Im Porsche dabei – Car Napping im Autokino

Somewhere over the rainbow …

Wenn Männer wieder zu Buben werden – Ein Abend mit dem Auto-Kult-Kino Team!

 

Der angekündigte Regen an diesem frühen Samstagabend blieb aus, weil der Wettergott ein Autokinofan sein muss. Zumindest konnte man bisher alle Vorführungen vom Auto-Kult-Kino Team auch im Cabrio mit offenem Verdeck anschauen.

Dass man an diesem Abend dennoch auf keinen Regenbogen verzichten musste, dafür sorgte Rainer Buchmann mit seinem „Rainbow-Porsche“. Ein ehemaliger Kunde, oder besser Freund des Autoveredlers, der den Wagen bereits Anfang der 1980er Jahre kaufte, brachte ihn mit ins Autokino Gravenbruch, zum Film-Fan-Event „Car Napping“.

Und mit ihm kamen viele weitere Autoverrückte an diesem Abend ins älteste Autokino Europas. Ob Opel Rekord, ein Talbot Samba Cabriolet, das hierzulande seltener sein sollte als ein Mercedes 300 SL Gullwing, diverse US Schlitten, ehemalige Tuningfahrzeuge der 1980er Jahre wie der Porsche 911 Flachbau von Uwe Gemballa, Mercedes W126 Flügeltürer, der visuell eigenwillige Matra 530, oder ganze Markenklubs. Alle kamen zum gemeinsamen Feiern und in Erinnerungen schwelgen. Oft in der der eigenen Jugend, als man als Fahranfänger 1980 den heutigen Kultfilm „Car Napping – bestellt – geklaut –geliefert“ sah und von den Fahrzeugen darin träumte. Viele der mittlerweile an Jahren gereiften Fans, haben sich ihren persönlichen (Auto)Traum erfüllt und kamen im eigenen Porsche zum Event angereist. Die Macher des Auto-Kult-Kino haben dafür extra die erste Reihe reserviert, in Anlehnung an die legendäre Szene im Film, in der 40 Porsche in Paris gestohlen wurden.

„Im 1981er Porsche 928 S aus dem Porsche Museum zu „Car Napping!“

Im Museums Porsche 928 S ging es in die 1. Reihe beim Car Napping Event.

Auch wir mischten uns unter die Car Napping Enthusiasten und parkten so neben 911 Modellen der „G-Baureihe“ und des entsprechenden Clubs in der 1. Reihe. Das Porsche Museum in Stuttgart stattete uns mit einem passenden Porsche 928 S aus. Es ist gebührend dem Anlass natürlich kein normaler 928 S, sondern das Sondermodell zu „50 Jahre Porsche“ aus dem Jahr 1981. Lackiert in Meteorgrau-Metallic, mit besonderer Innenausstattung in weinrot, die so nie in den normalen Verkauf kam.

„Car Napping – Eine wunderbare Hommage an die wilden 80er!“

1983 und 1985, IAA Halle 9, oben in der zweiten und dritten Etage, da standen sie, die Tuner, Veredler, Auto-Couturiers, wie Rainer Buchmann mit seiner Firma bb aus Frankfurt. Und ich stand als Jugendlicher der gerade den Mofa-Führerschein gemacht hatte, mit glänzenden Augen vor den Absperrseilen der Stände, wo diese Unikate zu auch damals unfassbaren Verkaufspreisen präsentiert wurden. „So einen will ich auch“, dachte ich mir und da sowieso klar war, dass ich mal Rennfahrer oder Auto-Designer werde, sollte das Finanzielle ja kein Problem sein. Aber vielleicht ginge das auch direkt, ohne Arbeit? Und dann kam im Fernsehen auf Hessen 3 der Film „Car Napping“. Darin alle Autos, insgesamt sollen 116 Luxusautos in dem Film verwendet worden sein, meiner noch jungen (Auto)Träume. Die beiden Hauptprotagonisten, der weiße Flügeltürer CW 311 und eben der Regenporsche auf Basis eines Porsche 911 von „bb“ aus Frankfurt, der Firma von Rainer Buchmann, schloss ich direkt ins Herz. Frankfurt mochte ich sowieso und irgendwie gab es da schon eine Verbindung, ein Gefühl, warum man sich zu der einen Marke hingezogen fühlt, oder nicht, wie im Fussball. Es ist halt etwas emotionales, was nur schwer zu beschreiben ist.

Gentleman Autodieb Harry König mit seiner spektakulären Autobiografie.

