40 Jahre Porsche RS

40 Jahre nach der Entstehung des ersten RS, ist es nunmehr der zigfache UrEnkel, der 997 GT3 RS 4.0, der die sportiven Gene in sich trägt.

Als Topversion der 2011 auslaufenden 997 Baureihe wurde der GT3 RS 4.0 für 600 glückliche Käufer die blaue Mauritius unter den aktuellen Porschemodellen.

Und nun fahren wir auch einen, zum Porsche Klassik Event anlässlich des AvD Oldtimer GP am Nürburgring.

Ein 4.0 ist so etwas wie das Nesthäkchen in der Porschewelt, das merkt man sehr schnell. Egal mit wem wir auf der Porscheseite im Vorfeld sprachen, immer klang die Stimme des Gegenübers beim Thema 4.0 eine Oktave höher. Die Augen glänzten und man hatte den Verdacht, jeder möchte den Wagen einfach umarmen und gern haben.

So auch Alexander Klein, der Leiter der Fahrzeuge des Porsche Museums. Wir sollen heute nicht nur einen 4.0 abholen, sondern es ist das Porsche eigene Modell aus dem Museum, der Ur 4.0 sozusagen. Der, so verrät uns Alexander Klein, das Fotomodell für den Prospekt und weitere Fotos war.

„Passen Sie gut drauf auf und bringen Sie ihn bitte heil wieder zurück“, sagt Hr. Klein noch zu uns und tätschelt dabei liebevoll aufs Dach des „Renn-Elfers“ für die Straße.

 

Alleine die Abholung sorgt schon für eine fast kindliche Gänsehaut-Vorfreude. „Unser“ 4.0 parkt zwischen einigen Porsche-Legenden. Auf der einen Seite der 934 Turbo Le Mans der von Jacky Ickx pilotiert wurde. Nebendran ein Safari 911 in original Konfiguration.

Man hat das Gefühl, hier ist alles Legende, jedes Fahrzeug, jede Ecke, jeder Winkel, sogar jeder Bleistift auf dem ein Porsche-Logo prangt. Wir sind im Epi-Zentrum der Porsche-Afficinados angekommen und klettern in den 4.0 hinein.

Sanft rutschen wir in die Sport-Schalensitze die wie für uns maßgeschneidert wirken. Dann war es das auch mit dem sanft, der Rest ist harte Arbeit. Zum Einstellen gibt es in unserer Version nichts. Kein Radio, keine Klimaanlage, keine sonstigen Schalter. Ein griffiges Alcantara-Lenkrad das eine feste Führung verlangt, ein Schalthebel und dann kann man noch per Schalter das ESP ausschalten, was wir aber unbedingt vermeiden.

 

Die ersten Meter sind noch etwas holprig, die Kupplung muss mit vollem Einsatz durchgetreten werden, die harte Lenkung fordert trainierte Arme und hinter uns faucht der 4.0-Liter Saugmotor mit 500 PS. Ein richtiges Männerauto, kein Café-Racer. Genial.

 

Genial ist auch der Antritt, da die 600 PS aus dem 4 Liter Triebwerk mit den 1.360 Kilogramm Fahrgewicht leichtes Spiel haben. Sämtliche Hauben und die Kotflügel sind aus Kohlefaser und sparen überflüssige Pfunde die niemand braucht. Die hinteren Seitenscheiben und die Heckscheibe sind aus Polycarbonat und nicht aus schwerem Glas. Und irgendwie vermittelt dies Rennfeeling, als wir bei rund 30 Grad Außentemperatur ohne Klimaanlage mit offenem Fenster fahren müssen und ab ca. 120 km/h auf der Autobahn diese dünne Plastik-Heckscheibe anfängt zu vibrieren. Im Endeffekt ist dies auch nicht weiter tragisch, der breite Motorsport-Heckflügel verhindert letztendlich sowieso jeden Blick nach hinten. Emotional fühlen wir uns auch nicht auf der A8 unterwegs, wir fühlen uns eher bei gleißender Mittagssonne auf der Geraden in Jarama oder Estoril fahrend, schalten das knackige Getriebe durch und lauschen diesem unwiderstehlichem Sound des großvolumigen Boxers hinter uns, der bis über die 8000er Marke drehen kann. Er würde uns sogar bis auf 310 km/h Spitze katapultieren, dann kommt der Begrenzer. Er könnte wohl auch mehr, aber es ging bei dem 4.0 darum, wie schnell man die Höchstgeschwindigkeit erreicht, teilt uns Herr Klein vom Porsche Museum noch mit, nicht darum eine möglichst hohe Endgeschwindigkeit zu erreichen. In nackten Zahlen heißt das konkret, in 3,9 Sekunden auf Tempo 100. Und Tempo 310 langt in den meisten Fällen ja auch.

 

Der Porsche 911 GT3RS 4.0 ist die Inkarnation des kleinen Jungen Traumes. Als ich mit 10 Jahren den silbernen Porsche RSR über meine Universal-Carrerabahn flitzen lies, stellte ich mir vor wie es wohl sein möge, solch einen Rennwagen zu pilotieren. Nun, 32 Jahre später und einige Modellgenerationen weiter, vermittelt der 4.0 exakt das, wie ich mir das früher vorstellte. Brutaler Sound, ein noch brutalerer Antritt und ein emotionales Gefühl, wenn man am Alcantara-Lenkrad dreht und der Wagen akkurat den Lenkbefehlen folgt, wie man es für alles Geld auf dieser Erde nicht kaufen kann. Ok, Empfindungen kann man nicht kaufen, den Wagen gab es für rund 180.000 Euro. Wenn man nun bedenkt das ein guter originaler 73er RS aktuell auf 300.000 Euro taxiert wird, war der 4.0 ein Schnäppchen.

Und auch wenn wir die aktuelle Baureihe als visuell sehr gelungen empfinden, können wir es nun kaum abwarten, bis diese Baureihe sich dem Ende neigt und Porsche hoffentlich wieder zum Produktionsende diese mit einem neuen RS krönen wird.

 

Text: Bernd Schweickard

Fotos: Nina Ziegler

 

 

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