Es war das große Sternen-Aufgebot, nicht nur am Himmel der lauen End-Sommernacht, was gestern in Affalterbach leuchtete. Dieser kleine Ort, nur 20 Kilometer vom großen Stuttgart und der Daimler Konzernzentrale entfernt, ist seit 1976 der Firmensitz von AMG. 1967 entstanden aus der Idee von Hans-Werner Aufrecht und Erhard Melcher, Ingenieure mit dem Hang zur Perfektion und Motorsport. Sie gründeten das Ingenieurbüro für Motorentechnik und wurden mit ihrem Überraschungssieg 1971 beim 24h Rennen in Spa mit ihrem umgebauten Mercedes Benz 300 SEL 6.8 über Nacht weltbekannt.
Genau dieses Auto eröffnete den gestrigen Abend, der anfangs vom „Mr. DTM“, Bernd Schneider moderiert wurde. Selbst zum AMG Urgestein geworden stellte er eine imposante Ahnengalerie der automobilen AMG Meilensteine vor.
Dann war es soweit, Blitzlichtgewitter und Feuerwerk-Fontänen säumten die Ankunft des neuen Mercedes-AMG GT. Pilotiert wurde die gelb-gold lackierte Flunder von MercedesGP F1-Fahrer Nico Rosberg, der sich sofort erkundigte, wann er diesen Wagen als „Firmenwagen“ haben könne.
Der GT ist nach dem SLS der zweite von Mercedes-AMG komplett in Eigenregie entwickelte Sportwagen. Am Weltpremierenabend wurde in zahlreichen Workshops wie „Power & Performance“ und „Drive & Dynamics“ erklärt, worauf es beim Sportwagenbau und speziell beim AMG GT ankommt.
„Mit dem neuen Mercedes-AMG GT starten wir erstmals in einem anspruchsvollen Sportwagen-Segment, das der Wettbewerb bereits hochkarätig besetzt hat. Dies ist für uns Ansporn und Antrieb zugleich, um Sportwagen-Enthusiasten in aller Welt zu beweisen, zu welcher Performance AMG fähig ist“, sagt Prof. Dr. Thomas Weber, Vorstandsmitglied der Daimler AG
In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, der AMG GT wird in zwei Varianten ausgeliefert. In der Basisversion mit 462 PS und in einer „S-Variante“ mit 510 PS. Die Leistung liefert ein neu konstruierter 4.0 Liter V8-BiTurbo-Motor. Neu ist, dass die Lader nicht außen an den Zylinderbänken sitzen, sondern in das „V“, zwischen die Zylinder eingebaut wurden. Der Spurt von 0-100 km/h wird in 4,0, respektive 3,8 Sekunden absolviert. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe sitzt an der Hinterachse, Transaxle-Bauweise, was zu einer ausgewogene Gewichtsverteilung von 47:53 führt. Diese neutrale Gewichtsverteilung wird durch den etwas zurück gesetzten Motor, der in einer Frontmittelmotor-Position sitzt, unterstützt. „Driving Performance“ nennt AMG seine Art der sportlichen Fortbewegung und dafür sei solch eine Konstruktion unentbehrlich.
Das der AMG GT konsequent auf Performance ausgelegt ist, zeigt auch der Einsatz von Doppelquerlenkerachsen, die direkt aus dem Rennsport übernommen wurden. Erprobt in zahlreichen Einsätzen des Vorgängermodells SLS AMG. Sportive Traktion wird über ein mechanisches Sperrdifferential an den angetrieben Hinterrädern erreicht. Profi-Performance gibt es im „S“ mittels eines elektronisch geregelten Differentials. Auch sind per Knopfdruck verschiedene vorprogrammierte Fahrmodi anwählbar. „Nürburgring“ steht für Performance auf winkeligen Straßen die auch mal leicht uneben sein dürfen, während das „Hockenheim“-Setting für maximale „Driving Performance“ sorgt. Eine ebene Strecke vorausgesetzt, geht es hier um maximale Fahrwerte.
Die liegen beim AMG GT bei 304 km/h und der S-Version bei 310 km/h, dann wird elektronisch abgeriegelt. Irgendwann muss ja auch mal Schluss sein, nicht das es noch gefährlich wird.
Die Karosserie ist ein Traum aus einer Mischung von Stahl, Aluminium und Magnesium. Das Chassis inklusive Greenhouse und Karosserie sind aus Leichtmetall gefertigt, der Heckdeckel aus Stahl und das Front-Deck aus Magnesium. Dieses extrem leichte Element am Bug reduziert die Massenträgheit vor der Vorderachse und verbessert somit die Agilität des Fahrzeugs. Der gewichtsoptimierte Spaceframe besteht zu über 90 Prozent aus Aluminium-Komponenten. So kommt der AMG GT auf ein Rohbaugewicht von nur 231 Kilogramm.
Serienmäßig rollt der GT auf Leichtmetallrädern im 10-Speichen-Design der Größe 9 x 19 Zoll vorn und 11 x 19 Zoll hinten mit Reifen in 255/35 R 19 bzw. 295/35 R 19. Beim GT S lauten die Dimensionen 9 x 19 Zoll vorn mit Reifen 265/35 R 19 sowie 11 x 20 Zoll hinten mit Reifen 295/30 R 20. Für beide Modelle sind zahlreiche verschiedene Design- und Farbvarianten als Sonderausstattung lieferbar, etwa die besonders leichten Schmiederäder im Kreuzspeichen-Design, schwarz matt lackiert, mit glanzgedrehtem Felgenhorn und vollintegrierter Radschraubenabdeckung.
In Kombination mit dem AMG DYNAMIC PLUS Paket sind für den GT S auf Wunsch speziell entwickelte Sportreifen vom Typ Michelin Pilot Sport Cup 2 optional erhältlich – perfekt für ambitionierte Runden auf abgesperrten Rennstrecken.
Sicherlich möchte man mit dem neuen AMG GT im Revier der Sportwagenbauer aus dem benachbarten Zuffenhausen wildern. Zu wahrscheinlichen Preisen von um die 115.000 Euro (offizielle Preise wurden noch nicht bekannt gegeben), liegt man auf Porsche 911 Niveau. Wenn man die Fahrleistungen vergleicht, müsste man schon einen 911 Turbo bestellen und der würde dann gut 50.000 Euro mehr kosten. Obwohl beides Sportwagen sind, trennen sie jedoch Grundcharakteristika. Während der Porsche mit seinem Heckmotor als reiner Sportwagen durchgeht, ist der AMG GT alleine von der Silhoutte doch schon eher ein „Gran Turismo“ wie im ursprünglichen Sinn. Lange Motorhaube, darunter ein bollerndes Triebwerk, Innenraum nach hinten verlegt und ein knack-scharfes Heck. Das alles hat der AMG GT. Man kann mit ihm Kilometer auf endlos geraden Autobahnstücken runterreißen, oder am Wochenende eine Startnummer auf die Tür kleben und in Hockenheim-Modus am Rennen teilnehmen. Ein großer Wurf, oder wie gestern Abend zu sehen, sogar ein goldener Moment.
Info: www.mercedes-amg.com
Text: Bernd Schweickard
© Foto: Mercedes Benz (9), Christian Sauer (2), Bernd Schweickard
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