Im Film lernte ich ja, wie einfach es wohl sei ein Auto zu öffnen und probierte es dann mal in der Garage an Vaters neuem Opel Rekord E aus, aber es wollte nicht klappen. Harry König, den echten „Gentleman-Autodieb“ auf dessen damaliges Leben der Film basierte, kannte ich ja noch nicht, gab also keine Tipps. Aber, es gab schon Video 2000 Rekorder mit dem ich schlauerweise den Film aufnahm. Doch leider konnte ich bei den Szenen wo „Carlo“ mit dem Fingernagel den Ferrari 308 oder den roten Porsche 924 aufmachte, auch im Standbild nicht erkennen wie das ging.

Als etwas später die für Eltern typische Frage, „was man denn mal werden möchte“ kam und ich fröhlich „Autodieb an der Cote d’Azur“ ins Wohnzimmer rief, änderte sich dieser Tag für mich leicht überraschend von Sonnenschein in einen schattigen Tag. Das folgende Gespräch und die Mimik meiner Eltern machten schnell deutlich, aus St. Tropez wird nichts und ich muss wohl weiter im verregneten Rüsselsheim zur Schule gehen und mit dem Mofa hinfahren.

„Auto.Kult.Kino – Ein Familientreffen der besonderen Art!“

Zur Einstimmung auf den Filmabend, pilgerte die große Fangemeinde, über 400 Karten wurden bereits im Vorverkauf bestellt, in das Eventzelt im Eingangsbereich. Dort gab es neben dem „bb Buch“ aus dem Heel-Verlag, in dem der renommierte Automobil-Journalist Gerold Lingnau die Geschichte des Frankfurter Auto-Couturiers, nur Unwissende würden ihn „Tuner“ nennen, leicht und angenehm zu lesen niederschrieb.

Ein Kapitel befasst sich nur mit dem 1980 erschienen Film „Car Napping“ und an diesem Abend, fand etwas Einmaliges statt, so einmalig wie der automobile Star des Films, der bb Mercedes-Benz CW311. Dem Ruf von Rainer Buchmann folgten der Hauptdarsteller des Films, Schauspieler Bernd Stephan, Gernot Roll der die Kameraführung hatte, als auch Wigbert Wicker, den Regisseur des Films. Und neben weiteren Freunden aus der Zeit, wie der Inhaber der Frankfurter Lackiererei Klenck die den Regenborgenporsche damals in den Polaroid Farben lackierte, kam auch Harry König, der im Film, angelehnt an den Spleen von Alfred Hitchcock, nur kurz zu sehen war. Da stand er, der ehemalige Autodieb, der mit seiner Gang im realen Leben sogar 60 Porsche in einem Pariser Autohaus mitgehen ließ. Er war das, was man in den 70er Jahren wohl einen „Gentleman-Gangster“ nannte.

Rainer Buchmann, Schöpfer des Regenporsche und CW 311

So kam es zu einer fröhlichen Talkrunde, die vom Filmwissenschaftler Urs Spörri exzellent und humorvoll geleitet wurde. Rainer Buchmann berichtete wie der Regenbogenporsche entstanden ist, charmant begleitet von seiner Frau Kathrin, die damals für eine Nebenrolle einsprang, als die vorgesehene Schauspielerin ausfiel. Improvisation war überhaupt das große Thema bei der Entstehung des Films, Damals, als die Hemden bei Männern mit Behaarung noch halb offen waren, man sich eine „Reval Ohne“ am Set ansteckte und sich noch niemand um Lizenzen und Genehmigungen kümmerte. Man fuhr halt einfach im normalen Straßenverkehr über die Champs-Élysées, so oft, bis die Aufnahmen im Kasten waren. Manchmal auch, im Sinne des Films, über rote Ampeln, wie Regisseur Wigbert Wickert schmunzelnd berichtete.

Es gab so viele angenehme Gänsehautmomente an diesem sehr speziellen Abend auf dem nackten trostlosen Beton-Parkplatz, inmitten des Rhein Main Gebietes. Aber alle zusammen machten es zu einem fast intimen Familienfest der besonderen Art, verliehen diesem Ort eine ganz besondere Aura. Und als sämtliche Porsche in der ersten Reihe auf das Zeichen des Film Autodiebes Robert Mehring (Bernd Stephan) hin, die Scheinwerfer einschalteten und die Motoren starteten, um die 40 Porsche hörbar über die Champs-Élysées zu begleiten, war es einer dieser besonderen Augenblicke an diesem Abend, inmitten von angenehm positiv autoverrückten Menschen.

Wer das tolle Team vom Auto-Kult-Kino mal persönlich treffen oder bei einer der kommenden Events selbst dabei sein möchte, findet weitere Infos unter Autokultkino.de

Wir bedanken uns beim Porsche Museum Stuttgart für die freundliche Unterstützung mit dem Porsche 928 S.

Text: Bernd Schweickard

© Foto: Bernd Schweickard, Jens Scheibel