6-Door-Clublounge – der neue Mini Clubman
Als etablierte Lifestyle-Marke im Autobereich hat man gewisse Vorteile, muss sich aber auch den damit verbundenen Nachteilen stellen. Eine „hippe Marke“ bringt den „Will haben“-Bonus mit, steht aber auch im Focus der treuen Jünger, sich ständig neu erfinden zu müssen, um angesagt zu bleiben.
Die BMW Tochtermarke Mini schafft das seit ihrem Relaunch im Jahr 2002 beständig. Im letzten Jahrzehnt erreichten einige Derivate die Showrooms der Händler, die man dann im urbanen Umfeld gefühlt an jeder Ecke sieht, andere eher nur beim Händler.
Der erste Mini Clubman, der 2007 mit seiner kleinen Tür auf der Beifahrerseite zum Fondbereich für polarisierende Meinungen sorgte, war so ein verspieltes Fahrzeug. Eher ein Versuch etwas anders machen zu wollen, als wirklich eine Alternative zum original Mini-Modell.
Beim neuen Mini Clubman ist alles anders, alles neu, nicht nur die beiden neuen Außenfarben Silver metallic und Pure Burgundy metallic, die Farbe unseres Testwagens. Der neue Clubman geht nun einen ganz anderen Weg, sogar in eine andere Wagenklasse. „Premium-Kompaktsegment“ heißt die außer SUV’s boomende Fahrzeugklasse. Mit einer Außenlänge von 4,25 Metern passt er auch genau dorthin, als cooler Neuer inmitten der oftmals biederen Kompakten. Der Radstand von nun 2,67 Metern kommt merklich im Innenraum an. Nach hinten geht’s nun auf beiden Seiten mit einer eigenen Tür auf jeder Seite. Wir nehmen zur Testfahrt aber vorne Platz, dort wo man am besten das „Mini-Feeling“ erleben kann.
„Eigentlich sollte man im Lexikon beim Wort „Lifestyle“ ein Foto des Mini Clubman sehen!“
Das Interieur ist dem vor einem Jahr vorgestellten Fünftürer angepasst. Das heißt, endlich sitzt der Tacho gut ablesbar mittig vor der Nase des Fahrers. Damit man aber immer noch das Wagenrad in der Konsolenmitte wahrnimmt, hat man ihm nun eine Leuchtumrandung verpasst. In diesem LED-Lichtring flitzen Lichteffekte auf und ab, dazu kann man passend die Türkonsolen in wechselnden Farben darstellen. Alles sinnfrei, aber genau das ist es, was einen Mini doch ausmacht. Normale Autos gibt es in dieser Fahrzeugklasse genug. Aber eben keinen Mini, für den im Autobereich das Wort „Lifestyle“ erfunden wurde. Und das möchte er auch jedem vor der City-Lounge zeigen, wenn man die Tür öffnet und das Mini-Logo mit LED-Spots auf den Boden projiziert wird.
Die Verarbeitung und die Qualität der verwendeten Materialien ist nun auch im Mini auf einem hohen Premiumniveau angekommen. Unser Testwagen sprengt sicherlich leicht die 40.000 Euro Schwelle, wobei der Clubman mit 136 PS bei seinem Start in den Autohäusern am 31. Oktober ab 23.900 Euro kosten wird. Der von uns bewegte Cooper S mit seinem starken 192 PS Motor startet bei 27.500 Euro. Die lange Aufpreisliste lässt jeden Mini fast zum Unikat werden. Wer viele Kreuze auf der Bestellkarte setzt, bekommt auch ein Premiumfahrzeug in die schicke Neubausiedlung geliefert.
Wir sitzen auf einem bequemen abgesteppten Ledergestühl, dass erstmals im Mini elektrisch verstellbar ist. Elektrisch fährt auch eine getönte Scheibe vor dem Fahrer oberhalb des Cockpits raus. Das gut ablesbare Head-Up-Display für 600 Euro liefert Informationen über die aktuelle Geschwindigkeit, Verkehrszeichen und natürlich die Navi-Hinweise. Kongenial dazu passend liefert Mini in der Aufpreisliste das Navi-System Professisonal für 2.060 Euro, das ein 8,8 Zoll großes Display mit 3D-Grafik beinhaltet. Wer seinen Mini nicht in Preisregionen des Mutterkonzerns BMW treiben möchte, kann auch für 500 Euro Aufpreis ein CD-Radio mit 6,5 Zoll großen Bildschirm ordern. Das neue Head-Up-Display funktioniert mit beiden Systemen.
Früher hätte bei einem Mini niemand nach der Größe des Kofferraums gefragt. Das käme gleich, als würde man in der Antarktis nach einem Eissalon mit Außenbestuhlung schauen wollen. Mit dem neuen Clubman hat sich das geändert. Am Heck behält er als Reminiszenz an seine Lifestyle-Genetik die obligatorischen Split-Doors die ihn zum Sechs-Türer machen. Diese lassen sich nun per Hand, per Funkschlüssel oder mit einem Fuss-Schwenk (Aufpreis 390 Euro) unterhalb der Stoßstange öffnen. Dahinter verbirgt sich ein neues Raumgefühl im Mini, der mit nun 360 Liter Ladekapazität an Marktkonkurrenten wie den VW Golf oder den Audi A3 im Premium-Segment herankommt. Wird die dreigeteilte Rückbank umgelegt, schluckt der neue Clubman sogar bis zu 1.250 Liter. Hier fährt nun auch Billy aus dem bekannten Trend-Möbelhaus gerne mit.
Das Fahren ist dank des langen Radstandes nicht mehr ganz Mini-Like, dafür passend zum Auto modern angepasst. Wer sich für den Clubman entscheidet, benötigt außer der vielleicht lässigeren Optik, einfach Platz. Für Einkäufe, für ein Kind, für den großen Hund, alles was im urbanen Leben Teil des Ganzen ist. Da möchte man auch nicht unbedingt wie im dreitürigen John Cooper Works ständig im gefühlten Go-Kart sitzen. Aber, so ganz kann der Clubman natürlich nicht aus seiner Haut.
„Mini Driving Mode“ heißt der Drehring rund um die Schaltkulisse. Die Fahrprogramme „Green“, Mid“ und „Sport“ sind durch einfaches Drehen auch während der Fahrt ein- und umzustellen. Auf „Sport“ wird der Clubman spürbar direkter mit der Lenkung und der Motor wirkt bei der Gasannahme feuriger, spritziger. Der Sport-Auspuff-Sound gibt sein Übriges um für zwischenzeitliche, emotionale Mini-Go-Kart-Höhepunkte zu sorgen.
„Der Mini Clubman ist die einzige Lifestyle-Alternative in der Kompaktklasse!“
Am Ende des Tages ist der neue Mini Clubman aber ganz klar auf praktisch getrimmt. Er soll sich in einem neuen Umfeld etablieren, als peppige Alternative zu dem Kompaktklassen-Einerlei. Uns gefällt die neue Ausrichtung des Clubman sehr gut. Mit seinem pfiffigen Design, den Flugzeug-Kippschaltern im Innenraum und diesem Coolness-Faktor-Image, wird er die Lifestyle-Alternative in der Kompaktklasse werden.
Und wissen möchte wie sich der classic Mini im Renntrimm fährt, klickt hier!
Text: Bernd Schweickard
© Foto: Mini (3), Bernd Schweickard
3 Gedanken zu „Mini Clubman Cooper S“