Ist automobiles Umweltbewusstsein nur Lifestyle oder doch eher ein Lebensgefühl?
Audi möchte seinem Technologie-Image einen weiteren Meilenstein verpassen. Im Rahmen der „Audi Future-Performance-Days“ stellen die Ingolstädter ihren voluminösen SUV Q7 als Q7 e-tron vor. Es ist der weltweit erste Plug-In-Hybrid, der einen V6-TDI-Motor unter der Haube und einen quattro-Antrieb unter der edel anmutenden Karosserie hat.
Das Highlight sitzt aber dazwischen und wurde in die Achtstufen-Tiptronic integriert. Die dort verbaute E-Maschine leistet 94 kW Leistung und bringt 350 Nm Drehmoment mit. Im Zusammenspiel mit dem 3.0 Liter Turbodiesel der 258 PS und 600 Nm liefert, ist der Q7 e-tron ausreichend mit Kraft versorgt. Und dieser 2,5 Tonnen schwere SUV, zwar wurde das neue Modell um 300 Kilogramm leichter, jedoch nimmt sich alleine die Batterie schon über 200 Kilogramm wieder zurück, soll nur 1,7 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbrauchen, laut NEFZ-DIN-Verbrauch? Wir probieren es aus!
Der Audi Q7 verfügt über ein intelligentes Navigationssystem, das die beste Route für einen Hybriden berechnet. Denn einfach nur reinsetzen, Fuß aufs Gaspedal und los, ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg, wenn man sich für einen e-tron entscheidet. Neue Wörter und Fahr-Definitionen muss der Plug-In Fahrer verinnerlichen.
„Boosten, Segeln und Rekuperieren lautet das Vokabular eines Audi SUV-Fahrers mit grünem Herzen!“
Im Alltag bedeutet das aber nicht Stress beim Fahren, da der Q7 das vieles davon unbemerkt im Hintergrund erledigt. So laufen die meisten Bremsvorgänge über die E-Maschine, die dann als Generator arbeitet. In aller Regel startet der Audi Q7 e-tron quattro rein elektrisch. Beim Wechsel in den Hybrid-Modus und für das Boosten muss der Fahrer das aktive Fahrpedal, eine weitere Neuheit von Audi, über einen gewissen Widerstand hinaus durchtreten. Die Position des Druckpunktes ist je nach Ladezustand flexibel geregelt.
Unterstützt werden wir auch unterwegs von dem intelligenten Navigationssystem und dem „Prädiktiven Effizienzassistenten“. Ein schwieriges Wort für eine schlau, im Prinzip einfache logische Sache. Er weiß durch die topographischen Navidaten schon im Vorfeld, wann Steigungen, Gefälle oder Ortschaften kommen. Anhand dieser Daten leuchtet im richtigen Moment im Display ein grüner Fuß auf, der dem Fahrer signalisiert, er kann jetzt schon vom Gas gehen, da der Q7 die restlichen Meter Segeln kann. Das trägt zu einer entspannten Fahrweise bei und reduziert merklich den Spritverbrauch.
Eine weitere Neuheit findet sich im Thermomanagment des Audi Q7 e-tron. Als weitere weltweite Innovation verbaut Audi eine „Wärmepumpe“. Diese ermöglicht es, die Abwärme der elektrischen Antriebskomponenten dem Innenraum des Q7 e-tron quattro zur Verfügung zu stellen. Sie klimatisiert den Innenraum wirksam und schnell. Zugleich erhöht sie wegen ihres geringeren Energiebedarfs die elektrische Reichweite im Vergleich zu einer konventionellen elektrischen Heizung erheblich. Audi bringt die Wärmepumpen-Technologie als weltweit erster Hersteller in einem Plug-in-Hybridauto in Serie.
Über den Innenraum schrieben wir bereits hier einen Artikel zur ersten Fahrvorstellung des Audi Q7. Natürlich ist dieser auch im e-tron mit seinem Wrap-around und den hochwertigen Materialien in einer anderen Liga als Mitbewerber unterwegs. Perfekte Verarbeitung und ein haptisches Wohlbefinden das aktuell die Messlatte im Segment darstellt, lassen eine harmonische Grundstimmung im Fahrzeug aufkommen. Hilfreich ist dabei das größte Raumangebot in seinem Segment. Abgeknabbert wurde Platz für die Hybridtechnik ganz hinten, im Kofferraum. Gut 200 Liter sind es nun weniger, aber 650 Liter Kofferraumvolumen und bei umgeklappter Rückbank bis zu 1.835 Liter sollten dennoch für einen normalen Familienausflug reichen.
„Ein Audi Q7 – Zwei Fabelwerte!“
Der neue Audi Q7 e-tron leistet sich auf unserer kleinen 100 Kilometer Ausfahrt keine Schwächen. Wie auch. Er vereint alle Vorzüge des frisch vorgestellten Q7, Verarbeitung, Anmutung, Qualität, mit einer neuen Technik-Noblesse. Das was die Audi-Ingenieure dem neuen Q7 e-tron eingepflanzt haben, ist mehr als nur ein Marketing-Gag! Natürlich ist der angepriesene Wert von 1,7 Liter Diesel-Verbrauch in der Realität wohl nicht zu erreichen, ein künstlicher nach Normen ermittelter Fabelwert eben. Aber, auf unserer Teststrecke, die Autobahnen, Landstraße, Stadt und Berge beinhaltete, ohne Rücksicht auf den grünen Fuß im virtual Cockpit, benötigten wir bei normaler Fahrweise rund 5 Liter Diesel. Das ist der andere Fabelwert. Ein über zwei Tonnen schweres SUV, das man mit diesem Verbrauch bewegen kann? Vor wenigen Jahren noch völlig undenkbar! Und dabei wollten wir wissen, wie sich der Q7 im normalen Leben anfühlt. Wer segelt und den ganzen Anweisungen im Cockpit folgt, kann sicher unseren Wert noch weiter nach unten drücken. Kollegen erreichten auf identischer Strecke sogar knapp unter 4 Liter!
Für die meisten sollten die über 50 Kilometer Reichweite bei vollen Akkus genügen, um ins Büro und wieder nach Hause zu kommen. Dort wird der Q7 e-tron im Idealfall an die Steckdose eines mit Sonnenkollektoren bestückten Carports angeschlossen. So lässt es sich gut sparen, was bei einem Mehrpreis von gut 20.000 Euro, der Q7 e-tron beginnt bei 80.000 Euro, gegenüber einem Einstiegs-Diesel Q7 ein Thema ist.
„Der Q7 e-tron ist mehr als nur ein „Elektro“-SUV – Er ist ein Statement!“
Aber wenn man ehrlich ist, wegen den Minderverbrauch wird man sich den Q7 nicht kaufen. Während das beim A3 e-tron, von dem Audi mittlerweile mehr Einheiten verkauft als von seinen Sportmodellen, eventuell noch ein anderes Thema ist. Der Q7 ist mehr die expressivste Art, sich aktuell als moderner Gutverdiener und Technik affiner Mensch, sich in der guten Wohngegend darzustellen. Leistung und Luxus, „Ja gerne“ , aber bitte mit einem modernen, umweltverträglichen Gewissen. Nach dem erfolgreichen A3 e-tron ist der Q7 die logische Konsequenz und Weiterentwicklung, in einer anderen Fahrzeugklasse, der auch dort seine Kunden finden wird. Umweltbewusstsein und Verantwortung ist am Ende doch mehr, als nur ein Hype oder Lifestyle.
Bernd Schweickard
© Foto: Audi
2 Gedanken zu „Audi Q7 e-tron“