot Diensten, fuhr im 205 und im 405 T16 Demorunden. Naja, was er so Demorunden nannte. Stolz zeigte ich die Kieselsteine die sich in meiner Jackentasche verfangen haben, als er im Drift vorüber zog, wir Freaks natürlich vorne am Zaun standen und nach einem schnellen 180 Grad Dreh die Steine in unseren Rücken einschlugen und wir in einer Staubwolke standen. Das ganz große Rallye-Feeling.
Zum Glück hatte Peugeot damals für die Kundschaft der „normalen“ GTi und GSI Fraktion, auch etwas im Programm, den 205 GTI. 1989 stand dann bei unserem örtlichen Händler eine Sonderversion davon, der Peugeot 205 Rallye. Eigentlich ein abgespeckter GTI, mit weiß lackierten Stahlfelgen und dem Peugeot Motorsport Signet im Kühlergrill lackiert, für uns Jüngeren war er damals der Traum zahlreicher schlafloser Nächte.
30 Jahre später kehrt Peugeot zurück ins emotionale Sportfeld der kleinen Sportgeräte. Der neue 208 GTI hat mit 200 PS fast doppelt so viel Leistung wie sein frühes Pendant mit 105 PS. Was direkt auffällt, der 1.6l Turbo-Motor mit Direkteinspritzung hängt ebenso drehfreudig am Gas wie ich das vom früheren Modell in Erinnerung habe. Sein niedriges Leergewicht von 1.265 Kilogramm inklusive Fahrer und 275Nm Drehmoment, lassen ihn zur berühmten Kanonenkugel werden. Den damals üblichen Ampelspurt von 0 auf 100 km/h erledigt der kleine Franzose in 6,8 Sekunden und fährt bis zu 230 km/h Spitze. Sicherlich ist der Laborwert von nur 5,9 Liter Benzin auf 100 Kilometern bei sportiver Fahrweise nur schwer erreichbar, aber während unserer 14-tägigen Testfahrt, lag der Verbrauch deutlich unter seinem Vorgänger, der nur halb so viel Leistung hatte. Das ist Fortschritt und der Spaß muss nicht auf der Strecke bleiben, sondern fährt mit.
Innen geht’s heute natürlich exklusiver zu. Der Peugeot 208 GTi empfängt seinen Fahrer mit einem komplett neu gestalteten Arbeitsplatz. Das Lenkrad misst nur 35 Zentimeter in der Breite – bei einer Höhe von nicht einmal 33 Zentimetern. Dank dieses ausgesprochen kleinen Volants blickt der Fahrer über statt durch den Lenkradkranz auf das erhöht platzierte und damit in sein Sichtfeld gerückte Kombiinstrument. Ob diese neue Anordnung einem persönlich gefällt muss jeder für sich entscheiden. Praktisch ist es, im ersten Moment allerdings sehr ungewohnt und wir wünschten uns eher die klassische Variante mit Lenkrad runter und Blick darüber.
Jeder Kilometer im Peugeot 208 GTi ist wie eine Zeitreise zurück in die eigene Jugend und weckt positive Emotionen. Einen wesentlichen Anteil daran hat neben der mitreißenden 200-PS-Maschine und der neuen Cockpit-Architektur auch der griffgünstig angeordnete, serienmäßige Multifunktions-Touchscreen. Über das 7-Zoll-Farbdisplay lassen sich Funktionen wie Radio, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und das optionale Navigationssystem intuitiv steuern. Musikdateien können über USB oder Audiostreaming abgerufen werden. Trendig als freistehendes Element im oberen Bereich der Mittelkonsole angeordnet, befindet sich der Multifunktions-Touchscreen günstig im Blickfeld von Fahrer und Beifahrer.
Die Bedienung erfolgt bequem mit nur einer Hand – so, wie die „Generation Facebook“ es heute vom Smartphone gewohnt ist, bloß mit etwas mehr Druck auf die Funktionsfelder, um Fehlbedienung vorzubeugen. Der neue Telematik-Dienst PEUGEOT Connect Apps vereint schnellen Online-Zugang mit speziell auf Peugeot zugeschnittenen Anwendungen. Auch damit geht die Löwenmarke neue Wege, genau wie mit dem für diese Klasse einmaligen Assistenzsystem Park Assist, das den 208 auf Wunsch selbsttätig in kleinste Parklücken manövriert und dem Fahrer vor allem im Stadtverkehr das Leben erleichtert.
Wobei das Wort „Fahrspaß“ eben von „Fahren“ abgeleitet ist und das ist nach wie vor seine Königsdisziplin. Am Sonntag hier durch den Taunus, kleine ausgestorbene Landstraßen, links, rechts, kurze Gerade, Gas, Bremsen und mit dem kleinen Lenkrad den GTI um die Ecken gedreht. Ja, das Lächeln auf meinem Gesicht ist wie früher, aber auch im Magen macht sich eine positive Stimmung breit, da der neue 208 GTI natürlich auch in Punkto Sicherheit deutlich zugelegt hat.
Mit dem serienmäßigen SSP (Steering Stability Program) verfügt der Peugeot 208 über ein innovatives Merkmal zur Steigerung der aktiven Sicherheit. Es ermöglicht ein intelligentes Zusammenwirken von ABS, ESP und elektrischer Servolenkung und verkürzt dadurch den Anhalteweg des Wagens je nach Einsatzbedingungen um vier bis zehn Prozent. Das SSP-System im 208 GTi erlaubt es nun, die Reifen auf dem griffigen Teil der Straße stärker zu bremsen und gleichzeitig einem instabilen Verhalten des Fahrzeugs dadurch vorzubeugen, dass der Fahrer durch einen zusätzlichen elektronisch gesteuerten, optimalen Lenkeingriff unterstützt wird. Dieses Lenkmoment wird weniger als 100 Millisekunden nach dem Beginn des Bremsvorgangs freigesetzt. Der vom SSP selbsttätig eingeschlagene Lenkwinkel kann bis zu 80 Grad betragen. Im Zweifelsfall hat der Fahrer natürlich auch die Möglichkeit, die Einschlagsempfehlung des Lenkrads mit eigener Kraft zu ignorieren – zum Beispiel, um einem Hindernis auszuweichen.
Schön das Peugeot es gewagt hat, mit einem sportiven Modell zurück in einen schweren Markt zu gehen. Gut ist es vor allen Dingen für die emotionale Seele einer Marke, den auch heute wird es irgendwo junge Autofahrer geben, die keinen Polo GTi oder Corsa GSI möchten und dann vom Herz geleitet, beim Peugeot-Händler den 208 GTI entdecken.
Aktuell bietet Peugeot ein limitiertes 208 GTI 30th Sondermodell an – Hier alle Infos!
Text: Bernd Schweickard
© Jens Scheibel, Peugeot